Julia Extra Band 0326
jedoch und schmiegte sich an ihn. Noch nie war ihm etwas so richtig erschienen. Die Arme um sie geschlungen, versuchte er, ihre Frage zu beantworten.
„Loyalität, Vertrauen …“ Nein, keines dieser Worte passte. „Ich habe mich gefragt, wen es überhaupt interessieren würde, wenn ich nicht mehr zurückkäme. Und ob es jemanden gibt, der zu Hause auf mich wartet.“
Zu Hause. Die beiden Worte hallten bedeutungsschwer in ihm nach.
„Ich habe mich einsam gefühlt“, fügte er nach einer Weile hinzu.
Ihre Atemzüge waren jetzt tief und gleichmäßig. Kurz fragte sich Zarek, ob sie schon eingeschlafen war. Dann bewegte sie sich jedoch, und Zarek spürte das Flattern ihrer Lider am Hals.
„Ich schon“, flüsterte sie, bevor sie einnickte.
Was hatte sie damit gemeint? Dass sie es bedauert hätte, wenn er nicht zurückgekommen wäre? Dass sie auf ihn gewartet hatte? Zarek grübelte. Ob sie auch noch hier wäre, wenn die gesetzlichen Bestimmungen, die damit verbunden waren, ihn für tot erklären zu lassen, sie nicht zum Bleiben gezwungen hätten?
„Natürlich war es mir nicht gleichgültig!“ Er musste wieder an ihre wütenden Worte von heute Morgen denken. „Und das ist es auch immer noch nicht! Vielleicht möchte ich nicht mehr mit dir verheiratet sein, aber ich würde niemals wünschen, du wärst tot!“
In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass es etwas gab, das er ihr nicht hatte sagen können. Etwas, das er ihr womöglich niemals würde sagen können.
Im Boot der Piraten und danach im Wasser, in den dunkelsten Stunden seines Lebens, als er abwechselnd das Bewusstsein wiedererlangte und verlor, hatte ihn nur ein einziger Gedanke begleitet. Der Gedanke an seine geliebte Frau – seine Ehefrau. Sie war es, die ihm die Kraft gegeben hatte, am Leben festzuhalten.
Selbst als er noch nicht wusste, wer sie war, hatte er an Penny gedacht. Sie war ihm in seinen Träumen begegnet. Der Wunsch, herauszufinden, wer sie war, hatte ihn nach der Wahrheit suchen lassen.
Er hatte zu Penny zurückkehren wollen. Er hatte geglaubt, dass dann alles gut würde.
Zarek konnte sich kaum mehr vorstellen, dass er sich zwei Jahre danach gesehnt hatte, nach Hause zu kommen. Wo immer das auch sein mochte. Er hatte angenommen, dass sein Leben sich dann völlig ändern würde und einen Sinn hätte. Endlich würde er wissen, wer er war und wohin er gehörte.
„Von wegen!“, flüsterte er mit einem schiefen Lächeln.
Zärtlich betrachtete er Penny, die sich an ihn gekuschelt hatte und schlief. Ja, sie hatte sein Leben vom ersten Moment an auf den Kopf gestellt. Und er begehrte sie wahnsinnig. Gleichzeitig fragte sich Zarek besorgt, ob ihre Ehe noch ein Chance hatte.
Als ein Teil seiner Erinnerung zurückgekehrt war, hatte er sich gleich auf die Suche nach Penny gemacht. Doch dann fiel ihm ihr Streit wieder ein. Danach hatte er beschlossen, erst einmal abzuwarten.
Und gleich darauf hatte er mit angehört, wie sie gesagt hatte, sie wolle ihn für tot erklären lassen, um ein neues Leben zu beginnen. Und sie mit seinem unerwarteten Auftauchen schockiert …
„Gamoto!“ , fluchte Zarek leise vor sich hin. „So ein Mist!“
Wütend ballte Zarek die Hände zu Fäusten, als er sich entsann, wie Penny – seine Frau – ihn angesehen hatte, als er nach zwei Jahren Abwesenheit wieder in ihr Leben getreten war. Zwei Jahre, in denen sie nicht gewusst hatte, ob er noch lebte oder tot war. Und allem Anschein nach hatte es sie nicht sonderlich interessiert. Ihre Miene war versteinert gewesen, und sie hatte kaum seinen Namen über die Lippen gebracht.
Und seitdem hatte sie sich abwechselnd heißblütig und abweisend gegeben, je nachdem, wie es ihr gerade passte.
Oder täuschte dieser Eindruck?
Zarek krallte die Hände in die Decke. Er dachte daran, wie distanziert ihm Penny ein Sandwich und einen Kaffee angeboten hatte. Ganz so, als sei er nur nach einem langen Arbeitstag aus dem Büro gekommen. Dabei war er zwei Jahre weg gewesen. Und wenige Stunden später hatte sie sich in das leidenschaftliche Wesen von damals verwandelt, nur um ihn dann wieder eiskalt abblitzen zu lassen.
Auch wenn er es kaum glauben konnte, war es dieselbe Frau, die ihn hatte weinen hören und in sein Zimmer geeilt war, um seine Hand zu halten.
Wer war Penny wirklich? Und hatte er sie je kennengelernt?
Obwohl es noch nicht einmal hell wurde, entschied sich Zarek aufzustehen. Ganz vorsichtig, damit er Penny nicht weckte, glitt er aus dem Bett und ging zum
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