Julia Extra Band 0309
Zu Fuß etwa?“
„Ich hätte …“, gerade noch rechtzeitig hielt sie inne. Beinahe hätte sie gesagt, dass sie bei Freddy übernachtet hätte, der mitten in der Stadt wohnte. Aber dann hätte Cesar natürlich sofort gefragt, warum Fernando ihm das nicht angeboten hatte, „… bei einer Freundin übernachtet“, beendete sie schnell den Satz.
„Der verdammte Wagen!“ Wütend stieß Cesar die Autotür auf und stieg aus. Links und rechts Schnee, so weit das Auge reichte. „Ich denke, wir müssen die letzten Meter zu Fuß gehen.“
„Sie können doch nicht einfach Ihr Auto hier stehen lassen!“
„Was würden Sie denn vorschlagen?“
„Wir könnten doch schieben.“
„Sind Sie denn völlig verrückt geworden?“ Ohne ein weiteres Wort ging er los. Julie musste fast rennen, um mit ihm Schritt halten zu können. „Ich hole es, sobald das Wetter besser wird.“
„Aber das kann noch Stunden dauern!“ Schlagartig wurde ihr klar, was das bedeutete, und dieser Gedanke behagte ihr ganz und gar nicht. „Sie müssen doch noch ein Hotel finden.“
„Gut, dann zücken Sie doch bitte Ihren Zauberstab und lassen den Schnee … Simsalabim … verschwinden!“ Er hätte darauf bestehen sollen, dass Freddy zu ihm nach London kam. Zumindest hätte er sofort umkehren sollen, als die ersten Schneeflocken fielen. Er konnte es sich einfach nicht erlauben, irgendwo festzusitzen. Sogar samstags musste er an Konferenzschaltungen teilnehmen und Meetings mit ausländischen Geschäftspartnern organisieren. Fernando konnte es sich vielleicht leisten, ein paar Tage irgendwo eingeschneit zu sein, aber er nicht! Cesar fuhr sich frustriert durch die Haare, die schon nach den wenigen Schritten bis zum Haus tropfnass waren.
Julies Haus war wohl eine Art Cottage, soweit Cesar das im Dunkeln erkennen konnte. Klein, weiß und von einem malerischen Holzzaun umgeben. Drinnen war es warm und auf eine altmodische Weise gemütlich. Holzdielen verliehen dem Haus einen antiken Charme. Kurz gesagt, es war etwas völlig anderes als sein eigenes Zuhause mit dem kühlen Marmor, den hellen Ledermöbeln und den abstrakten Gemälden, die ein Vermögen gekostet hatten.
„Das Telefonbuch … wo ist nur das Telefonbuch“, murmelte Julie, während sie alles absuchte. „Da haben wir es. Ein Hotel. Irgendein bestimmtes?“
„Vergessen Sie es.“
„Wie meinen Sie das?“
„Schauen Sie doch mal raus.“ Julie folgte seinem Blick, und ihre Zuversicht schwand. Das Schneetreiben hatte sich inzwischen zu einem Sturm entwickelt. Man würde einen Schneepflug benötigen, um überhaupt bis zum Auto zu kommen. Es wäre Wahnsinn, das Haus noch verlassen zu wollen.
„Aber Sie können hier nicht bleiben!“
„Und warum nicht? Hätte Fernando etwas dagegen?“
„Freddy? Warum sollte der etwas dagegen haben?“ Sie standen in der engen Diele. Julie hatte das Gefühl, als würde die Luft zum Atmen knapp. Cesar zog seinen Mantel aus, und Julie seufzte innerlich. Sich mit diesem Mann eine halbe Stunde zu unterhalten und Freddy in den höchsten Tönen zu loben, war eine Sache, aber auf engstem Raum eine Nacht mit ihm zu verbringen … nein, das war völlig unmöglich.
„Sie könnten meinen Wagen nehmen. Mein Auto ist zwar nicht ganz so komfortabel wie Ihres, aber es würde Sie jedenfalls sicher in die Stadt bringen. Und ein Hotelzimmer wäre viel bequemer als ein Platz auf dem Fußboden.“
„Fußboden …?“
„Ja, eine schreckliche Aussicht, nicht wahr?“ Cesar legte seinen Mantel über das Treppengeländer, was Julie mit wachsender Panik beobachtete. Am liebsten hätte sie Cesar aufgefordert, ihn sofort wieder anzuziehen und das Haus zu verlassen.
„So ist das eben in einem kleinen Haus.“ Demonstrativ behielt sie ihren Mantel an. Sie hoffte, dass er diesen Wink verstehen würde.
„Geben Sie es auf, mich rauswerfen zu wollen, Julie. Ich werde heute Nacht nirgends mehr hingehen. Und wenn ich auf dem Boden schlafen muss, dann ist das eben so. Ich werde bei diesem Wetter bestimmt nicht mein Leben mit Ihrer alten Klapperkiste aufs Spiel setzen.“
„Okay. Ist ja gut“, fuhr sie ihn an. Instinktiv wich sie ein Stück zurück, als er auf sie zukam.
„Wie wär’s, wenn Sie jetzt Ihren Mantel ausziehen und mir zeigen würden, welchen Platz auf dem Fußboden Sie mir zugedacht hatten?“
„Es gibt auch ein Gästezimmer“, gab Julie widerwillig zu. „Aber es ist total winzig und unordentlich. Für Sie bestimmt eine Zumutung.“
Cesar ging an
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