Julia Extra Band 0316
dachte ich, dass ich Christian dasselbe bieten könnte … und das habe ich auch.“ Trotzdem erinnerte sie sich jetzt daran, was Christian vorhin über Leo gesagt hatte: „Er ist nett, und ich habe keinen Dad.“
Vielleicht hatte sie Christian nun davor bewahrt, Fürst zu werden, aber damit enthielt sie ihm auch weiterhin einen Vater vor.
Wäre Leo ein guter Vater und Ehemann geworden? Jetzt würde sie es wohl nie erfahren.
Leo strich sich mit einer Hand durchs Haar und ließ sie dann müde sinken. „Nun, dafür hast du ja einen Preis verdient. Aber du hättest es mir trotzdem früher erzählen sollen.“
So zynisch hatte Phoebe ihn schon lange nicht mehr erlebt, und es gefiel ihr nicht. „Ich habe es dir nicht früher erzählt, weil ich Angst hatte. Ich dachte, der Fürst könnte dieses Wissen dazu nutzen, mir Christian wegzunehmen. Aber wenn er ihn nur als Erben wollte …“
„Ja“, erwiderte Leo knapp. „Trotzdem hättest du es mir vorher erzählen sollen.“
„Wo vor?“ Als Phoebe verstand, was er meinte, errötete sie. „Warum denn?“ Sie erschrak. „Du hast nur mit mir geschlafen … Wir hatten nur Sex, weil du mich überzeugen wolltest, dich zu heiraten! Nur darum ging es.“ Auf einmal wurde ihr die ganze Tragweite dieser Vermutung bewusst. „Auch das Abendessen war nur dazu gedacht, mich zu verführen.“
Leos Gesicht blieb ausdruckslos, und er sagte nichts.
„Und das Schlittschuhlaufen und die Tatsache, dass du so nett zu uns warst …“ Ihr versagte die Stimme. Alles hatte er geplant, nichts war echt gewesen. Sie sah zum Fenster hinaus auf die Palastgärten. Eine bronzene Engelstatue reflektierte das Mondlicht, deren Gesicht genauso reglos wirkte wie Leos.
„Warum?“, flüsterte Phoebe. „Warum hast du das alles getan?“
Weil er immer noch schwieg, wirbelte sie zu ihm herum.
„Wolltest du dich nur über mich lustig machen? Oder war es eine Art Rache?“
„Natürlich nicht.“ Das klang ruhig und leidenschaftslos. Leos Gesichtsausdruck war genauso unnachgiebig wie vor sechs Jahren, als er sie gefragt hatte, wie viel Geld er ihr zahlen müsste, damit sie Anders verließe.
Er war derselbe Mann wie damals. Phoebe schloss die Augen.
„Nur, weil etwas geplant ist, muss es nicht weniger echt sein“, entgegnete Leo jetzt.
Ungläubig sah Phoebe ihn an.
„Phoebe …“
„Alles, was du tust, ist kalkuliert. Und das hast du mir sogar gesagt, nicht wahr? ‚Ich mache immer meine Hausaufgaben‘, hast du gesagt. Wahrscheinlich wusstest du in New York auch längst, dass Christians Lieblingsessen Pizza ist und dass –“
„Jetzt übertreib nicht!“
„Ich und übertreiben?“ Sie lachte schrill. „Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wird mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, und die einzige Person, der ich getraut habe, die ich …“ Sie hielt inne, weil sie ihm nicht eingestehen wollte, wie weit ihre Gefühle zu ihm beinahe gegangen wären. „Diese Person hat mich nur an der Nase herumgeführt.“
„Ich habe das nur zu deinem Besten getan.“
„Vielen Dank, aber ein offenes Wort wäre mir lieber gewesen.“
„Das sagt die Richtige, nachdem sie mir die Wahrheit über die Herkunft ihres Sohnes verschwiegen hat!“
„Ich hatte Angst …“
„Dann hast du mir wohl nicht sehr vertraut“, konterte Leo, und Phoebe konnte kaum glauben, dass sie vor wenigen Minuten noch Liebende gewesen waren.
„Warum bin ich wohl nett zu dir gewesen?“, fragte Leo schließlich und gab sich die Antwort darauf gleich selbst. „Damit ein Heiratsantrag nicht allzu verrückt klingt?“
„Du hast versucht, mich dazu zu bringen, dass ich mich in dich verliebe“, wisperte Phoebe.
Da lachte er rau. „Na, das hat auf jeden Fall nicht funktioniert.“ Er wandte sich ab und schob ärgerlich die Hände in die Taschen.
Doch, dachte Phoebe niedergeschlagen, es hat funktioniert. Oder zumindest beinahe. Wie gern hätte sie seinen Heiratsantrag angenommen. Diese Einsicht machte sie sehr traurig. „Vielleicht ist es ganz gut, dass wir jetzt keinen Grund mehr haben, um zu heiraten“, murmelte sie.
„Vielleicht haben wir den doch“, erwiderte Leo leichthin, und Phoebe erstarrte.
„Wovon sprichst du?“
„Wir hatten gerade ungeschützten Verkehr. Oder nimmst du die Pille?“, fragte er und musterte sie eingehend.
„War das auch Teil deines Plans?“
„Nein! Aber Tatsache ist, dass es passiert ist. Also könnte es sein, dass du ein Kind von mir bekommst.“
Phoebe schluckte, als
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