Julia Extra Band 0316
du und so … so … muskulös und … durchtrainiert. Am besten, wir beschränken uns auf einige alte Accessoires für dich. Eine Krawatte oder so. Einverstanden?“
Er zog das Jackett an und rückte seinen Schlips gerade. „Anders gesagt, die letzten fünfundvierzig Minuten waren reine Zeitverschwendung?“
Entschuldigend zuckte sie die Schultern.
„Meine Zeit ist kostbar“, erklärte er gespielt kühl, obwohl er am liebsten gelächelt hätte. „Ich sollte Entschädigung von dir verlangen.“
„Es wäre mir jeden Penny wert“, erwiderte sie und blickte vielsagend zu der Jeans und der Lederjacke, die noch immer in Sichtweite hingen. Ihre Augen funkelten schelmisch.
Flirtete sie etwa mit ihm? Auf eine ganz subtile Weise, wie es typisch für sie wäre? Wollte sie ihm zu verstehen geben, dass sie seinen Anblick in diesem … James-Dean-Outfit genossen hatte? Oder bildete er sich das alles nur ein?
Zweifelnd beobachtete er, wie sie den zuletzt probierten Anzug aufhängte und glatt strich. Ganz ungerührt und effizient.
Offensichtlich habe ich mir tatsächlich nur eingebildet, sie wolle mit mir flirten, sagte Cameron sich.
Und war irgendwie enttäuscht.
Wieso das?
Sie war doch nur eine junge Frau, zu der er auf einer Weihnachtsparty einmal nett gewesen war! Und zwar vor einer halben Ewigkeit.
Alice beachtete ihn weiterhin nicht, und das ärgerte ihn.
„Kann ich dann jetzt gehen?“, fragte er gereizt, als sie sich an den Schreibtisch setzte.
Sie blickte hoch und biss sich auf die Unterlippe.
Wie rosig und schön geschwungen ihre Lippen sind, dachte Cameron. Dass er eine solche Nebensächlichkeit bemerkte, machte ihn noch gereizter.
„Ja“, antwortete Alice schließlich sachlich. „Ich brauche dich nicht länger.“
Darauf fiel ihm keine Erwiderung ein. Noch nie hatte es jemand gewagt, ihn in diesem Ton wegzuschicken.
„Na schön, dann bin ich jetzt weg.“
Er eilte, ohne sich richtig zu verabschieden, aus dem Büro und schloss ziemlich heftig die Tür.
Zwei Stunden später klingelte Alice an Coreens Tür.
Coreen öffnete. Sie trug einen hinreißenden, bunt bestickten schwarzen Kimono und hatte eine giftgrüne Gesichtsmaske aufgetragen.
Alice marschierte schweigend an ihr vorbei in die Küche, wo sie zwei Weingläser aus dem Schrank holte und mit dem billigen Rotwein füllte, den sie mitgebracht hatte.
„Was ist?“, fragte Coreen mit starren Lippen, damit die Gesichtsmaske nicht riss.
„Ich hatte eine Erleuchtung“, erklärte Alice und reichte Coreen ein Glas.
Dann ging sie, die Flasche mitnehmend, ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa.
„Eine Erleuchtung?“, wiederholte Coreen erstaunt, und nun bröckelte die Maske. „Das musst du mir genauer erklären. Warte nur einen Moment, bis ich mir das Zeug vom Gesicht gewaschen habe.“
In Rekordzeit war sie aus dem Bad zurück und setzte sich zu Alice.
„Also, was meinst du mit Erleuchtung?“
„Mir ist klar geworden, dass ich für Männer immer nur eine Lückenbüßerin bin. Eine, mit der sie sich abgeben, bis sie eine Interessantere finden“, behauptete Alice zugleich betrübt und aufgebracht.
„Unsinn!“ Coreen legte ihr den Arm um die Schultern. „Du bist wesentlich mehr.“
„Und warum merken die Männer das nicht? Warum gehen sie mit mir aus, bevor sie die große Liebe ihres Lebens finden? Warum findet keiner, ich wäre das Beste, was ihnen jemals passiert ist? Kannst du mir das sagen?“
„Willst du eine ehrliche Antwort?“, erkundigte Coreen sich vorsichtshalber und erklärte, nachdem Alice genickt hatte, ruhig: „Solange du dich selbst für eine Lückenbüßerin hältst, wirst du immer nur Männer wie Paul finden, die einer alten Liebe nachtrauern oder auf die Frau des Lebens warten und dabei nicht allein sein wollen. Wenn du dich selbst nicht schätzt, tut ein Mann das auch nicht.“
Tröstend drückte Coreen sie nochmals an sich und wartete einen Moment, bevor sie weitersprach.
„Wie kommt es, dass du dir jetzt plötzlich den Kopf darüber zerbrichst? Es geht dir doch bestimmt nicht mehr um diesen jämmerlichen Paul?“
„Doch.“ Alice wandte den Blick ab. „Natürlich! In letzter Zeit war ich doch viel zu beschäftigt, um andere Männer kennenzulernen.“
„Ach ja?“ Ein vielsagendes Lächeln umspielte Coreens Lippen. „Was ist mit dem Prachtexemplar, mit dem du neuerdings jeden Tag zusammen bist?“
„Woher weißt du, wie er aussieht?“, wollte Alice wissen.
„Ich habe im Internet
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