Julia Extra Band 0326
einfach“, entgegnete er lächelnd. Nach einem kurzen Moment fragte er interessiert: „Wohin wird dich die nächste Dienstreise führen?“
„Das erfahre ich Montag im Büro. Die nächste Woche werde ich auf alle Fälle in London verbringen, um meine Berichte zu schreiben und mich auf die nächste Reise vorzubereiten.“ Sie tupfte sich mit der Serviette den Mund ab und griff zum Glas. „Und du, Giovanni? Wann musst du wieder nach England?“
Das war eine ungeschickte Frage gewesen, bestimmt nahm er jetzt an, sie wolle unbedingt herausfinden, wann er wieder nach London kam, um ihn wiederzusehen.
Er zuckte die Schultern. „Das weiß ich noch nicht, vielleicht nächste Woche, vielleicht später, das entscheidet sich sehr kurzfristig. Da ich jedoch in London eine eigene Wohnung habe, kann ich kommen und gehen, wie es mir beliebt.“
Er hatte also zwei Wohnungen, eine in London und eine in Rom. Giovanni musste es weit gebracht haben – bei seiner hervorragenden Ausbildung auch kein Wunder. Sie selbst dagegen konnte sich keine eigenen vier Wände leisten, sondern musste sie sich mit Coral teilen.
Mitten in diese Überlegungen hinein klingelte ihr Handy. Emily erkannte die Nummer ihres Bruders und nahm das Gespräch an. „Hallo, Paul!“, meinte sie erfreut.
Paul wollte sich vergewissern, ob sie wie geplant am nächsten Tag nach London zurückkehren würde, und fragte, wo sie gerade sei.
„Ich sitze gerade in einem traumhaft schönen Restaurant und habe köstlich gegessen.“
„Mit Coral?“
„Nein, nicht wirklich. Ich sitze hier mit … mit einem guten Bekannten.“
Paul schwieg. „Wer ist es?“
„Er heißt Giovanni … Giovanni Boselli. Er hat mir sehr geholfen, ohne ihn hätte ich meine Aufgaben längst nicht so schnell und problemlos erledigen können. Jetzt sitzen wir hier und feiern das in diesem fantastischen Restaurant.“
Emily wusste genau, was Paul jetzt dachte. Er fühlte sich für sie verantwortlich und misstraute aus Prinzip jedem Mann in ihrer Nähe.
„Bitte, Emily, pass auf dich auf!“, sagte er sanft und verabschiedete sich dann herzlich.
Emily steckte das Handy zurück in die Tasche und vermied es, Giovanni dabei anzusehen. Die ganze Zeit hatte sie gespürt, wie konzentriert er zugehört und sie beobachtet hatte. Sollte er doch denken, was er wollte! Sie würde ihm nicht erklären, wer Paul war.
Das Aufleuchten von Emilys Augen beim Anruf dieses Pauls war Giovanni natürlich nicht entgangen und hatte seine Eifersucht erweckt.
Es war fast Mitternacht, als sie das Lokal verließen und sich auf den Weg zum Auto machten.
Tief sog Emily die frische Nachtluft ein. „Dieser Abend war der krönende Abschluss einer erfolgreichen Dienstreise. Vielen Dank dafür, Giovanni.“
„Ich muss mich bei dir für deine Gesellschaft bedanken, Emily.“
Im nächsten Moment verspürte sie plötzlich ein unerträgliches Stechen im Fußgelenk, und gleich darauf sank sie zu Boden.
Sofort war Giovanni bei ihr und half ihr wieder auf die Beine. Als sie den Fuß jedoch belasten wollte, wurde sie fast ohnmächtig vor Schmerzen. Zu ihrem Glück hielt Giovanni sie noch immer in den Armen, und mit einem kleinen Aufschrei lehnte sie sich an seine Brust.
„Wie konnte ich nur so unglücklich stolpern?“, fragte sie, immer noch ganz benommen.
„Das Pflaster ist hier sehr uneben.“ Er zog sie enger an sich und ließ kurz das Kinn auf ihrem Scheitel ruhen. „Wie schlimm ist es? Kannst du auftreten?“ Selbst im Licht der Straßenbeleuchtung erkannte er, wie blass sie geworden war.
„Ich werde es versuchen. Mit dem Knöchel hatte ich schon öfter Probleme, ich werde in Zukunft einfach vorsichtiger sein müssen.“
„Du musst dich unbedingt hinsetzen und ausruhen. Meine Wohnung ist gleich um die Ecke. Komm, lass uns gehen, ich stütze dich.“ Er legte ihr den Arm um die Taille, sodass sie sich festhalten konnte, während sie mühsam auf einem Bein hüpfte.
Giovanni führte sie in ein Haus, hinter dessen unauffälliger Fassade sich eine Wohnanlage der Luxusklasse verbarg. Auch Giovannis Wohnung, die im Parterre lag, zeugte von Geld und Geschmack.
„Leg das Bein erst einmal hoch, bevor ich mir das Gelenk genauer ansehe“, meinte er und half ihr aufs Sofa. Dann betätigte er einen Schalter, und im Nu tauchten geschickt arrangierte Lampen das Zimmer in sanftes Licht. Trotz ihrer Schmerzen musste Emily ihre Umgebung bewundern. Der Raum war angenehm kühl, und die Einrichtung trotz aller Eleganz
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