Julia Extra Band 0315
erstaunt hatte.
Ohne zu zögern, stellte Amir den Weckruf ab. Grace brauchte ihren Schlaf. Wenn sie nicht auf ihn hören wollte, musste er die Dinge eben in die Hand nehmen. Die Tatsache, dass sie sein Klopfen nicht gehört hatte, bewies, wie erschöpft sie war. Aber die dunklen Schatten unter ihren Augen waren schon ein wenig verblasst, und er würde dafür sorgen, dass sie ganz verschwanden.
Bevor er ging, zog er noch die schweren Vorhänge zu und tauchte den Raum damit in ein fahles Zwielicht. Dann nahm er den Laptop vom Schreibtisch und schloss leise die Tür hinter sich, als er das Zimmer verließ. Ein Ruhetag würde Grace guttun.
Gleich darauf suchte Amir seine Mutter auf und bat sie, Grace seine Pläne für den heutigen Tag mitzuteilen. Außerdem erklärte er der Königin, dass es sein Wunsch sei, dass Grace diesen Tag nutzte, um sich zu entspannen. Seine Mutter versicherte ihm, dass sie darauf achten würde.
Mit dem Gefühl, alles Nötige in die Wege geleitet zu haben, verließ Amir zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder den Palast.
Grace wachte mit einem wohligen Gefühl auf. Sie hatte von Amir geträumt – ein wunderbarer Traum, in dem sie verheiratet waren und vier Kinder hatten, zwei Jungen und zwei Mädchen.
Der Traum war so real gewesen, dass sie sich lächelnd reckte, ohne die Augen zu öffnen. Sie wollte die letzten Bilder des Traums so lange wie nur möglich genießen. Vier Kinder. Sich Amir als hingebungsvollen Vater inmitten einer vergnügten Rasselbande vorzustellen, fiel ihr nicht schwer.
Nur würde sie nicht die Mutter sein.
Dieser Gedanke ließ die glückliche Seifenblase abrupt platzen. Grace riss die Augen auf. Als Erstes fiel ihr auf, dass die Vorhänge zugezogen waren. Aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie das gestern Abend noch getan hätte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es bereits nach elf war. Ihr Wecker hatte nicht geklingelt, dabei wusste sie genau, dass sie ihn gestellt hatte. Und als Drittes bemerkte sie, dass ihr Laptop nicht mehr auf dem antiken Schreibtisch stand.
Mit einem Ruck setzte sie sich auf und rieb sich verwirrt den Schlaf aus den Augen. An der Szenerie änderte das nichts.
Warum hatte sie so lange geschlafen? Ganz abgesehen von dem Wecker, war das völlig untypisch für sie. Also gut, Amir hatte wohl recht gehabt, als er sagte, sie müsse Schlaf nachholen.
Das würde sie ihn jedoch nicht wissen lassen, der Mann war so oder so überzeugt, dass er immer recht hatte. Das erklärte aber weder die zugezogenen Vorhänge noch den fehlenden Computer. Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihr Boss das erklären konnte. Also würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als ihn zu finden.
Eine halbe Stunde später machte Grace sich frisch geduscht auf den Weg ins Erdgeschoss des Palastes. Unten an der Treppe wartete eine Wache auf sie und führte sie zu den Privatgemächern der Königin. Auf ihr Klopfen hin ertönte ein resolutes „Herein“.
Als Grace den wunderschönen Raum betrat, feminin eingerichtet, dennoch ganz offensichtlich ein Arbeitszimmer, entließ die Königin ihre eigene Assistentin. „Guten Morgen, Grace. Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“
„Offensichtlich besser als erwartet“, war die kleinlaute Antwort. „Ich habe nicht einmal den Wecker gehört.“
„Wenn ich es richtig verstanden habe, hat mein Sohn ihn abgestellt, als er heute Morgen in dein Zimmer kam.“
„Amir war in meinem Zimmer?“ Schon wieder?!
Die Königin nickte. „Um dir mitzuteilen, dass er den Tag mit seinem Vater und Zahir verbringen wird.“
„Und deshalb ist er in mein Zimmer gekommen und hat den Wecker abgestellt?“ Grace würde ein Wörtchen mit ihm reden müssen. Sie verschwand nicht zum Anziehen im Bad, und wenn er ständig unerwartet hereinmarschierte … Ihn würde es vielleicht nicht stören, sie halb nackt zu sehen, aber sie würde garantiert vor Scham vergehen. „Warum hat er mich nicht geweckt?“
„Er war der Meinung, dass du Ruhe brauchst. Er sagte auch etwas davon, dass er deinen Computer für heute konfisziert hat.“ Die Königin lächelte. „Ich hatte gehofft, dass du mir heute Nachmittag deine Gesellschaft gewährst.“
Natürlich steckte Amir hinter dieser Einladung – was es nicht einfacher machte, sie auszuschlagen. Nein, das wäre eine Beleidigung für die Königin. „Natürlich, Eure Majestät.“
Adara hob unmerklich die fein gezupften Augenbrauen. Ihr war nicht entgangen, dass Grace den formellen Titel nutzte, obwohl
Weitere Kostenlose Bücher