Julia Extra Band 0309
Viertelsong lang hatten sie zusammen getanzt, ehe einer seiner Freunde ihn für ein Gruppenfoto fortgezogen hatte.
Cameron zog sie noch näher an sich und holte sie zurück in die Gegenwart, gerade rechtzeitig genug, um ihn sagen zu hören: „Wer weiß, was passiert wäre, wenn du mich damals schon so eng mit dir hättest tanzen lassen?“
Rosie warf den Kopf so heftig zurück, dass es im Genick knackte. „Wie bitte?“
Er zog sie wieder in seine Arme, bis ihre Wange an seiner Brust lag und sie seinen regelmäßigen Herzschlag hören konnte, während er sie über die Tanzfläche wirbelte.
„Du erinnerst dich daran?“, flüsterte sie.
„Na, wenn das nicht Cam Kelly ist“, sagte in diesem Moment eine tiefe Männerstimme. „Ich traue meinen Augen nicht.“
Rosie erwachte wie aus einem schönen Traum und blinzelte in das warme Licht. Sie hatte aufgehört zu tanzen.
Camerons Schultern versteiften sich. „Brendan, das ist meine Freundin Rosalind Harper“, sagte er mit kalter Stimme. „Rosalind, das ist mein Bruder Brendan, der mutmaßliche Erbe des Imperiums meines Vaters.“
Brendan nickte ihr kalt lächelnd zu. Sie erwiderte das Lächeln und knickste. Sein Blick verengte sich, doch das Lächeln wurde freundlicher, und Rosie entdeckte darin eine Spur von Camerons Charisma.
„Und was bist du, Bruder?“, fragte Brendan.
„Ich bin zum Glück mein eigener Herr.“
Rosie kam sich vor wie zwischen zwei Löwen, die einander belauerten. Sie befreite sich aus Camerons Armen und hob drohend den Finger. „Ich glaube, ich sehe mich mal nach etwas zu essen um. Dann könnt ihr Jungs euch in Ruhe unterhalten.“
„Ich komme gleich nach“, erklärte Cameron.
Rosie lächelte. „Hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen, Brendan.“
„Ganz meinerseits“, sagte er, und sie glaubte ihm.
Sie lief durch die Menge von Menschen, die sie weder kannte noch unbedingt kennenlernen wollte. Als sie sich umsah, waren Cameron und sein Bruder bereits in eine hitzige Diskussion verstrickt.
Sie hatte ihn hergelotst, sie hatte ihn zu diesem ersten Schritt ermutigt. Brauchte er sie jetzt überhaupt noch? Sie lief weiter und ignorierte die Traurigkeit, die in ihr aufstieg.
Darin war sie Meisterin.
12. KAPITEL
Zehn Minuten später lehnte Rosie an einer Marmorsäule in einer Ecke des Saales, ein Champagnerglas in der einen Hand, ein paar Hors d’œuvre in der anderen. Der Champagner hatte das beklemmende Gefühl in ihrer Brust gelöst.
Sie beobachtete, wie Cameron und Brendan sich mit zwei Politikern, einem Tennisprofiund einem mit glänzenden Orden behängten General unterhielten.
Für jemanden, der diesem Mumpitz angeblich den Rücken gekehrt hatte, war Cameron ziemlich in seinem Element – wogegen sie sich versteckte, um nicht noch ein Gespräch über Segeln, Golf oder Schönheitsoperationen führen zu müssen.
„Rosalind Harper, nicht wahr?“
Neben Rosalind stand Meg Kelly, ihr zierlicher Körper in einem glitzernden kupferroten Kleid, das nur sie tragen konnte.
„Hey, Meg.“ Rosie umklammerte ihr Glas, um sich davon abzuhalten, verlegen an ihrer Frisur oder ihrem Kleid herumzuzupfen.
„Amüsierst du dich?“, fragte Meg.
„Wahnsinnig“, behauptete Rosie. „Und du?“
Meg verzog das Gesicht. „Ich hasse diese Veranstaltungen. Alle versuchen, sich bei Dad einzuschleimen. Wenn sie wenigstens Wodka Cocktails servieren würden statt diesen trockenen alten Champagner.“
Rosie nippte lächelnd an ihrem Champagner.
„Wie feiert deinesgleichen Geburtstag?“, fragte Meg.
Rosie verschluckte sich beinahe. „Meinesgleichen?“
„Deine Freunde und deine Familie.“
Rosie hätte sich selbst treten können. Meg hatte im Grunde ein gutes Herz. Es war nicht ihre Schuld, dass Rosie in dieser Umgebung Minderwertigkeitskomplexe bekam.
„Pizza“, sagte Rosie. „Bier. Bowling, Geburtstagskuchen mit gebrauchten Kerzen. Geschenke für weniger als dreißig Dollar.“
„Also keine Eisskulpturen?“, fragte Meg.
Beide wandten sich der zwei Meter großen schmelzenden Büste von Quinn Kelly mitten auf dem sieben Meter langen Tisch des Gastgebers zu.
„Äh, nein“, meinte Rosie. „Nicht dass ich mich erinnern könnte.“
„Wie ich höre“, sagte Meg, als Rosie gerade begann, sich zu entspannen, „bist du mit meinem Bruder zusammen.“
„Dein Bruder ist dort drüben“, erwiderte Rosie vorsichtig. „Ich dagegen bin hier.“
Meg tippte sich an die Nase. „Verstehe. Du willst es nicht
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