Julia Extra Band 0305
vorbei in den Festsaal.
Die nächsten Stunden zogen wie in einem Nebel an ihr vorbei. Sie lachte, plauderte, flirtete, trank Champagner und erhob ihr Glas zu unzähligen albernen Trinksprüchen. Sie ließ sich sogar von Demos küssen, als man sie dazu aufforderte, doch sie fühlte seine Lippen kaum. Sie fühlte auch sonst kaum etwas.
Es war so viel leichter, nichts zu fühlen. Keinen Schmerz, keine Liebe, keinen Hass. Gar nichts.
Die letzten Strahlen der Abendsonne warfen ihr goldenes Licht auf das Parkett, als Demos Althea ins Ohr raunte: „Zeit für uns zu gehen.“
Ein kurzer Anflug von Panik, dann zog sie sich wieder in ihren Panzer aus Gleichgültigkeit zurück. „Ja, du hast recht.“
Sie ließ sich von ihm in die Luxussuite führen, die er für die Hochzeitsnacht gebucht hatte, betrachtete die üppige Dekoration aus Seide und Brokat, die Originalgemälde in ihren schweren goldenen Rahmen, den eisgekühlten Champagner, der auf dem Balkon bereitstand. Vor dem Fenster erstrahlte der Parthenon im Schein der untergehenden Sonne.
Es war eine zauberhafte Kulisse, romantisch und … erdrückend. Althea krümmte sich buchstäblich unter den Erwartungen, die diese Umgebung weckte.
„Was zum Teufel ist mit dir los?“ Demos stand mitten im Raum, hatte sein Jackett abgelegt und die Krawatte gelockert. Er sah ungeheuer attraktiv und männlich aus – und ungeheuer wütend. „Du läufst herum wie ein Gespenst, seit wir verheiratet sind. Wen habe ich geheiratet, Althea? Eine Frau oder eine leere Hülle?“
„Ich bin müde“, erwiderte sie matt. „Es war ein langer Tag.“
Demos schüttelte ungeduldig den Kopf. „Wochenlang feierst du Partys ohne Ende, und jetzt bist du müde? Erzähl mir nichts.“
„Ich wusste nicht, dass es zu den Pflichten deiner Ehefrau gehört, der strahlende Mittelpunkt jeder Party zu sein.“
„Es war nicht irgendeine Party“, erwiderte er eisig, „es war unsere Hochzeitsfeier!“
„Was gibt es zu feiern?“, fragte sie zornig. Ihre Nerven lagen blank. „Die lieblose Verbindung zweier Fremder?“
„Komm mir nicht damit!“, warnte er. „Du hast Ja gesagt. Du wusstest, worauf du dich einlässt.“
„Deshalb muss ich es noch lange nicht mögen.“
„Wäre aber hilfreich.“
„Tja, für einen Rückzieher ist es jetzt zu spät“, erwiderte sie spitz.
Demos lächelte. Sein Lächeln gefiel ihr nicht. Sie trug noch ihr Hochzeitskleid, und er schien sie mit Blicken auszuziehen.
„Ganz recht“, sagte er mit Samtstimme, „es gibt kein Entrinnen.“
Althea stockte der Atem. Sie wusste, was er meinte. Die Luft zwischen ihnen vibrierte vor Spannung. „Wie bitte?“, fragte sie.
In seinen Augen blitzte eiserne Entschlossenheit. „Ich bestehe auf meiner Hochzeitsnacht.“
Die schroffe Forderung überraschte sie, doch sie erhob keine Einwände. „Ich gehe und ziehe mich um“, erwiderte sie kühl lächelnd. Demos’ Blick verweilte so lange auf ihrem Gesicht, dass sie schon glaubte, er könne die Angst darin lesen.
„Tu das.“ Er wandte sich ab und ging zur Bar, während sie im Schlafzimmer verschwand.
Zerstreut durchsuchte sie den Koffer, den Jolanthe für sie gepackt hatte, nach einem Nachthemd. Was sie fand, war ein sündhaft knappes Negligé, ein Hauch aus schwarzer Spitze mit diversen Strippen und Bändchen, von dem sie nicht einmal gewusst hätte, wie man ihn anzog. Die Tür sprang auf und Demos trat ein, ein Whiskyglas in der Hand.
„Du wirkst nervös, Elpis. Man könnte meinen, du seist noch unschuldig. Aber das bist du nicht, oder?“
Hastig stopfte sie das Negligé zurück in den Koffer. „Nein.“
„Gut. Ich will keinen Unschuldsengel. Ich will eine Frau, die genießen und mir Genuss bereiten kann.“
Er stellte sein Glas ab, trat auf sie zu und schob die schmalen Träger ihres Kleides über ihre Schultern herab. „Deshalb habe ich dich gewählt.“
Ihre Haut brannte unter seinen Fingern. Es war kein unangenehmes Gefühl, genügte aber, um sie in leichte Panik zu versetzen. „Wie mutig von dir“, hauchte sie, die Hände an seiner Brust, „auf Qualitäten zu setzen, die du nicht getestet hast.“
„Das gedenke ich jetzt zu tun“, raunte er, blieb jedoch reglos stehen, als erwarte er, dass sie jetzt die Initiative ergriff und ihm zeigte, was in ihr steckte.
Sie spürte seinen kräftigen Herzschlag unter den Händen, als sie zögernd seine breite Brust streichelte, um sich dann seinen Hemdknöpfen zu widmen. Demos lachte leise, und sie zwang
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