Julia Extra Band 0326
Giovanni zu entschuldigen, weil sie ihn belogen hatte. Doch sie fühlte sich zu schwach und brauchte Ruhe. Später, dachte sie nur und beantwortete schnell seine Frage.
„Ein Marmeladentoast wäre super“, meinte sie. „Das Brot liegt im Kühlschrank, und Konfitüre findest du im Schrank über der Spüle.
„Wird gemacht.“ Giovanni lächelte strahlend, Emily war augenscheinlich auf dem Weg der Besserung. Er verbeugte sich und ging wieder in die Küche.
Vorsichtig setzte Emily die Füße auf den Boden. Sie wollte unbedingt ins Badezimmer, um sich zu waschen. Erschrocken stellte sie fest, wie schwach sie war, unsicher wankte sie zur Tür, schaffte es jedoch bis zum Waschbecken, wo sie sich erleichtert festhielt. Sie ließ Wasser ein, wusch und kämmte sich. Nachdem sie sich auch noch die Zähne geputzt hatte, fühlte sie sich zwar wie neugeboren, ihr Spiegelbild jedoch sagte etwas anderes. Resigniert betrachtete sie sich. Mehr vermochte sie im Moment beim besten Willen nicht aus sich zu machen.
Nachdenklich ging sie ins Wohnzimmer. Giovanni war so liebevoll und aufmerksam, besonders und gerade in einer unangenehmen Situation wie dieser, hätte sich keine Frau einen verständnisvolleren Kavalier an ihrer Seite wünschen können.
Sie hatte sich gerade aufs Sofa gesetzt, als Giovanni mit einem Tablett erschien. Er stellte den Teller mit ihrem Toast und zwei Becher Tee auf den Couchtisch und setzte sich dann auf den Sessel ihr gegenüber. Erfreut bemerkte er, dass Emilys Wangen wieder etwas Farbe und ihre Augen mehr Glanz bekommen hatten.
Emily biss herzhaft in das Brot und nahm einen kräftigen Schluck Tee. Ihre Lebensgeister kehrten zurück, und sie fasste sich ein Herz.
„Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt, Giovanni, und möchte mich bei dir entschuldigen“, begann sie zögernd. „Ich habe aus einem ganz einfachen Grund gelogen: Ich wollte dich nicht sehen, weil … weil … weil ich Angst vor dir habe.“
„Angst?“ Er war wie vom Donner gerührt. „Etwa, weil ich dir nichts von meiner vergangenen Ehe erzählt habe?“, meinte er nach einer längeren Pause.
„Nein, obwohl ich das auch nicht in Ordnung fand. Überleg bitte noch einmal ganz genau.“
„Ich weiß wirklich nicht, worauf du hinauswillst, Emily.“ Er schüttelte den Kopf.
„Wirklich nicht? Denk an die Nacht nach der Party, an die Bank … das hübsche Mädchen, mit dem du … das du …“
Schlagartig erhellte sich seine Miene, und er seufzte tief. „Oh, Emily, wohin hat sich deine Fantasie da nur verirrt? Das hübsche Mädchen ist meine Schwester Francesca! Sie ist Politologin und hat einen hohen Posten bei der Regierung. Sie reist dauernd in der Weltgeschichte umher und kommt äußerst selten nach Hause. Da sie eine Vertrauensstellung im Außenministerium bekleidet, wissen wir nicht so recht, was sie eigentlich macht und fragen sie auch nicht danach. Sie kam heimlich kurz nach Mitternacht, nur um ihrer Mutter persönlich zum Geburtstag zu gratulieren. Keiner durfte wissen, dass sie in der Villa war, und im Morgengrauen wurde sie schon wieder abgeholt, um den Premierminister nach Japan zu begleiten.“
Emily schluckte. Die beiden waren ihr so vertraut miteinander erschienen! „Ihr habt euch so angeregt miteinander unterhalten, als ob … als ob …“
Giovanni schüttelte den Kopf. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du uns für ein Liebespaar gehalten hast, und das in dem Moment, in dem ich meiner Schwester von dir erzählte, von der Frau, die ich so liebe und die es mir so schwer macht. Ich habe sie um Rat gefragt. Und weißt du, was sie geantwortet hat? Gib niemals etwas auf, woran dein Herz hängt.“
Emily schwieg überwältigt. Mit diesen Neuigkeiten musste sie erst einmal fertig werden. In ihrem Kopf schwirrte es, als wären die Fieberträume erneut zurückgekehrt. Trotzdem durfte sie noch nicht aufatmen, eine Erklärung war er ihr noch schuldig.
„Und was war mit Paulina, deiner verstorbenen Frau? Versteh mich bitte, Giovanni, um mich zu entscheiden, muss ich alles über dich wissen, was es zu wissen gibt.“
Seine Stirn umwölkte sich. „Ich habe bisher mit keinem Menschen darüber geredet, Emily. Ich tue es jetzt für dich, weil du ein Anrecht darauf hast.“ Er stand auf, ging zum Fenster und sah hinaus.
„Wir drei, Paulina, Francesca und ich, sind zusammen groß geworden, praktisch wie Geschwister – Paulina und Francesca sahen sich sogar so ähnlich, dass sie oft für Schwestern gehalten
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