Julia Extra Band 0309
wenn sie ihn verabscheute … sie konnte ihm nicht widerstehen. Das Feuer für Alexander brannte schon zu lange in ihr, die Glut war noch immer da. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, ihm nie wieder zu begegnen.
Lia legte den Schal um und herzte ihre Tochter. „Bis Mittag bin ich wieder zurück.“
„Sie brauchen sich nicht zu hetzen, Liebes“, sagte Mrs. O’Keefe, „sie schläft sowieso mindestens bis zwei Uhr.“
Lia gab ihrer Tochter noch einen letzten Kuss, bevor sie das Haus verließ. Draußen blickte sie zur anderen Straßenseite auf die unbebaute riesige Fläche. Im letzten Jahr hatte sie das Haus wegen seiner Lage gekauft. Keiner hatte verstanden, wieso sie unbedingt hier leben wollte statt in der exklusiven Upper East Side, wo alle ihre Bekannten wohnten. Aber die Far West Side war die einzige Gegend in der Stadt, die ihr das Gefühl gab, zu Hause zu sein.
Hier lag das Grundstück für den Park. Jetzt im Winter hatte sich eine weiße Schneedecke über das Land gelegt, unberührt glitzerten die Kristalle in der fahlen Morgensonne. Das Land wartete auf den Frühling, wenn der Schnee schmolz und die Sonne die Erde aufwärmen würde. Dann konnten Gras gesät, Blumenbeete angelegt, Büsche und Bäume gepflanzt werden. Bei der geplanten Veranstaltung am Valentinstag würde der größte Teil der Spenden dafür zusammenkommen.
„Guten Morgen.“
Lia zuckte erschreckt zusammen, als sie Alexander vor den Stufen ihres Stadthauses stehen sah. Es war, als würde sie einem Geist begegnen. Schließlich hatte sie ihn längst auf der anderen Seite des Pazifiks vermutet.
Sie schluckte. „Was tust du hier?“
Seine dunklen Augen glühten. Sie spürte ihren Puls schneller schlagen, als das Feuer durch ihre Adern zu fließen begann.
„Ich warte auf dich.“ Er stieg die Stufen hinauf und nahm sie bei der Hand. Seine Finger brannten auf ihrer Haut, sogar durch die ledernen Handschuhe.
„Ich dachte, du wärst schon in Asien“, wisperte sie.
Hungrig glitt sein Blick über sie. „Ich fliege erst heute Nachmittag.“
Sie war so sicher gewesen, dass er sich nicht mehr in der Stadt befand. Doch jetzt konnte sie nur daran denken, wie froh sie war, ihn zu sehen, wie berauschend seine Nähe war.
Und dann fiel ihr Ruby ein. Ihr süßes, glücklich lachendes Baby, das Pfirsichmus im Haus frühstückte.
Sie musste Alexander von hier weglotsen.
„Ich bin auf dem Weg zur Arbeit.“ Sie zog ihre Hand zurück und trat hastig die Stufen hinunter.
„Ich wusste nicht, dass du einen Job hast.“
„Ich sammle noch immer Spenden für den Park.“ Suchend blickte sie die Straße auf und ab. „Es ist nicht so einfach, wie du dir das vielleicht vorstellst.“
„Das kann ich mir denken.“ Er klang amüsiert. „Was treibst du da?“
„Ich suche ein Taxi“, erwiderte sie indigniert.
„Um diese Uhrzeit bekommst du bestimmt keines. Wo ist dein Fahrer?“
„Er war eine unnötige Ausgabe. Ich habe ihn gehen lassen, als ich …“ Als ich ein Baby bekommen habe . Sie räusperte sich. „Ich arbeite jetzt die meiste Zeit von zu Hause aus.“
Er deutete auf den schwarzen Rolls-Royce, der in diskreter Entfernung parkte. „Vielleicht kann ich helfen. Mein Fahrer bringt dich, wohin immer du willst.“
„Ich bin keines von deinen hilflosen Dummchen, Alexander, die atemlos auf deine Aufmerksamkeit warten. Ich kann mir ein Taxi nehmen.“
Ungerührt zuckte er mit den Schultern. „Fein, wie du willst.“
Mehrere Taxis fuhren vorbei, doch sie waren alle bereits besetzt. Lia wurde ungeduldig. „Dann bestelle ich mir eben eines.“ Sie griff in ihre Handtasche, um ihr Handy hervorzuholen.
Er griff nach ihrer Hand und hielt sie auf. „Lass mich dich bringen.“
Sie schluckte. Warum brachte die harmloseste Berührung von ihm sie derart aus der Fassung? „Und du bringst mich direkt zur Arbeit?“
„Versprochen.“ Er schob ihr eine Strähne hinters Ohr, die sich aus dem Chignon gelöst hatte. „Nach dem Frühstück.“
Frühstück? Sollte das eine Metapher für wilden, hemmungslosen Sex am Morgen sein? Unwillkürlich leckte sie sich über die Lippen. „Ich habe keinen Hunger.“
Sein wissendes Grinsen fuhr ihr von den Haarwurzeln bis in die Zehenspitzen. „Lügnerin!“
Sie holte tief Luft, nahm sich zusammen. „Ich sagte bereits, ich muss zur Arbeit.“
„Und ich sagte, ich bringe dich hin – nach dem Frühstück.“
„In einem Restaurant?“
„Oder einem Café, dort, wo üblicherweise Frühstück
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