Julia Extra Band 0309
war auch das unwiederbringlich dahin.
Über Nacht hatte der Schnee zu schmelzen begonnen, und als Julie morgens die Treppe herunterkam, stand Cesar schon in der Küche zur Abreise bereit. Er teilte ihr mit, dass er den Wagen bereits freigeschaufelt und gewendet habe und dieser mit laufendem Motor vor dem Haus stünde. Als wenn er es gar nicht erwarten kann, von hier wegzukommen, dachte Julie.
Seitdem waren zwei Wochen vergangen, und sie hatte nichts mehr von ihm gehört. Sie war bei Freddy und Imogen gewesen, die ihr glücklich erzählten, dass die Angelegenheit mit dem Treuhandfonds unter Dach und Fach war. Cesar hatte sich zwar nicht vor Begeisterung überschlagen, aber er verurteilte Freddys Pläne auch nicht in Bausch und Bogen.
Julie saß in ihrem Büro und brütete über den Plänen ihres neuesten Projekts, als das Telefon klingelte. Einen Moment lang schien ihr Herz auszusetzen. Sie glaubte nicht wirklich, dass Cesar anrufen würde – er hatte ja nicht einmal ihre Telefonnummer –, aber vielleicht …?“
Mit einem Anruf von Freddy hatte sie jedoch nicht gerechnet. Einem Freddy, der völlig aufgelöst war und kaum einen zusammenhängenden Satz herausbrachte.
„Ich bin im Krankenhaus“, stieß er stockend hervor.
„Im Krankenhaus! Warum? Hattest du einen Unfall?“ Panik erfasste Julie.
„Es ist Imogen. Wir mussten den Notarzt holen.“
„Aber das Baby kommt doch erst in zwei Monaten!“ Julie fühlte, wie der Schreck ihr die Kehle zuschnürte.
„Julie, du musst sofort kommen! Bitte! Imogen ist im Kreißsaal. Ich werde noch verrückt vor Angst!“
„Okay. Ich bin schon unterwegs.“
„Und du musst … du musst … Cesar Bescheid sagen.“
„Wie bitte!“ Allein die Erwähnung seines Namens ließ ihren Atem stocken. Bei ihrem letzten Besuch hatte Freddy ihr gestanden, dass Cesar immer noch nichts von Imogen wusste. Vor lauter Erleichterung darüber, dass der Jazzclub Cesars Billigung gefunden hatte, habe er geschwiegen. Er habe also nicht wirklich gelogen. Julie ahnte, was jetzt kommen würde.
„Ich habe dafür jetzt einfach keine Nerven, Julie. Ich weiß, ich hätte es Cesar gleich sagen sollen … das mit Imogen … aber … aber …“
„Okay, Freddy. Ich komme ins Krankenhaus, so schnell ich kann. Und Freddy … du musst mir noch die Telefonnummer deines Bruders geben …“
Ein paar Minuten später saß Julie im Auto. Sie hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, sich umzuziehen, sondern einfach nur eine weite Jacke über ihren Overall gezogen und sich einen Schal umgewickelt.
In Rekordzeit schaffte sie es zum Krankenhaus. Als sie Freddy endlich fand, hatte sie das Gefühl, ihr Kopf müsste zerspringen. Auch Freddy schien am Ende seiner Nerven zu sein. Mit dem Baby sei alles in Ordnung, sagte er, man habe es aber sicherheitshalber auf die Intensivstation gebracht. Es war ein Mädchen. Freddys Augen füllten sich mit Tränen, und er blickte auf den Boden. „Sie haben gesagt, dass wir eine Nottaufe vornehmen lassen sollen … nur vorsichtshalber natürlich …“
„Daran solltest du jetzt gar nicht denken, Freddy. Du machst dich sonst nur verrückt. Wie geht es Imogen?“ Beruhigend legte Julie ihm eine Hand auf den Arm.
„Sie hat sehr viel Blut verloren …“
„Aber sonst … ich meine … sie ist doch okay, oder?“
„Sie wollen mir nichts Genaueres sagen. Man könne jetzt einfach nur abwarten. Ich muss wieder zu ihr, Julie. Hast du schon …?“
„Gleich rufe ich ihn an. Ich wollte mich nur vorher vergewissern, dass mit euch alles in Ordnung ist. Mit euch dreien. Ist Imogen denn ansprechbar? Sag ihr bitte liebe Grüße von mir. Ich werde einfach eine Weile hier bleiben, ja?“
Julie ging in die Cafeteria. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und der Krankenhausgeruch löste eine leichte Übelkeit bei ihr aus. Irgendwo in diesem Gebäude in einem der vielen Zimmer lag ihre beste Freundin, und in einem anderen Zimmer kämpfte das Baby, auf das sie und Freddy sich so gefreut hatten, ums Überleben.
Julie holte sich einen Kaffee und setzte sich an einen Tisch in der hintersten Ecke.
Sie wählte die Nummer, die Freddy ihr gegeben hatte. Eigentlich ging sie davon aus, dass eine Sekretärin ihren Anruf entgegennehmen würde, aber es war Cesar, der abhob. Der Empfang war so klar, als säße er direkt neben ihr. Nie hätte Julie es für möglich gehalten, dass allein seine Stimme sie so aus der Fassung bringen konnte.
„Cesar. Ich bin es, Julie.“
Cesar, den
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