Julia Extra Band 0309
heften.
Und wenn sie nicht davonrannte? Wenn sie ihm genau das gab, was er wollte? Würde er dann das Interesse verlieren? Ihr Reiz musste für ihn doch hauptsächlich darin bestehen, dass sie ihn nicht anhimmelte wie alle anderen Frauen auf diesem Planeten. Wenn sie sich nun den Anschein gab, unbedingt seine Freundin sein zu wollen, würde er wahrscheinlich nicht schnell genug die Beine in die Hand nehmen können. Sich ihm an den Hals zu werfen war die sicherste Art, ihn ein für alle Mal loszuwerden!
Nur … sich ihm an den Hals zu werfen brachte sie nicht über sich. Aber sie könnte ganz bewusst den Verdacht in ihm schüren, sein Geld annehmen und dann darauf hoffen, dass er sich schnellstens davonmachte.
„Na schön.“ Unfreundlich wandte sie sich ab. „Du kannst mit nach oben kommen, deinen Scheck ausstellen und wieder gehen.“
„Das ist wirklich großzügig von dir“, meinte er spöttisch, stieg aus dem Wagen und folgte ihr in das Gebäude.
Mit dem Lift fuhren sie in den dritten Stock, wo Lia die Räume für ihre Stiftung angemietet hatte, ein Büro für Emily, ein Büro für sie und der Empfangsraum mit Sitzecke, in dem die Sekretärin die Anrufe entgegennahm.
Das junge Mädchen riss hingerissen die Augen auf, als Alexander eintrat. Lia konnte genau sehen, welche Wirkung er auf Sarah ausübte. Und aus einem unerfindlichen Grund ärgerte es Lia.
„Guten Morgen, Sarah. Was steht heute alles an?“
Es dauerte mehrere Sekunden, bevor die Sekretärin Lias Anwesenheit überhaupt registrierte. „Oh ja, natürlich. Ich hab die Liste mit den Anrufen hier, Lia.“
„Das ist Alexander Navarre“, stellte sie auf dem Weg in ihr Zimmer vor, die Liste in der Hand. „Er wird einen Scheck ausstellen, und dann muss er gleich wieder gehen.“
„Hallo, Mr. Navarre.“ Sarah kicherte, und Lia hätte sie am liebsten geohrfeigt. Das Mädchen hatte einen Abschluss der renommiertesten Wirtschaftsuniversität, aber ein Lächeln von Alexander reichte aus, um sie in einen albernen Backfisch zu verwandeln!
Lia stapfte in ihr Büro und zog Mantel, Schal und Handschuhe aus, warf alles achtlos über einen Sessel. Sie zwang sich, sich auf die Anruferliste zu konzentrieren anstatt auf Alexander und Sarah. Zuerst musste sie Mrs. Van Deusen anrufen, dann Mrs. Olmstead. Die alten Damen würden beleidigt sein, wenn sie ihre Anrufe nicht erwiderte.
Sie hörte Sarah wieder kichern. Unwillkürlich ballte sie die Fäuste. Wenn sie dieses Kichern noch einmal hörte, würde sie für nichts mehr garantieren können!
„Warum hast du einen Laufstall in deinem Büro stehen?“
Lia wirbelte herum, als Alexander im Türrahmen auftauchte. Der Laufstall für Ruby! An den hatte sie überhaupt nicht gedacht!
Er trat weiter in den Raum hinein und schaute neugierig auf das Kindermöbel. „Ein Geschenk für Emily? Du bist schnell. Sie haben doch gerade erst erfahren, dass sie schwanger ist.“
„Emily? Oh ja, natürlich“, stotterte Lia und wischte sich unauffällig den Schweiß von der Stirn. „Ja, sicher, der ist für Emily.“ Es war nicht einmal gelogen. Der Laufstall würde in Emilys Büro gestellt werden, wenn sie aus dem Mutterschaftsurlaub wieder an die Arbeit zurückkehrte. Falls sie überhaupt zurückkehrte. Denn vielleicht war Emily ja rundherum glücklich damit, in ihrem hübschen Heim in Connecticut zu bleiben, Kekse zu backen und mit der ständig wachsenden Kinderschar im großen Garten zu spielen …
„Lia?“
Sie blinzelte, als Alexanders Stimme das Bild zerriss. „Was?“
Er wedelte mit dem Scheckbuch in der Hand. „Wie viel brauchst du?“
Fragend starrte sie ihn an.
„Für den Park.“
„Oh, richtig …“ Sie atmete tief durch. „Unsere nächste Veranstaltung wird ein Maskenball am Valentinstag sein. Dann bist du natürlich nicht mehr in New York.“ Dem Himmel sei Dank da für! „Aber wenn du eine Eintrittskarte kaufen würdest und dann den Sitzplatz spendest, wären das tausend Dollar. Du kannst natürlich auch die Kosten für einen ganzen Tisch übernehmen, das wären dann …“
„Du verstehst nicht richtig.“ Er legte die Hände auf ihre Schultern. „Wie viel brauchst du, um diese Spendensammlung einstellen zu können? Wie viel fehlt dir noch für den Park?“
Sie schüttelte den Kopf. „Aber du hast doch gesagt, dass der Park dich nicht interessiert. Du hast gesagt, die Kinder kümmern dich nicht.“
„Stimmt, tun sie auch nicht.“
„Warum dann, Alexander? Versuchst du, mich zu
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