Julia Extra Band 0309
bleiben. Aber ihr blieb keine Wahl. Freddy konnte ihn auf keinen Fall mit nach Hause nehmen. Nicht, solange Imogen dort war.
Allein der Gedanke an dieses kleine Geheimnis trieb ihr die Schamröte ins Gesicht. Eigentlich hätte Imogen heute an Freddys Seite sein sollen. Schließlich war sie die treibende Kraft in diesem Spiel, aber Freddy hatte darauf bestanden, sie erst einmal aus der Sache herauszuhalten. Nachdem Julie Cesar nun kennengelernt hatte, verstand sie auch, warum. Cesar war jemand, der allem und jedem misstraute. Das war in ihrer Unterhaltung deutlich geworden, die eher an ein Kreuzverhör erinnerte. Ein Blick auf Imogen, ihre langen blonden Haare, ihre großen blauen Augen und ihre langen Beine – und Freddy hätte seinen Treuhandfonds abschreiben können. Dass Imogen aber auch noch Freddys Baby erwartete und bereits im siebten Monat schwanger war, hätte Cesar völlig aus der Fassung gebracht.
„Wir können ja einfach in die Stadt fahren“, schlug Julie vor. Inzwischen waren sie bei Cesars Wagen angelangt und stiegen ein. Julie versank förmlich in den Polstern, die ebenso bequem waren wie die edlen Sofas in Freddys Club. Besorgt sah sie hinaus in das immer dichter werdende Schneetreiben. „Bis zu mir ist es zwar nicht allzu weit, aber man fährt über Landstraßen, und ich weiß nicht, ob dieser Wagen das schafft.“
„Dieser Wagen“, erwiderte Cesar, während er wendete, „wird mit allem fertig.“
„Mit allem, außer den Straßen in Kent bei Schneetreiben mitten im Januar. Dafür braucht man schon ein etwas robusteres Fahrzeug. Diese teuren Schlitten mögen ja für Londoner Verhältnisse ganz brauchbar sein, aber hier draußen auf dem Land sind sie einfach unsinnig.“
Cesar warf ihr einen ungläubigen Blick zu, aber sie sah gerade zum Seitenfenster hinaus und versuchte abzuschätzen, wie schnell sie fahren konnten, ohne im Graben zu landen.
Sie lotste ihn bis zur Hauptstraße, die jetzt um ein Uhr morgens schneebedeckt und wie ausgestorben dalag. Nach einiger Zeit bogen sie ab und krochen dann eine schmale, kurvige Landstraße entlang.
„Wie zum Teufel halten Sie es mit solchen Wetterverhältnissen aus?“, fluchte Cesar. Er brauchte seine ganze Konzentration, um nicht von der Straße abzukommen.
„Ich habe ein Auto mit Allradantrieb. Es ist zwar ziemlich alt, aber zuverlässig, und man kommt damit wirklich überall durch.“
„Im Gegensatz zu meiner Nobelkarosse, meinen Sie wohl?“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Ich könnte mir so einen Wagen nie leisten. Ich wüsste aber auch gar nicht, was er mir zu bieten hätte.“
„Wie wäre es mit Komfort?“ Cesar wurde klar, dass er nicht das Geringste über Julie wusste. Was machte sie zum Beispiel beruflich – wenn sie nicht gerade seinem Bruder bei irgendeinem dubiosen Projekt half, hinter dem sich von Buchhaltung bis zu Typberatung alles verbergen konnte? Er musste unbedingt mehr über sie erfahren. Seine Fragen würde er sich allerdings für später aufsparen, denn im Augenblick war er vollauf damit beschäftigt, das Auto durch den Schnee zu manövrieren. Allmählich fragte er sich, ob er jemals den Weg zurück in die Stadt und zu einem komfortablen Hotel finden würde.
„Praktische Aspekte sind mir viel wichtiger als Luxus.“
„Das habe ich mir schon gedacht. So wie Sie angezogen sind.“
„Was soll das denn heißen?“
„Das heißt – ist es noch weit bis zu Ihrem Haus? Wenn ich nämlich noch langsamer fahre, können wir genauso gut aussteigen und zu Fuß gehen.“
„Da vorne ist es.“ Sie deutete auf einen schwachen Lichtschein, der in dem Schneetreiben kaum zu erkennen war. Insgeheim hing ihr seine Bemerkung über ihre Kleidung noch nach. Ja, sie trug Jeans, weil die bequem waren. Und sie war schließlich nicht die Einzige mit Jeans dort gewesen. Gut, die anderen Frauen waren schon etwas schicker gekleidet gewesen, aber sie hatte sich durchaus vorzeigbar gefühlt!
Sie warf Cesar einen verstohlenen Blick zu. Er war zwar der unhöflichste Mann, dem sie jemals begegnet war, aber er war auch unverschämt gut aussehend … auf eine leicht beunruhigende Art und Weise. Wenn sie ihn ansah, überlief sie ein seltsamer Schauer.
Als die Räder plötzlich durchdrehten und der Motor ausging, waren sie nur noch wenige Meter von ihrem Haus entfernt.
Cesar fing an zu fluchen.
„Warum sehen Sie mich so an? Das ist doch nicht meine Schuld“, verteidigte sich Julie.
„Wie wären Sie eigentlich nach Hause gekommen?
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