Julia Extra Band 0326
änderte auch das hübsche rote Kleid nichts, das ihm so gut gefiel.
Es war jedoch nicht so, dass er Emily nicht verstand. Sie fühlte sich mit seinem gesellschaftlichen Status überfordert, zumal sie nichts davon geahnt hatte. Warum war er auch zu feige gewesen, ihr vorher davon zu erzählen? Sie schlagartig vor vollendete Tatsachen zu stellen, war ein schwerer Fehler gewesen, das bewies ihre Reaktion. Emily fühlte sich bevormundet und ließ ihn deutlich spüren, als welch ungeheuerliche Zumutung sie das empfand.
Nachdenklich blickte er in seine Tasse. Er war immer stolz darauf gewesen, wie gut er sich in die weibliche Psyche hineinzuversetzen vermochte. Anscheinend entsprach das jedoch nicht den Tatsachen. Er würde seine Taktik ändern und Emily um Verzeihung für sein Verhalten bitten müssen, denn eins war ihm klar: entweder sie oder keine.
Wie hatte er sich darauf gefreut, ihr den Sitz seiner Familie zu zeigen, der eines Tages ihr Zuhause sein sollte! Und jetzt saß sie da, kalt und abweisend, anscheinend zu keinem Kompromiss bereit. Er konnte sich ihr Verhalten einfach nicht erklären.
Emily mochte ihn, und das nicht nur auf eine unverbindliche Weise, dessen war er sich ganz sicher. Sein Körper schmerzte, wenn er nur daran dachte, mit welcher Leidenschaft und Hingabe sie ihn auf dem Boot umarmt hatte. Er spürte die zarte Haut ihrer Brüste noch immer unter seinen Fingern und hätte schwören können, dass sie mehr gewollt hatte als nur Küsse.
Wenn er diese Frau für sich gewinnen wollte, musste er sich schleunigst etwas einfallen lassen.
Die Stimmung auf der Rückreise nach London war gedrückt. Schweigend saßen sie im Flugzeug nebeneinander, Emily blickte starr aus dem Fenster, und Giovanni versuchte vergeblich, sich auf seine Zeitung zu konzentrieren.
Er gab sich einen Ruck. „Emily, es tut mir leid. Es war falsch von mir, dir meinen familiären Hintergrund zu verschweigen.“
„Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen, wirklich nicht. Maria wiederzutreffen, hat mich sehr gefreut … Außerdem war die Zeit sehr … sehr informativ für mich.“
Ihr Blick wurde weich, als sie Giovanni das Gesicht zuwandte. „Ich war sehr traurig, als ich hörte, wie jung deine Frau so kurz nach der Hochzeit gestorben ist.“ Schnell sah sie wieder aus dem Fenster, weil sie glaubte, Giovanni fiele es immer noch schwer, darüber zu reden.
Daher entging ihr, wie seine Stirn sich vor Zorn rötete. Wie hatte seine Mutter nur Emily gegenüber dieses Thema anschneiden können? Sie hätte es ihm überlassen müssen, denn jetzt war seine Lage noch verzwickter. Sanft legte er die Hand auf Emilys Arm.
„Die Vergangenheit ist vorbei, wir können sie nicht mehr ändern. Was uns bleibt, ist die Zukunft, und wie wir die gestalten, das liegt bei dir und mir.“
„Die Vergangenheit ist sehr wohl wichtig“, widersprach Emily.
„Ja, wenn wir daraus lernen und uns bemühen, die alten Fehler nicht zu wiederholen.“
Es war bereits später Abend, als die beiden zum Taxistand am Flughafen gingen.
„Ich möchte mich bei dir noch einmal ganz herzlich bedanken, Emily“, sagte Giovanni aufrichtig. „Es war nett von dir, mich zu begleiten. Auch meine Mutter hat sich ganz besonders darüber gefreut, das hast du ja gesehen. Und dein Bild konnte sie gar nicht genug loben und bewundern.“
„Schön, wenn es ihr gefallen hat.“ Sie lächelte flüchtig und stieg ins Taxi.
„Ich muss dich morgen unbedingt sehen und mit dir sprechen, Emily“, bat Giovanni eindringlich, nachdem er mit dem Fahrer die Strecke abgesprochen hatte. Er war nicht bereit, diese Frau aufzugeben. Mit Sicherheit würde Emily ihn verstehen und ihm verzeihen, wenn sie die ganze Geschichte kannte.
Sie sah ihm fest in die Augen. „Wir können uns morgen nicht treffen, Giovanni. Gleich morgen früh reise ich schon wieder ab, denn meine Firma schickt mich für eine Woche nach Estland – davon habe ich dir bestimmt erzählt.“
Sie brachte diese Lüge nur schwer über die Lippen, aber es musste sein. Sie wollte Giovanni niemals wiedersehen. Das Wochenende war einfach zu viel für sie gewesen, jetzt brauchte sie Raum und Zeit, um all die Erfahrungen und Erkenntnisse in Ruhe zu verarbeiten.
Sie wollte ihr Schicksal nicht in die Hände dieses Mannes legen, und der erste Schritt in die richtige Richtung bestand darin, ihn nicht mehr zu sehen. Dann musste sie vergessen. Vergessen, wie glücklich sie sich an seiner Seite fühlte, wie sehr sie sich nach
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