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Julia Extra Band 0316

Julia Extra Band 0316

Titel: Julia Extra Band 0316 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Helen Bianchin , Fiona Harper , Kate Hewitt
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finden? Vor sechs Jahren hatte er sie beleidigt und versucht, sie zu bestechen. War sie ihren Hormonen so sehr unterworfen? Oder hatte er sich tatsächlich verändert?
    „Beurteilen Sie es selbst“, hatte seine Antwort auf diese Frage gelautet.
    War es möglich, dass Leo sein Playboy-Leben hinter sich gelassen hatte? Sie dachte daran, wie er vorhin mit Christian herumgealbert hatte, und musste schon wieder dagegen ankämpfen, sich Hoffnungen zu machen. Dabei konnte sie es sich nicht erlauben, Leo auch nur zu trauen. Sie war hier ganz auf sich allein gestellt.
    „Sehen Sie nur!“, sagte er plötzlich neben ihr.
    Phoebe zuckte zusammen. Leo hatte sich vorgebeugt und ihre Schulter berührt. Offenbar war sie doch eingeschlafen.
    „Da unten liegt Amarnes.“
    Von hier oben sah Amarnes aus wie ein kleines perfektes Juwel in der blaugrauen Nordsee. Den Ostteil der Insel durchzogen tiefe Fjorde. Aus ihrer Vogelperspektive konnte Phoebe die steilen Felswände der tiefgrünen Täler sehen. Die Felsspitzen waren mit Schneekappen bedeckt. Beim Anflug auf die Insel erkannte sie jetzt auch einige bunte Fischerhütten in Strandnähe, und dann erschien auf einer Ebene am nördlichen Ende des Eilands die Hauptstadt Njardvik.
    Wie von selbst wanderten Phoebes Gedanken zu ihrem ersten Besuch auf Amarnes. Damals war sie an Deck einer Fähre angekommen. Die salzig-frische Seeluft hatte in ihrem Gesicht geprickelt und Anders hatte neben ihr gestanden. Sie kannten sich erst zehn Tage. Phoebe war ihm auf einer Rucksacktour durch Norwegen begegnet und hatte sich sofort in ihn verliebt. Anders vermittelte ihr den Eindruck, sie wäre für ihn der Nabel der Welt. Erst später – nach ihrer Heirat – stellte Phoebe fest, dass er jedem dieses Gefühl gab.
    Auf der Fähre zeigte er auf Amarnes, das zunächst nur als dunkelgrüner Fleck am Horizont zu erkennen gewesen war. „Das ist mein Zuhause“, verkündete er, lehnte sich an die Reling und fügte mit etwas befangenem Lächeln hinzu: „Ich sollte dir vielleicht sagen, dass ich ein Prinz bin.“
    Sie lachte ungläubig, bis er ihr erklärte, dass er keine Witze machte.
    „Du kannst dir nicht vorstellen, welcher Druck auf mir lastet, welche Erwartungen an mich gestellt werden“, erklärte er und sah sie dabei mit seinen leuchtend blauen Augen an. „Ich will das alles nicht, ich will nur dich, Phoebe.“
    Was für ein Hohn, was für eine ausgemachte Lüge! Vielleicht hatte er es in dem Moment wirklich geglaubt. Doch mehr war es nicht, eine Momentaufnahme. Nach sechs Jahren brachte Phoebe nicht mehr die Energie auf, verbittert oder ärgerlich zu sein. Sie hatte sich schließlich genauso unbedacht in das Abenteuer Ehe gestürzt – mit einem Mann, den sie kaum kannte. Und jetzt, da er tot war, empfand sie kaum Trauer, sondern nur Mitleid mit Anders, der sein junges Leben verschwendet hatte.
    Das Flugzeug setzte zum Landeanflug an, und Christian wurde langsam wach. Phoebe sah zu Leo und bemerkte, dass er sie beobachtete. Dabei lächelte er wissend, und das gefiel ihr nicht.
    „Willkommen zu Hause“, sagte er so leise, dass nur sie es hören konnte.
    Ihr stellten sich sämtliche Nackenhaare auf. „Wohl kaum“, entgegnete sie, doch Leo lächelte weiter.
    Als sie das Flugzeug verließen, war es überraschend kalt. Phoebe hatte ganz vergessen, wie klar und rein hier alles war, selbst die Farben. Die Bäume am Meeresufer leuchteten grün, das Wasser war von einem intensiven Grau, und die Berge mit ihren weißen Spitzen wirkten wie in einer 3-D-Animation. Eine schwarze Limousine kam schnurrend neben ihnen zum Stehen. Und während Leo anordnete, wie man das Gepäck verlud, bedeutete er Phoebe und Christian, im Fond Platz zu nehmen.
    „Der Palast ist nur wenige Minuten entfernt“, informierte er sie kurz darauf, als sie sich von der Landebahn entfernten und in eine schmale Straße einbogen, die sich die Talsohle entlangschlängelte. Phoebe sah zu Christian, der alles mit Staunen beobachtete.
    Innerhalb weniger Minuten ließen sie das schmale Tal hinter sich und erreichten den Stadtrand von Njardvik. Pastellfarbene Stadthäuser flankierten den Boulevard, der in die Stadtmitte führte. Widerwillig sah sich Phoebe die Plätze an, auf denen im Sommer Blumentöpfe Farbtupfer setzten, während sich Menschen in Straßencafés entspannten. Jetzt war alles winterfest und gut vor Schnee und Kälte geschützt. Man konnte nicht leugnen, dass Njardvik ein wahres Bilderbuchstädtchen war. Doch der Anblick

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