Julia Extra Band 0303
entdeckt hatte. Das fand sie süß.“
Er lachte. „Typisch Olivia.“
Sie fragte sich, wie oft er mit seiner Tochter zusammen sein durfte. Dass Liane es ihm mit dem Besuchsrecht einfach gemacht hatte, konnte sie sich nicht wirklich vorstellen.
Noah rieb sich kurz das Gesicht und kam aufs Geschäftliche zurück. „Wie ich Alan gerade sagte, hatte ich keine Ahnung, dass sich die Erbschaft als so kompliziert erweisen würde.“
„Ihr habt wegen Lianes Forderungen noch nichts erreicht?“, fragte Kate mitfühlend.
Alan nahm die Brille ab und lächelte verkniffen. „Mit einer Firma wie Calloway und Partner als Rückhalt hätte sie gute Chancen, ihren Anspruch auf einen halben Anteil vor Gericht durchzubringen.“
„Aber ich dachte …“ Sie wusste nicht, wie sie es formulieren sollte. „Ich hatte angenommen, die Scheidung wäre schon rechtskräftig.“
„Das ist sie, aber Liane hat eine Frist von zwölf Monaten ab Scheidungstermin, in denen sie noch finanzielle Ansprüche stellen kann, zum Beispiel Abgeltung von auf der Farm geleisteten Arbeitsstunden“, erläuterte Alan. „Immerhin hat sie fünfeinhalb Jahre dort gelebt und einen gewissen Anteil in den Erhalt eingebracht.“
Kate runzelte die Stirn. „Aber wenn sie die Hälfte von Noahs Anteil fordert, bleibt Noah nur noch ein Viertel der Farm.“
„Ja.“ Alan nickte, die Lippen grimmig zusammengepresst. „Noch dazu das Viertel einer Rinderfarm, die schwer von der Dürre getroffen ist.“
„Ich versteh das einfach nicht! Warum hat Onkel Angus mir die Hälfte des Besitzes hinterlassen? Das macht doch keinen Sinn!“
„Vielleicht doch“, meinte Alan nach einer kurzen Pause. „Es ist kein Geheimnis, dass er von Liane nicht viel gehalten hat. Die beiden haben sich nicht vertragen. Vielleicht hat Angus geahnt, dass sie die Hälfte des Besitzes beansprucht, und ihr sozusagen eins auswischen wollen.“
„Onkel Angus wollte also nicht, dass Liane den halben Besitz bekommt“, fasste Kate zusammen. „Das kann ich verstehen, nachdem ich sie gesehen habe. Aber hätte Noah sie nicht auszahlen können?“
Die Männer tauschten vielsagende Blicke.
„Im Prinzip schon“, antwortete Noah dann. „Wenn ich so viel Geld hätte. Flüssiges Kapital ist allerdings rar geworden in den letzten Jahren, und die Banken sind angesichts der anhaltenden Dürre nicht besonders großzügig mit ihren Krediten. Ich hätte also die Farm vermutlich verkaufen müssen, um Liane auszuzahlen.“
„Ach so! Das wäre natürlich nicht in Onkel Angus’ Sinn gewesen.“
„Richtig. Wie es jetzt verfügt ist, bleibt wenigstens die Hälfte des Besitzes in der Familie“, stellte Noah deutlich klar und warf ihr einen kühlen, leicht amüsierten Blick zu.
Ihr wurde plötzlich heiß, als ihr einfiel, wie anders er sie damals angelächelt hatte, als sie siebzehn war … kurz bevor er sie küsste.
Nein, daran sollte sie jetzt lieber nicht denken!
„Aber ich weiß absolut nichts über Viehzucht und wie man hier im Outback eine Farm bewirtschaftet!“, rief sie beinah. „Du bist hier zu Hause, Noah. Du bist hier aufgewachsen. Mir steht die Hälfte nicht zu.“ Sie wandte sich Alan zu. „Ich kann meinen Anteil doch an Noah abtreten, oder? Da gibt es doch sicher irgendwelche gesetzlichen Möglichkeiten.“
„Sei nicht so vorschnell“, warnte Noah sie. „Einen Besitz wie Radnor gibt man nicht einfach auf. Trotz der Dürre ist er immer noch sehr wertvoll. Immerhin sind es insgesamt über zweihunderttausend Hektar Weideland, die nur eine ergiebige Regenperiode brauchen, um wieder ausreichenden Ertrag zu bringen.“
Dass die Farm so riesig war, hätte Kate sich nicht träumen lassen. In Europa gab es Fürstentümer, die wesentlich kleiner waren!
„Außerdem“, mischte Alan sich nun ein, „hätte Ihr Verzicht einen Haken, Kate. Dann würde Liane wieder die Hälfte des gesamten Besitzes beanspruchen, und um sie abzufinden, müsste die Farm verkauft werden. Es ist also ein echter Teufelskreis.“
„Richtig. Noah wäre also mehr geholfen, wenn ich meinen Anteil behalte“, überlegte sie laut. „Jedenfalls muss er Liane so oder so auszahlen. Ihr liegt ja bestimmt mehr am Geld als an den Kühen und dem Weideland.“
„Das ist wahrscheinlich, aber woher das Geld nehmen?“, gab Alan zu bedenken.
„Heißt das, er müsste seinen ganzen Anteil verkaufen?“, fragte Kate entsetzt.
Wie man es auch drehte und wendete, es sah so aus, als würde Noah in jedem Fall sein Zuhause auf
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