Julia Extra Band 0326
verdrehte die Augen. „Coral, für dich wird es wirklich allerhöchste Zeit, nach London und damit in die Realität zurückzukehren.“
Dasselbe gilt auch für mich, fügte Emily im Stillen hinzu. Obwohl sie an diesem Morgen durchaus wieder das Gefühl hatte, mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen, würde auch ihr der Alltag gut bekommen. Die Mischung aus Sonne, hervorragendem Essen, Wein und Giovannis leidenschaftlichen Blicken war ihr eindeutig zu Kopf gestiegen. Je eher sie diesen Versuchungen entrinnen konnte, desto besser.
Nach dem Einchecken auf dem Flughafen suchte Coral noch einmal den Waschraum auf, und Emily sah sich in Ruhe um. Hier herrschte längst nicht so hektisches Treiben wie in Heathrow, an den Schaltern drängten sich keine Menschentrauben, und die meisten Fluggäste waren gut gelaunte Touristen. Gerade wollte sie zu der Anzeigetafel mit den Flugnummern blicken, als sie stutzte. Das war doch Giovanni!
Er stand am entgegengesetzten Ende der Halle und blickte sich suchend um. Sekundenlang war Emily unfähig, sich zu bewegen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihre Gefühle spielten verrückt.
Giovanni war mit Abstand der attraktivste Mann im gesamten Gebäude – wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt. Durchaus erklärlich also, dass sich der Puls einer Frau beschleunigte. Wie brachte er es nur zustande, selbst in legerer Kleidung so überlegen und elegant zu wirken?
Emily riss sich zusammen, stand auf und ging langsam auf ihn zu. Sofort hatte er sie entdeckt, lächelte und eilte ihr entgegen. In der Hand hielt er einen Blumenstrauß.
„Giovanni …“ Emily wusste nicht weiter. „Was … was machst du hier?“, fragte sie dann unnötigerweise, denn sein Blick und die dunkelroten Rosen sagten alles.
„Ich wollte nur sehen, wie es dir heute geht“, antwortete er knapp. Darüber, dass er fast die ganze Nacht vor Sehnsucht nach ihr nicht hatte schlafen können, redete er nicht. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und dachte, du brauchst vielleicht Hilfe.“ Er reichte ihr die Blumen. „Hier, ich möchte mich entschuldigen.“
Die Rosen waren makellos und dufteten betäubend. „Dich entschuldigen?“ Verständnislos blickte Emily Giovanni an. „Wofür?“
„Ich fühle mich für deinen Unfall verantwortlich.“
Emily schüttelte lächelnd den Kopf. „Deine Fürsorge ehrt mich, doch du übertreibst. Ich hätte einfach besser aufpassen müssen.“ Sie betrachtete den Strauß. „Über die herrlichen Rosen freue ich mich trotzdem sehr.“
Nicht im Traum hätte sie daran gedacht, Giovanni vor dem Abflug noch einmal zu sehen. Emily schwebte wie auf Wolken und fühlte sich geschmeichelt. Alle Vorsätze, sich von charmanten und attraktiven Italienern fernzuhalten, waren vergessen. Eigentlich bestand ja auch keine Gefahr; höflich und aufmerksam, wie Giovanni war, wollte er lediglich nett und freundlich zu ihr sein.
In diesem Moment kehrte Coral zurück. Wie vom Blitz getroffen blieb sie stehen, und ihre Augen weiteten sich vor Staunen. „Ich fasse es nicht … Gio…“
„Giovanni hatte Angst, ich würde an Krücken zum Einchecken humpeln müssen.“ Emily verließ sich auf ihren Humor, um es nicht zu Peinlichkeiten kommen zu lassen. „Stell dir vor, er ist extra gekommen, um mir seine Hilfe anzubieten. Ist das nicht selbstlos von ihm?“
„Und wie!“ Coral musterte die beiden mit unverhohlenem Interesse. „Doch keine Angst, Gio, ich gebe Ihnen mein Wort, Emily unbeschädigt zurück nach London zu bringen.“
Bevor Giovanni darauf etwas erwidern konnte, wurde der Flug aufgerufen. Emily fiel ein Stein vom Herzen.
„Mach es gut, Emily, ich lasse von mir hören.“ Er sah ihr tief in die Augen, drehte sich dann abrupt um und ging zum Ausgang.
„Duzen tut ihr euch also auch schon? Das wird ja immer interessanter.“ Coral blickte Giovanni hinterher. „Was für ein toller Typ! Du hast wirklich eine Eroberung gemacht, Emily, er ist hin und weg von dir.“
„Quatsch! Es ist einfach seine italienische Art, mit uns Frauen umzugehen.“
Zurück in ihrer Wohnung, stellte Coral nur ihren Koffer ab und fuhr anschließend sofort zu ihren Eltern. Emily holte ihr Handy und Giovannis Visitenkarte hervor, um ihn anzurufen – das geboten allein die Umgangsformen.
Er meldete sich sofort.
„Giovanni, ich dachte … Ich meine, ich wollte dir nur sagen, dass wir gut angekommen sind. Und noch einmal vielen Dank für die Rosen, obwohl du mich nicht so verwöhnen solltest.“
„Eine
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