Julia Extra Band 0309
beschreien.“
Rosie wollte Meg erst korrigieren, doch dann wurde ihr klar, dass kein Außenstehender die Art ihrer Beziehung zu Cameron verstehen würde. Je länger sie allein war, desto weniger verstand sie es selbst.
Plötzlich stand Meg kerzengerade. „Sieh nur!“
Rosie ließ ihren Blick wieder zu Cameron wandern und sah, dass sein Vater dazugestoßen war. Sie beobachtete die beiden Männer. Wenigstens schienen sie sich zivilisiert zu benehmen. Aus der Ferne sahen sie sich so ähnlich – beide groß, aufrecht, breitschultrig und unverschämt attraktiv. Doch sie wusste, dass Quinn Kelly ein Mann mit Geheimnissen war.
Sie konnte nur am Rand stehen und warten. Darauf, dass er die Sache klärte. Dass er zu ihr zurückkehrte. Ihr wurde bewusst, dass sie sich ironischerweise in einer ähnlichen Lage befand wie ihre Mutter. Der Rest Champagner war in drei Sekunden geleert.
„Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ich den Tag erleben würde, wo die beiden im selben Raum sind, ohne sich gegenseitig mit Blicken zu töten. Wie hast du das geschafft?“
„Ich?“, fragte Rosie.
„Ja, du“, sagte Meg lächelnd. „Seit du auf der Bildfläche erschienen bist, ist er plötzlich ganz zahm geworden. Diese Woche hat er mich zweimal angerufen. Manchmal ruft er monatelang nicht an!“
Ein älteres Pärchen, das nach Talkumpuder und Diamanten roch, schwebte vorbei, und Meg fand genau die richtigen Worte.
Nachdem sie fort waren, meinte Rosie: „Wie hältst du das aus?“
Meg seufzte. „In Gedanken singe ich Rocksongs und stelle mir vor, dass sie Netzstrümpfe und Strapse tragen. Und ich habe immer einen Flachmann dabei.“
Sie tätschelte Rosies Arm und verschwand winkend in der Menge, unterwegs Luftküsschen verteilend, bis sie Tabitha fand, und dann tanzten die beiden, als wären sie auf einem Rave.
Doch Rosie hatte den Eindruck, dass Meg Kelly ebenso wenig das oberflächliche Partygirl war wie Cameron der sorglose gelangweilte Sonnyboy, für den sie ihn einmal gehalten hatte.
„Was ist nur mit meinem Bruder los, dass er dich zwischen diesen ganzen Geiern allein lässt?“
Sie hätte Dylan Kelly überall erkannt. Der hübsche blonde Draufgänger tauchte öfter in den Klatschspalten auf als alle anderen zusammen. Schelmisch stibitzte er ihr das letzte Hors d’œuvre und schob es sich in den Mund.
„An deinem Bruder gibt es nichts auszusetzen“, erwiderte sie.
Er lächelte sie mit vollem Mund unverschämt an und lehnte sich an die Säule, so nah, dass sie sein Aftershave riechen konnte. Er duftete gut, aber nicht so gut wie Cameron.
„Und wie gut kennst du meinen Bruder?“, fragte Dylan.
„Bist du sicher, dass ihr beide miteinander verwandt seid?“, fragte sie. „Ich kann nämlich keine Ähnlichkeit entdecken.“
Dylans Gelächter hallte in ihren Ohren wider, und sie fragte sich, was passieren würde, wenn man Adele, Meg und Dylan gemeinsam in einen Raum stecken würde. Wenn man noch Tabitha hinzuschickte, konnte man sicher Eintritt nehmen.
Ihr Brustkorb füllte sich erwartungsvoll bei dem Gedanken, dass sich ihr Freundeskreis heute Abend verdreifachen würde, wenn es weiter so gut lief. Und alles nur, weil Cameron sie mitgenommen hatte.
Sobald sie Gelegenheit hatte, suchte sie ihn. Für sie war er wie eine Laterne in einer nebligen Nacht. Sein Smoking war offen, seine linke Hand in der Hosentasche, mit der rechten gestikulierte er, während er einer gebannt lauschenden Runde eine Geschichte erzählte. Obwohl sein Blick kein einziges Mal seinen Vater streifte, der still am Rand stand und seine ganze Aufmerksamkeit seinem jüngsten Sohn widmete, wusste sie, dass Cameron ihn sah.
Dylan irrte sich. Cameron hatte sie nicht allein gelassen. Sie war nicht unsichtbar geworden. Sie hatte sich im Hintergrund gehalten, um ihm den Raum zu geben, den er brauchte.
Oder?
Cameron war abgelenkt, und das nicht zum ersten Mal. Erst wenn sein Blick Rosalind fand und er sicher war, dass sie sich amüsierte, dass sich jemand um sie kümmerte, konnte er sich wieder entspannen.
Im Moment kümmerte sich Dylan um sie, den er aus gutem Grund bisher nie mit einem Mädchen, mit dem er ausging, allein gelassen hatte. Doch als er seinen Bruder mit Rosalind sah …
Nichts.
Er war nicht im Geringsten beunruhigt. Ganz im Gegenteil. Er hatte absolutes Vertrauen in Rosalind. Und das überraschte ihn selbst am meisten.
Dylan neigte sich zu ihr und zeigte an die Decke. Der Typ nutzte die Gelegenheit, um seine Hand um ihre
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