Julia Extra Band 0303
der Farm verlieren. Und das durfte nicht sein! Was sollte er denn machen? Auf einem anderen Besitz als Verwalter anheuern?
Impulsiv wandte sie sich Noah zu. „Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als Partner zu werden, Noah.“
Er blickte sie so fassungslos an, dass sie fast lachen musste.
„Ich meine natürlich Geschäftspartner“, beeilte sie sich zu erklären. „Als die könnten wir doch Liane auszahlen, weil wir zusammen genug Sicherheiten für einen größeren Kredit hätten.“
„Das ist sehr großzügig von dir, Kate, aber ich kann es nicht annehmen“, wehrte Noah den Vorschlag ab.
„Wieso nicht?“, mischte Alan sich energisch ein. „Reiß dich zusammen, Noah! Kate bietet dir nur ihr halbes Königreich an, nicht ihre Hand zum Ehebund.“
Noah sprang auf. „Was soll diese alberne Bemerkung?“
„War doch nur ein Scherz“, versuchte Alan ihn zu beschwichtigen und zwinkerte Kate zu. „Obwohl das in den guten, alten Tagen die Lösung gewesen wäre: eine Vernunftehe, die alle Probleme aus der Welt schafft.“
Noahs heftige Reaktion auf ihren Vorschlag kränkte Kate. Er hätte, fand sie, nicht ganz so deutlich zu machen brauchen, dass er entsetzt war. Schon vor neun Jahren hatte sie die Botschaft laut und deutlich empfangen, wie wenig romantisches Interesse er an ihr hatte.
Um die Peinlichkeit zu überspielen, ordnete Alan die Papiere auf seinem Schreibtisch und schlug schließlich vernünftig vor: „Am besten denkt ihr erst mal eine Weile über die Sache nach, bevor ihr endgültig entscheidet.“
„Richtig“, stimmte Noah zu, der mittlerweile todmüde aussah. „Kate, du bist gerade erst hier angekommen und leidest noch unter Jetlag. In der Verfassung solltest du keine überstürzten Angebote machen. Was du brauchst, ist eine Runde Schlaf. Morgen früh kommst du dann wahrscheinlich wieder zur Vernunft.“
3. KAPITEL
Noah wachte wie üblich in der Morgendämmerung auf. Er hatte erstaunlich gut geschlafen. Seit er Angus zusammengesunken an seinem Schreibtisch entdeckt hatte, war er von Albträumen geplagt worden. Aber nicht in dieser Nacht.
Im grauen Licht nahm der Raum ganz langsam Konturen an. Da stand die schlichte Kommode aus Fichtenholz und in der Ecke der alte Schreibsekretär mit dem verblassten Foto seiner Eltern …
Und plötzlich fiel es ihm wieder ein: Er würde das alles verlieren. Die Farm. Sein Zuhause.
Panik überfiel ihn, und diesmal war sie nicht nur ein böser Traum. Diesmal war es die Realität.
Stöhnend stand Noah auf und ging zum Fenster. Lang blickte er auf die endlose Weite, die sich bis zum Horizont erstreckte, und ein schreckliches Gefühl des Verlusts durchflutete ihn.
Vor neunundzwanzig Jahren war er hier geboren worden und hatte seither – abgesehen von der Zeit im Internat – hier sein Zuhause gehabt. Natürlich war er auch gereist und kannte beinah ganz Australien. Ja, er hatte schönere Gegenden gesehen, eindrucksvollere Landschaften und reicheren Boden … aber dieses karge Land hier liebte er aus tiefstem Herzen.
Es musste lange Dürreperioden aushalten, aber besaß eine erstaunliche Kraft, wieder aufzublühen, sobald genug Regen fiel. Darauf zu hoffen und auszuharren, bis es endlich so weit war, machte die Stärke der hier lebenden Menschen aus.
Auch Noah besaß diese Ausdauer, diese Geduld. Und Angus hatte das gewusst, verdammt noch mal! Warum war er losgegangen und hatte die Hälfte seines Besitzes einer jungen Frau vermacht, die hier nicht mehr als einen kurzen Urlaub verbracht hatte – und das vor nahezu einem Jahrzehnt!
Schließlich riss Noah sich von der Aussicht los und ging in das angrenzende kleine Bad, wo er sich zu rasieren begann.
Jeder normale Mann wäre wütend auf Kate Brodie, überlegte Noah, während er Rasierschaum im Gesicht verteilte. Er müsste eigentlich von Bitterkeit und Abneigung gegen sie erfüllt sein.
Stattdessen durchflutete ihn heißes Verlangen, sobald er an sie dachte.
Vor allem, wenn er sich daran erinnerte, wie er sie damals geküsst und wie leidenschaftlich sie den Kuss erwidert hatte. Wer weiß, was noch alles passiert wäre, wenn Angus ihm nicht ganz unmissverständlich befohlen hätte, die Finger von dem Mädchen zu lassen.
Es hatte ihn unendlich viel Selbstbeherrschung gekostet, Kate nicht zu beachten. Ihre blitzenden grünen Augen hatten ihn in ihren Bann gezogen, ihre zarte helle Haut verlockte zum Streicheln, ihr schimmerndes kupferrotes Haar sah so seidenweich aus. Und ihr Lächeln war einfach
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