Julia Extra Band 0326
Etienne und ich rätseln schon die ganze Zeit herum, worin der Fehler liegen könnte, aber auf die Schriftart sind wir bisher nicht gekommen. Du bist wirklich ein Genie!“
„Das bin ich ganz bestimmt nicht, Andy!“, erwiderte sie lachend. „Was ich gemacht habe, ist wirklich keine Kunst, denn einem Außenstehenden fallen Fehler immer schneller auf als dem, der gerade an der Arbeit sitzt.“
„Andy hat schon recht gehabt“, meinte Etienne anerkennend, als sie das Büro verließen. „Ein Blick auf seinen Bildschirm hat genügt, und schon hast du das Problem erkannt.“
„Ach was, ich hab doch nur gesagt, was mir spontan so durch den Kopf gegangen ist. Früher hab ich mir mit so was oft viel Ärger eingehandelt.“
„Diese Zeiten sind vorbei, Meg. Du bist jetzt Fieldman’s neue Chefin und kannst alles sagen, was du willst. Und die Mitarbeiter schätzen deine Meinung sehr, das merkt man immer wieder.“
„Was ebenfalls dein Verdienst ist, weil du mir schon so viel beigebracht hast“, erklärte sie lächelnd. „Du bist eben ein guter Lehrmeister.“ Dann fiel ihr plötzlich ein, warum sie eigentlich gekommen war. „Sag mal, hast du heute Abend noch Termine? Wenn nicht, könnten wir zusammen etwas unternehmen, hast du Lust?“
Etienne fand den Gedanken überaus verlockend, allein mit dieser Frau zu sein. „Warum nicht? Was hast du denn im Sinn?“
„Ich dachte, ich könnte dir die Stadt zeigen. Du bist jetzt schon drei Wochen hier, aber von Chicago hast du bestimmt noch kaum etwas gesehen. Von früh bis spät kümmerst du dich nur um Fieldman’s, und das ist nicht gut für dich. Jeder Mensch braucht ab und zu mal eine Pause, und jetzt wird es auch mal Zeit für dich.“
Es berührte ihn unerwartet tief, dass Meg sich so um sein Wohlergehen sorgte. „Also gut, dann lass ich mich heute Abend von dir entführen. Was willst du mir denn alles zeigen?“
„Zuerst gehen wir …“
Das Läuten des Telefons unterbrach Meg mitten im Satz. Etienne entschuldigte sich kurz und nahm den Hörer ab.
„Tut mir leid, das ist unmöglich“, sagte er gleich darauf in schroffem Tonfall. „Als Sie mir Fieldman’s überschrieben haben, muss Ihnen klar gewesen sein, dass Sie damit alle Rechte auf das Möbelhaus verloren haben.“
Megs Magen krampfte sich zusammen, denn sie wusste sofort, wer der Anrufer war: Alan!
„Nein, ich bin keinesfalls gewillt, Ihnen Anteile zu verkaufen, und dabei bleibt es“, fuhr Etienne verärgert fort. „Und ich verbitte mir von nun an jegliche weitere Anrufe oder Belästigungen meiner Mitarbeiter, ist das klar?!“ Dann legte er auf und atmete tief durch.
„Das ist nicht das erste Mal, dass er sich gemeldet hat, stimmt’s?“, fragte Meg besorgt.
„Ja, er hat schon mal angerufen und war dabei so unverschämt, dass ich ihm beinahe Prügel angedroht hätte. Ich habe mich im letzten Moment zurückgehalten, denn so miese Kerle wie er nutzen jede Chance, um andere zu verklagen, selbst wenn sie im Unrecht sind“, erklärte er mit finsterer Miene.
Als Meg ihn erschreckt ansah, wurden seine Züge wieder weicher. „Mach dir keine Sorgen, Meg. Der Vertrag, den ich mit ihm abgeschlossen habe, ist absolut wasserdicht, was bedeutet, dass Alan keine Chance hat, irgendwelche Anteile an Fieldman’s Furnishing zu erwerben. Sollte er dich trotzdem mit Anrufen oder auf irgendeine andere Weise belästigen, dann sagst du’s mir sofort, versprochen? Ich möchte nämlich nicht, dass dieser Mistkerl dir je wieder zu nahe kommt.“
Meg nickte erleichtert, denn sie hatte schon befürchtet, das Drama mit Alan könnte sich nun fortsetzen. Etienne schien ihre Angst zu spüren und streichelte zärtlich ihr Gesicht. „Und jetzt denk nicht mehr an ihn, okay? Wir wollten uns doch einen schönen Abend machen.“
Das ließ Meg sich nicht zweimal sagen, und eine halbe Stunde später standen sie auch schon im Millennium Park am Ufer des Michigansees. Etienne blickte beeindruckt zur Cloud-Gate-Skulptur auf, einer 110 Tonnen schweren Stahlkonstruktion, die von den Einheimischen liebevoll „die Bohne“ genannt wurde.
„Schau mal, wie wir aussehen“, meinte Etienne vergnügt, als sie ihre verzerrten Spiegelbilder in der Skulptur betrachteten. „Ich glaube, wir sollten mit dem Essen in den nächsten Wochen besser etwas maßhalten.“
Meg stimmte in sein Lachen ein. „Soso, ich dachte, du wolltest eine Traumfrau aus mir machen, nach der sich alle Männer umdrehen – und jetzt sieh, was aus mir
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