Julia Extra Band 0303
etwas atemlos.
Sein Blick ruhte auf ihren Lippen, als erinnere auch er sich an diesen magischen Moment … aber das konnte ja gar nicht sein. Den Kuss hatte sie doch nur geträumt, oder nicht?
„Bis die Tour de Merrisand steht, haben wir ab jetzt jeden Morgen eine Verabredung.“
Kirsten tippte mit erhobenen Brauen auf den umfangreichen Ordner. „ So viel Zeit werde ich aber kaum für Ihr Projekt erübrigen können.“
Rowe lachte spöttisch. „Zu spät, mir etwas vormachen zu wollen. Das Radrennen hat ab sofort oberste Priorität. Und davon sind Sie bereits von Max informiert worden, wie ich sehr wohl weiß.“
Kirsten biss sich auf die Unterlippe und schlug den Ordner auf, um Rowe nicht ansehen zu müssen. Natürlich wusste er von ihrem Meeting mit Prinz Maxim, der diesen furchtbaren Sport-Event leider für ebenso wichtig und unverzichtbar hielt wie sein nervtötender Cousin! Blut ist eben doch dicker als Wasser! dachte sie grollend, nur, um in der nächsten Sekunde zu registrieren, dass sie gerade ein Eigentor geschossen hatte. Denn Rowes Blut floss schließlich auch durch Jeffreys Adern!
Sofort schämte sich Kirsten ihrer ketzerischen Gedanken. Längst hatte sie erkannt, wie dringend der Hilfsfonds des Merrisand-Trustes, der sich in erster Linie um unterprivilegierte Kinder und Jugendliche kümmerte, finanzieller Auffrischung bedurfte – sie wollte es nur nicht vor diesem selbstzufriedenen Exrennfahrer zugeben! Außerdem, dass es Jeffrey so gut ging und er auf Château Merrisand so behütet aufwachsen konnte, verdankte sie immerhin auch ihrem Job bei der Stiftung.
Also war es eigentlich egal, wem ihre Antipathie in erster Linie galt – dem Radrennen oder Rowe selbst. Obwohl man das wahrscheinlich nicht trennen konnte.
Andererseits … wäre der Vicomte de Aragon seinen Verpflichtungen Natalie und deren Baby gegenüber nachgekommen, würde sie die Sportveranstaltung vielleicht mit ganz anderen Augen sehen können …
Kirsten war gar nicht bewusst, dass sie laut aufgeseufzt hatte.
„Das hilft Ihnen kein Stück weiter.“
„So war es auch gar nicht gemeint!“, verteidigte sie sich spröde. „Also, zur Sache. Der Prinz hat mich zwar darum ersucht, bei diesem Projekt mit Ihnen zusammenzuarbeiten, aber nicht spezifiziert, wie das im Einzelnen ablaufen soll.“
Rowe stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab und senkte den Kopf, damit er Kirsten auf Augenhöhe begegnen konnte. „Dann werde ich es jetzt spezifizieren “, erklärte er gelassen. „Wird das Rennen kein Megaerfolg, werden all die wundervollen Ausstellungen und Kunstschätze im Château die Stiftung nicht retten können. Also sagen Sie ab, was immer Sie sich sonst noch für die nächsten Stunden vorgenommen haben!“
Kirsten weigerte sich hochzuschauen, faltete die Hände und legte sie ruhig auf dem Ordner ab. „Wenn Zeit ein derart wichtiger Faktor für Sie ist, wundert es mich allerdings, warum Sie erst jetzt hier aufgetaucht sind“, sagte sie milde.
Himmel! Warum war ihr das nur herausgerutscht? Jetzt musste Rowe doch denken, dass sie ihn am Vormittag vermisst und die Stunden bis zu ihrem Wiedersehen gezählt hatte! Und selbst wenn es so war, ging ihn das nichts an!
Rowe betrachtete gedankenverloren ihren gesenkten Kopf. Im Sonnenlicht, das durchs Fenster hereinflutete, glänzte ihr Haar wie flüssiges Kupfer.
Ganz sicher würde er Kirsten Bond nicht gestehen, dass er die letzten Stunden damit verbracht hatte, sich in wilden Fantasien über seine Zusammenarbeit mit ihr zu ergehen, anstatt sich wie geplant der Erkundung der örtlichen Gegebenheiten zu widmen, um die Route für das Radrennen festzulegen. Außerdem hatte er nach dem ungeplanten Kuss in ihrem Haus erst einmal Abstand gebraucht, um sich zu sammeln und sich klarzumachen, dass eine Affäre zwischen ihnen absolut kontraproduktiv wäre und keinem von beiden guttun würde.
Dabei war es kaum ein richtiger Kuss gewesen! Mehr ein flüchtiges Streifen ihrer vollen, verführerisch weichen Lippen, die so süß …
„Ich habe mir heute Morgen zunächst die Pläne des Châteaus und der Umgebung angeschaut …“, brachte er mit rauer Stimme hervor und räusperte sich. „Um den bestmöglichen Rennkurs festzulegen“, fügte er hinzu und fragte sich, warum er ihr das überhaupt erzählte.
„Da ich nicht die leiseste Ahnung von Radrennen habe, weiß ich nicht, wie ich Ihnen dabei behilflich sein könnte“, kam es dann auch gleich folgerichtig von Kirsten
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