Julia Extra Band 0309
um ihre Taille und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. „Danke.“
„Keine Ursache. Und dein Dad?“
Er fasste sie enger und blickte geradeaus. „Ich hatte recht. Herzprobleme. Auf jeden Fall ernster, als er zugeben will. Der Mann würde sich um keinen Preis eine Schwäche eingestehen.“
„Und deine Familie?“
„Die weiß von nichts. Doch nicht mehr lange. Heute Abend lasse ich sie in Ruhe, aber morgen komme ich wieder und rede mit ihnen.“
„Braver Junge. Aber jetzt braucht Meg dich wirklich. Bist du bereit?“
„Worauf du wetten kannst.“
Während sie sich gemeinsam mit seinen Brüdern und seiner Schwester in einem Nebenzimmer versammelten, konnte er den Blick nicht von Rosalind abwenden, die still an der Tür stand und die Zusammenkunft der vier Musketiere amüsiert beobachtete.
„Cam!“, rief Meg und schnipste vor seinem Gesicht mit den Fingern. „Aufgepasst, Bursche, sonst musst du an meiner Stelle aus der Torte springen!“
Er blinzelte. „Du wirst doch nicht …?“
„Nein.“ Sie lächelte frech. „Werde ich nicht. Aber pass jetzt endlich auf, damit wir die Sache endlich über die Bühne bringen. Danach kannst du tun und lassen, was du willst.“
Er blickte zur Tür, doch Rosalind war verschwunden.
Nachdem der weltberühmte St.-Grellans-Chor „Happy Birthday“ gesungen hatte, schoben Quinns Kinder eine Torte von der Größe eines Klaviers in den Saal.
Rosie beugte sich über das Geländer der Galerie und beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung.
„Du musst Rosalind sein.“
Rosie drehte sich um und blickte in das Gesicht von Mary Kelly, der Matriarchin des Kelly-Clans, zierlich wie Meg, aber dennoch beeindruckend in ihrem prächtigen königsblauen Kleid und dem zum Bob frisierten hellblonden Haar. Sie war so elegant, dass Rosie Lampenfieber bekam.
Doch dann lächelte die Frau, und Rosie wusste, von wem Cameron seine angeborene Herzlichkeit hatte.
Sie streckte die Hand aus. „Rosie Harper. Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mrs. Kelly.“
„Rosie. Bitte sagen Sie doch Mary zu mir.“ Mary umfasste Rosies Hand mit ihren beiden. „Und ich versichere Ihnen, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Sie sind das Mädchen, das meinen Cameron nach Hause gebracht hat.“
Rosie schüttelte so heftig den Kopf, dass sich eine Haarlocke löste und an ihrem Lipgloss hängenblieb. Sie löste die Strähne und sagte: „Ich schwöre, es war Camerons eigener Wunsch zu kommen. Ich begleite ihn nur.“
Die eiskalte Entschlossenheit im Blick der älteren Frau verriet ihr, dass sie ihr nicht glaubte. Doch ehe Rosie zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte, wandte Mary sich wieder um und musterte die Menge wie eine Königin ihre Ländereien und Untertanen.
„Mein Cameron ist schon immer ein Dickkopf gewesen. Er verlangt viel von seinen Mitmenschen, aber mit sich selbst geht er noch härter ins Gericht. Darin ähnelt er seinem Vater.“
Sag ihm das bloß nicht, dachte Rosie.
„Das würde ich ihm natürlich nie sagen“, sagte die Frau mit einem vielsagenden Lächeln. „Obwohl das der Grund ist, warum die beiden nie einer Meinung sind. Sie sind beide dickköpfig. Willensstark. Ehrgeizig. Und gnadenlos.“
Bei dem letzten Wort hörte Rosie auf zu nicken. Sie bekam eine Gänsehaut, als ihr die Wahrheit dämmerte. Mary wusste Bescheid über die Affären ihres Mannes, über seinen Gesundheitszustand.
Was sie nicht wusste, war, dass ihr jüngster Sohn auch Bescheid wusste. Sonst hätte sie sicher alles getan, um zu verhindern, dass er sich von der Familie abwandte. Einerseits tat ihr die Frau leid, vor allem aber fand Rosie sie unglaublich tapfer.
Als sie bemerkte, dass Mary Kelly auf eine Antwort wartete, fächerte sie sich mit ihrer kleinen Handtasche Wind zu und sagte: „Zum Glück besitzen beide den berüchtigten Kelly-Charme.“
Mary lächelte. „Ja, zum Glück. Und sie wissen beide, wer sie sind. Und was sie wollen. Und das ist in der Tat außergewöhnlich.“
Rosie erwiderte ihr Lächeln, während die Gedanken in ihrem Kopf Karussell fuhren.
Cameron Kelly war ein außergewöhnlicher Mann. Und in diesem Moment, als Rosie neben Camerons Mutter stand, dämmerte es ihr: Sie liebte ihn. Rosie Harper liebte Cameron Kelly. Immer wieder wiederholte sie die Worte in ihrem Kopf. Sie liebte ihn.
Nach einer Weile ergaben die Worte keinen Sinn mehr.
Wie konnte sie zulassen, dass sie sich ausgerechnet in diesen Mann verliebte? Cameron mochte hergekommen sein, um
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