Julia Extra Band 0303
Doom Planet , was er da spielt?“
Rowe stand so dicht hinter ihr, dass ihre Körper sich fast berührten. „Hört sich jedenfalls so an“, brachte Kirsten mühsam hervor.
Normalerweise bestand Kirsten darauf, dass Jeffrey sich eine Weile an der frischen Luft aufhielt, ehe er den PC anschaltete, doch heute war eben alles anders. Als es an der Tür läutete, zuckte sie heftig zusammen.
Himmel noch mal! Was war denn nur mit ihr los? Sie war eine erwachsene Frau und musste doch kein schlechtes Gewissen haben, nur weil ausnahmsweise, und dann noch gegen ihren erklärten Willen, ein Mann im Haus war!
„Komm einfach rein!“, rief sie dem Jungen zu, der schon auf dem halben Weg zu seinem Kumpel war.
„Ich nehme an, das ist Michael“, meinte Rowe schmunzelnd und schaute zu dem rothaarigen Jungen, den er bereits von der Schule kannte.
Kirsten nickte. „Ja, Jeffreys bester Freund und der Sohn von Shara und Paul Dare, der für die Außenanlagen des Schlosses verantwortlich ist. Sie wohnen direkt nebenan. Ich werde den beiden Jungen kurz ein Glas Milch und einen kleinen Snack bringen. Wenn sie erst mal mit ihrem Computerspiel angefangen haben, kann man sie nicht mehr erreichen.“
Rowe trat ihr in den Weg. „Das kann ich machen. Sie setzen sich erst einmal hin. Es ist nicht zu übersehen, dass Ihnen jeder Schritt offenbar Höllenqualen bereitet.“
Das stimmte zwar nicht ganz, aber Kirsten hatte weder Kraft noch Lust, weiterzudiskutieren. Andererseits … wenn Rowe noch näher mit Jeffrey in Kontakt kam, würde er womöglich doch irgendwann zwei und zwei zusammenzählen und erkennen, dass er nicht ihr Sohn, sondern seiner war.
Aus einem Impuls heraus versuchte sie, an ihm vorbeizuschlüpfen, aber das ließ er nicht zu, fasste sie stattdessen bei den Schultern und drängte sie, auf dem Sofa Platz zu nehmen. „Das dauert nur ein paar Sekunden“, versprach er beschwichtigend. „Danach kümmere ich mich dann um Sie. Wo finde ich etwas zum Knabbern?“
Kirsten wies stumm in Richtung Küche, immer noch frustriert und verärgert über ihre Schwäche. „Die Milch ist im Kühlschrank, Plastikbecher stehen im Regal darüber und selbst gebackene Kekse in der Teddybär-Dose direkt daneben.“
„Selbst gebacken?“, hakte Rowe erfreut nach. „Dürfen sich große Jungen eigentlich auch an Milch und Keksen bedienen?“
Viel zu familiär, dieser lockere Ton, entschied Kirsten. „Nehmen Sie sich, was Sie wollen“, brummte sie nicht gerade freundlich, doch das schien ihren ungebetenen Gast nicht zu stören.
Während sie ihn in der Küche rumoren hörte, musste sie zugeben, dass es gar kein schlechtes Gefühl war, auf der Couch zu relaxen, während jemand anders sich um die Dinge kümmerte, die sonst allein ihr oblagen.
Dies ist nur eine Ausnahme und darf niemals zur Regel werden, sagte Kirsten sich streng und gestattete sich dann doch, wenigstens für einen Moment den Kopf gegen das weiche Polster zu lehnen und die Augen zu schließen.
Bis Rowe Milch, Becher und Keksdose gefunden und zu den Jungen geschafft hatte, waren fünf Minuten vergangen. Fünfzehn weitere gingen für die Einführung in die tieferen Geheimnisse von Doom Planet drauf. Und nachdem Rowe von Jeffrey erfragt hatte, wie seine Mutter ihren Kaffee am liebsten trank, brauchte er nochmals zehn, um in die Küche zurückzukehren, Kaffee zu machen und alles nett auf einem Tablett zu arrangieren.
Schließlich drückte er die Tür zum Wohnzimmer mit dem Ellenbogen ein Stückchen weiter auf und blieb wie angewurzelt stehen. Kirsten lag, zusammengerollt wie ein kleines Kätzchen, auf der Couch und schlief.
Leise betrat er den Raum, stellte das Tablett vorsichtig auf dem niedrigen Tisch ab und blickte sich dann suchend um. Am Fußende der Couch fand er, wonach er Ausschau gehalten hatte. Eine bunte, weiche Mohairdecke, die er sorgsam über diese schlafende Schönheit mit dem zarten Teint und den glänzenden roten Locken ausbreitete.
Wie sie wohl reagieren würde, wenn er sie jetzt wach küsste?
Rowe verharrte einige Sekunden mit gerunzelten Brauen, dann ließ er sich mit einem unterdrückten Seufzer in einem bequemen Ledersessel nieder. Kirsten Bond hatte ihm bereits mehrfach unmissverständlich klargemacht, dass sie ihn nicht leiden konnte. Warum, konnte er sich allerdings nicht erklären.
Natürlich war er nicht perfekt … aber wer war das schon. Außerdem kannte sie ihn doch gar nicht, und so gesehen berührte ihn ihre betont abweisende Haltung schon
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