Julia Extra Band 0309
Blick glitt zu ihr hinüber … hatte er sich erstaunlich schnell von der Nachricht erholt. Natürlich half es ihm, dass er gewohnt war, mit allem fertig zu werden, was das Leben so mit sich brachte. Er war davon überzeugt, dass man alles lösen konnte, wenn man nur einen kühlen Kopf bewahrte. Und fast fing er an, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er Vater wurde.
„Okay“, gab Cesar schließlich nach, als sie im Auto saßen, „ich verstehe zwar immer noch nicht, warum du mich nicht heiraten willst, aber ich will jetzt nicht mit dir streiten.“
„Gut. Schließlich bin ich ja auch schwanger, und Schwangere sollen sich nicht aufregen“, meinte sie schelmisch. „Das wäre schlecht für das Baby … Stress und so …“
Cesar fuhr an den Straßenrand und hielt abrupt an.
„Hat das dein Arzt gesagt?“
„Warum hältst du an?“
„Weil ich nichts tun will, was die Schwangerschaft gefährden könnte.“
„Cesar, das war nur ein Scherz.“ Erstaunt sah sie ihn an. „Willst du etwa sagen, dass du froh bist, dass ich schwanger bin?“
„Ich will damit lediglich sagen, dass … dass du dich nicht aufregen sollst …“ Den Teufel würde er tun und irgendetwas Unvorsichtiges sagen, was dann später gegen ihn verwendet werden konnte. Und außerdem … froh darüber, dass sie schwanger war … das war nun doch etwas zu drastisch.
„Ach so.“ Julie konnte ihre Enttäuschung nicht ganz verbergen. Obwohl Cesar das alles viel besser aufnahm, als sie erwartet hatte, hieß das noch lange nicht, dass ihm der Gedanke gefiel, Vater zu werden. Da brauche ich mir gar nichts vorzumachen, dachte sie. Er hat es wohl einfach akzeptiert.
„Aber ich habe eine Idee …“, fuhr Cesar fort, „du müsstest allerdings bereit sein, mir ein bisschen entgegenzukommen.“
„Diese Idee“, sagte Julie zögernd, „wird sie mich aufregen?“
„Ganz im Gegenteil. Es wäre ein Kompromiss. Einer, der dein Leben immens erleichtern … und mich … beruhigen würde.“ Er startete den Wagen wieder und fuhr weiter. In seinem Hinterkopf hatte sich jedoch das kleine Wörtchen ‚ froh‘ eingenistet und ließ sich nicht mehr vertreiben. Ein gefährliches Wort, denn es ließ Cesar gewahr werden, dass vielleicht doch etwas in seinem Leben fehlte. Etwas, das er sich bis jetzt noch nie eingestanden hatte.
„Ich möchte dich einfach etwas näher bei mir haben.“ Cesar hätte nie gedacht, dass er so etwas jemals zu einer Frau sagen würde. „Ich bin eben etwas konservativ, aber das dürfte dir ja inzwischen bekannt sein.“
Julie seufzte, enthielt sich aber eines Kommentars.
„Die Mutter meines Kindes kann nicht irgendwo in der Wildnis hausen und jegliche Hilfe aus falschem Stolz ablehnen.“ „… in der Wildnis!“ „Ich sehe, wir verstehen uns.“ Cesar hielt vor dem Hotel an, das gar nicht so heruntergekommen aussah, wie er erwartet hatte. Julie rang immer noch nach Worten.
„… hausen?“
„Ich sage nur: Schneesturm!“
„… aus falschem Stolz?“
„Schön, dass du so gut zugehört hast. Das trifft sich ausgezeichnet, weil …“ du umziehen wirst , hätte Cesar beinahe gesagt. Gerade rechtzeitig konnte er sich noch bremsen, denn Julie hätte darauf sicher so reagiert wie der Stier auf das berühmte rote Tuch. Jetzt war Diplomatie gefordert. „Ich hielte es für das Beste, wenn du einfach ein bisschen mehr in der Nähe von London wohnen würdest. Ich rede ja nicht vom Stadtzentrum. Aber du arbeitest doch freiberuflich, das könntest du doch eigentlich von überall aus tun, oder?“
„Ja, schon …“
„Siehst du. Du könntest doch dein Cottage vermieten. Vielleicht an Touristen. So ein Wochenendhaus auf dem Land wird doch immer gesucht … auch wenn ich nie ganz verstanden habe, was die Leute daran finden. Also, du vermietest dein Haus, und ich kaufe dir eines, das ich von London aus gut erreichen kann.“
„Du kannst mir doch nicht einfach ein Haus kaufen!“
„Und warum nicht?“
„Das macht man eben nicht!“
„Als wenn mich kümmern würde, was man macht. Wie müsste denn so ein Haus aussehen, das dir gefallen würde?“
„Auf jeden Fall nicht wie dein Apartment.“
„Was hast du gegen mein Apartment?“
„Du meinst abgesehen von den Bildern, den Objekten, der Ledergarnitur …“ Und nach einem Blick auf Cesar, der einfach nur dasaß und sie ansah: „… es wirkt einfach nicht so, als wenn jemand darin leben würde.“ Julie wandte sich ab. „Entschuldige bitte. Außerdem habe ich es
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