Julia Extra Band 0326
seinem Reiz verfallen, und genau das durfte ihr doch nicht passieren. Sie durfte ihrem Verlangen nicht nachgeben, sonst würde sie Etienne früher oder später ganz erliegen. Widerstrebend machte sie sich von ihm los. „Bitte nicht, Etienne. Wir sollten so etwas nicht tun.“
„Ich weiß, ma chère , aber du bist so unwiderstehlich, dass ich einfach die Hände nicht von dir lassen kann. Und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun soll.“
Meg fühlte sich ebenso hilflos wie er, denn sie reagierte schon auf ihn, wenn er sie nur ansah. Und wenn er sie dann berührte, ging ihr Körper in Flammen auf. Es war zum Verzweifeln. Einerseits verzehrte sie sich so danach, mit Etienne zu schlafen, aber andererseits wusste sie, dass die Romanze nur von kurzer Dauer sein würde. Bald würde Etienne nach Frankreich zurückkehren, und dann blieb ihr nur ihre Sehnsucht. Also musste sie sich zusammenreißen und endlich damit aufhören, von einer gemeinsamen Beziehung zu träumen. Wie aber sollte sie das nur schaffen, wenn sie seine Küsse so berauschend fand, dass sie alles andere vergaß?
8. KAPITEL
Seit Etienne sie im Sitzungssaal so heiß geküsst hatte, stellte Meg sich immer wieder vor, wie schön es wäre, fest mit ihm zusammen zu sein, doch dann ermahnte sie sich jedes Mal aufs Neue, sich diesen Unsinn aus dem Kopf zu schlagen. Sie durfte sich einfach nicht in ihn verlieben.
Wie aber sollte sie das verhindern, wenn sie sich schon jetzt nach ihm verzehrte? Mit Arbeit, sehr viel Arbeit! beantwortete sie sich die Frage selbst. Ja, sie musste sich noch intensiver auf Fieldman’s konzentrieren, um sich von ihren dummen Fantasien abzulenken. Es hatte keinen Sinn, halbe Nächte lang davon zu träumen, wie schön es wäre, wenn sie in den Armen dieses Mannes läge. Meg wollte ihre Zukunft ohne Etienne planen, und das bedeutete, dass sie sich noch mehr dem Aufbau ihrer Karriere widmen musste. Also verschlang sie alle Bücher über Betriebswirtschaft und Management, die sie von ihm bekommen hatte, besuchte Vorträge zum Thema und setzte sich noch häufiger mit ihren engsten Mitarbeitern zusammen, um die neu entworfenen Arbeitsabläufe optimal zu strukturieren.
Etienne schien sich ebenso ins Zeug zu legen wie sie, denn er beraumte ständig Meetings mit leitenden Angestellten, Großhändlern, potenziellen Geschäftspartnern und weiteren Journalisten ein. Mit der Zeit beschlich Meg sogar das Gefühl, dass er ihr absichtlich aus dem Weg ging. Dann aber fiel ihr ein, dass Louisas Todestag immer näher rückte, und sie fragte sich, ob Etienne vielleicht so unermüdlich arbeitete, um sich von der quälenden Erinnerung abzulenken.
Trotz allem war Meg jedoch der Meinung, dass es nicht richtig war, wenn er sich immer größerem Stress aussetzte, um seinen emotionalen Schmerz zu betäuben. Vielmehr glaubte sie, dass Etienne eine Ablenkung in Form von Entspannung sehr viel eher helfen würde. Und sie hatte auch schon eine Idee, wie sie ihm etwas Gutes tun könnte. Meg legte die Pläne weg, die sie gerade durchgesehen hatte, und machte sich auf die Suche nach Etienne. Sie fand ihn bei Andy, ihrem Webdesigner, der gerade an Fieldman’s neuer Homepage bastelte.
„Hallo, Meg, wir haben gerade von dir gesprochen“, begrüßte Etienne sie mit einem warmen Lächeln. „Sieh dir mal Andys Entwürfe an und sag uns, was du davon hältst.“
Meg war überrascht, dass er sie um Ihre Meinung bat, denn für die repräsentativen Belange des Unternehmens war früher immer nur Mary zuständig gewesen. Sie sah sich die Seite eingehend an und sagte eine Weile gar nichts.
Andy verzog das Gesicht. „Du bist nicht begeistert, stimmt’s? Nun sag schon, was dir nicht gefällt.“
„Nun ja, den Aufbau dieser Seite finde ich eigentlich sehr ansprechend, nur die Schriftart gefällt mir nicht. Sie wirkt irgendwie … zu verspielt.“
„Und welche würde deiner Meinung nach besser passen?“
Meg überlegte einen Moment, dann glaubte sie, die Lösung gefunden zu haben. „Ich denke, inhaltlich ist die Seite sehr wirkungsvoll gestaltet, nur passt diese Schrift nicht zum Gesamtkontext. Sie wäre sehr viel besser für unsere Kindermöbelseite geeignet. Welche Schriftarten gibt es denn, die klassisch sind und gut lesbar, aber nicht zu aggressiv ins Auge springen?“
„Da gibt es einige, und ich probiere sie gleich aus. Ich zeige dir die Entwürfe dann, sobald sie fertig sind, okay?“ Andy lächelte. „Du hast echt ein Auge für das Wesentliche, Meg.
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