Julia Extra Band 0305
täuschen? Wenn sie doch gleichzeitig versuchen wollte, sie selbst zu sein … Es war ein Ding der Unmöglichkeit. Sie konnte diese Maskerade nicht länger aufrechterhalten, nicht eine Nacht, nicht eine Sekunde. Sie wollte es auch gar nicht.
Das Problem war nur, dass Demos genau die Frau wollte, die sie ihm vorgespielt hatte. Sie hatte ihn unter falschen Vorzeichen geheiratet, ihn betrogen. Und es nicht einmal gemerkt.
7. KAPITEL
Als Althea am nächsten Morgen erwachte, war Demos’ Seite des Bettes unberührt. Die Sonne schien hell ins Zimmer, doch in der Suite war kein Laut zu hören.
Entschlossen schwang sie die Beine über die Bettkante und inspizierte erneut den Inhalt ihres Koffers: bauchfreie Tops, Hüfthosen, knappe Miniröcke. Wie hatte sie nur jahrelang so herumlaufen können? Verständnislos schüttelte sie den Kopf und wählte schließlich das Schlichteste, das sie finden konnte: Jeans und einen Kaschmirpulli.
Sie war gerade fertig angezogen, als sie nebenan Geschirrklappern hörte. Leise öffnete sie die Tür und sah Demos am Frühstückstisch sitzen, in die Morgenzeitung vertieft. Obwohl sie keinen Laut von sich gab, schien er ihre Anwesenheit zu spüren. „Bitte, nimm Platz“, sagte er höflich und distanziert, während er ihr Kaffee einschenkte. „Gut geschlafen?“
„Nein.“
„Ich auch nicht.“ Minutenlang herrschte angespanntes Schweigen, bis Demos überraschend verkündete: „Was wir brauchen, sind Flitterwochen.“
Althea fiel beinahe die Tasse aus der Hand. „Flitterwochen?“
„Ja“, bekräftigte er. „Wir haben uns wohl beide falsche Vorstellungen von dieser Ehe gemacht. Und von uns. Wir brauchen eine Auszeit, fern von unserem gewohnten Leben, um uns besser kennenzulernen.“ Nach kurzer Pause fügte er finster entschlossen hinzu: „Wir brauchen einen Neuanfang.“
„Demos …“ Nervös befeuchtete Althea ihre trockenen Lippen. „Das mit gestern Nacht tut mir leid.“
„So?“, erwiderte er, ohne von der Zeitung aufzublicken. „Könntest du das näher erläutern?“
„Ich … ich war nervös. Was immer du über mich gehört oder gelesen hast, ich habe nicht die Angewohnheit, mit Männern ins Bett zu gehen, die ich kaum kenne …“
„Nur merkwürdig, dass du versucht hast, mir genau diesen Eindruck zu vermitteln. Bin ich das, Althea? Ein Mann, den du kaum kennst?“
„Wir kennen uns erst seit wenigen Wochen, Demos. Bitte, sei fair!“
„Fair?“, fuhr er auf. „Unter Fairness verstehe ich Ehrlichkeit.“
„Ich habe dich nie belogen.“
Resigniert schüttelte er den Kopf. „Wie auch immer. Wir sind verheiratet, und das bleiben wir auch.“ Er warf seine Serviette auf den Tisch und stand auf. „In einer Stunde reisen wir ab.“
„Aber …“
Die Leere und Düsterkeit in seinem Blick ließ Althea frösteln. „Wir müssen hier weg. Weg von der Vergangenheit, weg von uns.“
Weglaufen, dachte sie verwirrt. Fliehen. „Und wohin?“
„In meine Villa auf Kea, einer kleinen Insel nicht weit von Athen. Dort können wir in Ruhe herausfinden, was wir voneinander wissen müssen.“
Mit dieser beunruhigenden Ankündigung verließ er den Raum.
Althea aber kehrte ins Schlafzimmer zurück, stopfte ihre sexy Klamotten in die Reisetasche und fragte sich deprimiert, was aus dieser Ehe noch werden sollte. Sie war verheiratet. Hatte sich aufgrund vager Versprechungen an einen Mann gebunden in der Hoffnung, ihrem bisherigen Leben entfliehen zu können. Frei zu sein.
Und sie würde es schaffen. Sie hatte schon Schlimmeres durchgestanden. Sie war stark und gesund, wenn auch nicht glücklich …
Einen winzigen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, Demos alles zu erzählen. Dann schüttelte sie resolut den Kopf. Nein, die Vergangenheit war begraben und, soweit irgend möglich, vergessen.
Allerdings stiegen die bitteren Erinnerungen immer öfter an die Oberfläche, seit Demos in ihr Leben getreten war. Er untergrub ihre Schutzmechanismen, rührte an schmerzliche Erfahrungen aus ihrer Kindheit und Jugend, von denen er unmöglich wissen konnte.
Du bist so ein hübsches Mädchen. Komm, sei brav. Sei lieb zu mir …
Ihr Magen rebellierte. Mit zitternden Knien lief sie ins Badezimmer und gab das wenige wieder von sich, das sie zum Frühstück gegessen hatte.
Sie saßen im Wagen und fuhren auf der Pan Tsaldari stadtauswärts in Richtung Hafen, als Demos überraschend erklärte: „Bevor wir an Bord gehen, schauen wir noch kurz bei meiner Familie
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