Julia Extra Band 0326
Wohnung kommen, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist?“
Obwohl Andy Mitleid für Giovanni empfand, wiegte er den Kopf. „Ich weiß nicht. Ich habe zwar einen Generalschlüssel, darf ihn aber nur im Notfall benutzen – so sind die Gesetze eben.“
„Dies könnte durchaus ein Notfall sein“, beharrte Giovanni. „Wir sind zu zweit, lassen Sie uns einfach die Tür aufschließen und nach Emily rufen. Wenn wir nichts Verdächtiges sehen oder hören, schließen wir einfach wieder zu und gehen. Daran kann doch nichts Ungesetzmäßiges sein.“
„Wahrscheinlich nicht.“ Andy war immer noch nicht ganz überzeugt, gab aber schließlich nach und stieg mit Giovanni die Treppen hoch. Auch an der Wohnungstür klingelten und klopften die beiden noch einmal, doch wieder rührte sich nichts.
Andy schloss auf.
„Emily, ich bin es, Giovanni“, rief Giovanni laut. Die Männer vernahmen unterdrücktes Stöhnen und das Klirren von zerspringendem Glas. Gefolgt von einem noch immer zögernden Andy, hastete Giovanni direkt ins Schlafzimmer.
Emily lag ganz am Rand des Bettes, die Decke hatte sie von sich geworfen, und ein Arm hing auf den Boden. Sie schien Giovanni zu bemerken, denn sie hob etwas die Lider und versuchte mühsam, sich aufzusetzen.
Im Nu war Giovanni bei ihr. Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie entsetzt er über ihr Aussehen war, und half ihr, die Beine über die Bettkante zu schwingen. Emily war bleich, ihre Augen, die unnatürlich groß wirkten, schienen ins Leere zu blicken, und das Haar hing ihr strähnig in die Stirn.
„Emily!“
Wie von selbst sank ihr Kopf an seine Schulter. „Wie spät ist es?“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. „Ich muss aufstehen.“
Andy räusperte sich. „Ich glaube, Sie brauchen mich jetzt nicht mehr.“ Er ging zur Tür. „Wenn doch, melden Sie sich, Sie wissen ja, wo Sie mich finden, Giovanni. Die arme Emily sieht wirklich krank aus. Wie gut, dass wir gekommen sind.“
Nachdem er verschwunden war, zog Giovanni das Laken glatt, schüttelte die Kissen auf und legte Emily wieder hin. Dann deckte er sie zu. Sie sah ihn an, und ihm schien, ihr Blick sei klarer und fester. „Was machst du hier, Giovanni? Ich weiß gar nicht mehr, wie ich überhaupt ins Bett gekommen bin. Was ist passiert?“
Giovanni setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm ihre Hand. „Wie lange liegst du hier schon so? Weißt du überhaupt, welchen Wochentag wir haben?“
„Dienstag?“
„Nein, Freitag. Du musst hohes Fieber gehabt haben. Wo ist denn Coral? Kommt sie gleich nach Hause?“
„Sie ist gar nicht in London, sie ist auf Fortbildung.“
Giovanni schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist ja nicht zu fassen! Dann hast du vier Tage lang hier mutterseelenallein gelegen, und niemand hat sich um dich gekümmert! Wäre ich nur früher gekommen! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, weil ich dich nicht erreichen konnte, schließlich habe ich im Büro angerufen und …“
Erst jetzt fiel ihm auf, wie unwichtig das alles im Moment war, darüber konnten sie später reden. Jetzt musste er erst einmal für Ordnung sorgen. All seine Vorbehalte hatten sich in Luft aufgelöst, er hielt ihre Hand und wünschte nur eins: Emily sollte möglichst schnell wieder gesund werden.
Die nächste Viertelstunde verging mit Aufräumen. Giovanni kehrte die Scherben zusammen und sammelte die Tabletten ein, die über den ganzen Nachttisch verstreut waren. Offensichtlich hatte Emily noch ein Schmerzmittel nehmen wollen, doch das Röhrchen war ihr entglitten. Zum Schluss setzte er Wasser auf, um Tee zu machen.
Als er aus der Küche zurückkehrte, hatte Emily sich wieder aufgesetzt und versuchte, in ihren Morgenmantel zu schlüpfen. Sofort war Giovanni zur Stelle, um ihr dabei behilflich zu sein.
„Langsam kehrt die Erinnerung zurück“, meinte sie schwach. „Als Dienstag der Wecker klingelte, fühlte ich mich mehr tot als lebendig. Zur Arbeit zu gehen war ausgeschlossen, das wusste ich sofort. Ich habe noch im Büro angerufen und bin dann ins Badezimmer gegangen, um mir Tabletten zu holen. Ich dachte, ein Tag im Bett, und ich wäre wieder fit. Was danach kam, weiß ich nicht mehr.“ Sie senkte den Kopf. Nur nicht in Giovannis liebevolle Augen blicken!
Er legte ihr die Hand auf die Stirn. „Das Fieber scheint vorüber zu sein, jetzt musst du unbedingt etwas essen. Was soll ich dir bringen?“
Emilys Verstand, der mittlerweile wieder klar arbeitete, riet ihr dringend, sich bei
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