Julia Extra Band 0326
nicht, wer Dienst hatte! Nico! Du weißt doch, der Supertyp, mit dem wir uns schon öfter unterhalten haben.“
Emily nickte. Natürlich erinnerte sie sich an Nico – wie Giovanni das Paradebeispiel eines attraktiven und galanten Italieners.
„Wir kamen ins Gespräch“, redete Coral unbeirrt weiter. „Als ich bedauerte, so gut wie nichts von Rom gesehen zu haben, erklärte er sich sofort bereit, uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Ab acht hat er frei, dann wird er uns abholen. Ist das nicht toll? Es ist unser letzter Abend, und wir sollten etwas daraus machen.“
Emily stand auf und verstaute ihren Laptop im Schrank. „Wie der Zufall es will, haben wir noch eine zweite Einladung“, meinte sie leichthin und erzählte ihrer Freundin von ihrer Begegnung mit Giovanni.
Coral war einen Moment sprachlos, dann schüttelte sie den Kopf. „Ist das nicht verrückt? Erst tut sich gar nichts, und jetzt haben wir gleich zwei Angebote.“ Sie runzelte die Stirn. „Aber eigentlich ist das gar nicht so schlecht. Du gehst mit Giovanni und ich mit Nico – und hinterher entscheiden wir, wer das bessere Los gezogen hat.“ Ganz begeistert von dieser Idee, klatschte sie in die Hände.
Über so viel Kindlichkeit konnte Emily nur den Kopf schütteln. Doch andererseits, weshalb sollte sich Coral nicht amüsieren?
Nico sah gut aus, war charmant, und mit ihm an ihrer Seite würde sie viele Blicke auf sich lenken und den Neid sämtlicher Frauen erregen.
Nachdem Emily dem Vorschlag zugestimmt hatte, rief sie Giovanni an, verabredete sich mit ihm im Foyer und ging ins Bad. Sie stellte sich unter die kühle Dusche und dachte über ihre Freundin nach. Ein kleiner Flirt würde Coral guttun, und vernünftig, wie sie im Grunde genommen war, würde sie dem kleinen Urlaubsabenteuer bestimmt keine ernste Bedeutung zumessen.
Davon ganz abgesehen, freute Emily sich ehrlich darauf, Giovanni einen ganzen Abend für sich allein zu haben. Ab und zu mit einem interessanten Mann auszugehen, ohne große Erwartungen zu hegen, entsprach ganz ihren Vorstellungen. Es brachte Abwechslung in ihr Leben, ohne es durcheinanderzubringen. Voller Vorfreude schlüpfte sie in ihre weiße Leinenhose und ein smaragdgrünes Seidentop.
Wenig später eilte Emily beschwingt ins Foyer hinunter, wo Giovanni sie bereits am Fuße der Treppe erwartete. Er war offensichtlich tief beeindruckt.
„Sie sind eine bewundernswert schöne Frau, Emily“, meinte er schließlich leise, und obwohl Emily wusste, wie leicht einem italienischen Mann ein solches Kompliment über die Lippen kam, fühlte sie sich geschmeichelt.
„Danke, … Giovanni.“ Der Klang seines Namens gefiel ihr – wie auch Giovanni selbst. Heute Abend sah er besonders gut aus. Er trug schwarze Designerjeans und ein elfenbeinfarbenes Hemd mit offenem Kragen. Er legte Wert auf seine Garderobe, das war offensichtlich.
„Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, hat sich Coral über Ihre Einladung sehr gefreut“, erklärte sie, als sie im Auto saßen. „Wenn sie nicht schon verabredet gewesen wäre, wäre sie gern gekommen.“
„Kein Problem.“ Konzentriert blickte er auf das Armaturenbrett. Normalerweise hätte er einer Frau jetzt gesagt, wie sehr er sich freue, sie ganz für sich allein zu haben. Doch bei Emily kamen ihm diese galanten Worte nicht über die Lippen. Er schwieg lieber und genoss das stumme Einvernehmen, das zwischen ihnen herrschte.
Er genoss die Gesellschaft von Frauen, doch würde er je eine finden, der es nicht um seinen Reichtum und die damit verbundene gesellschaftliche Stellung ging, sondern um ihn selbst? Seine bisherigen Erfahrungen sprachen dagegen.
Emily hingegen kannte er erst einen Tag – es schien ihm viel länger – und sie hatte ihn auf den ersten Blick beeindruckt und neugierig gemacht. Sie dagegen wich ihm aus, was seine Gefühle nur noch mehr anfachte. Und es reizte ihn herauszufinden, welche Gedanken sich hinter ihrer unverbindlich freundlichen Miene und ihren höflichen Manieren verbargen.
Giovannis Schweigsamkeit irritierte Emily. „Ich bedaure, wenn Sie meinetwegen ihre kostbare Zeit vertrödeln“, begann sie. „Der Nachmittag muss sehr langweilig für Sie gewesen sein, bestimmt hätten Sie Besseres zu tun gehabt …“
„Ich tue selten etwas, das ich nicht möchte, Emily, und gelangweilt habe ich mich heute Nachmittag keine Sekunde lang, ganz im Gegenteil. Es war mir eine Freude, Ihnen helfen zu dürfen.“
„Anderen zu helfen ist
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