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Julia Extra Band 0330

Julia Extra Band 0330

Titel: Julia Extra Band 0330 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw , Julia James , Trish Morey , Fiona Harper
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Die unerwartete Aufmerksamkeit schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
    Wo ging er bloß hin? Und wieso? Panik brach in ihr aus. Um Himmels willen, Cosmo konnte sie doch nicht hier mit Nikos Kazandros allein lassen! Sie machte Anstalten, ebenfalls zu verschwinden, aber es war bereits zu spät. Ein einziges Wort nagelte sie buchstäblich auf ihrem Barhocker fest.
    „Julie.“
    Hinter ihrer eingefrorenen Maske brach der Damm, der ihre Erinnerungen eingepfercht hatte. Die rostigen Bolzen der letzten Tür, die eine unliebsame Vergangenheit hinter sich verbarg, wurden aus der Verankerung gerissen. Julie konnte sich nicht dagegen wehren, dass ihr Gedächtnis sie einholte, umspülte und in die Tiefe riss.
    Hilflos ging sie unter.

2. KAPITEL
    Die Frühlingssonne schien ihr warm auf das Haar, obwohl es schon beinahe Abend war. Julie kam von der Kensington High Street, wo sie aus dem Bus gestiegen war, und durchquerte den Holland Park. Sie liebte diese Strecke, ganz besonders um diese Jahreszeit.
    Gibt es einen schöneren Zeitpunkt, um die Natur auf sich wirken zu lassen? dachte sie hingerissen. In ihrem Kopf schwirrten Klangfolgen von Schumanns Frühlingssymphonie umher, während sie leichtfüßig dahinschlenderte. Blühende Bäume verliehen der frischen Luft ein süßes Aroma, selbst für Londoner Verhältnisse.
    Julie lief etwas schneller. Sie wollte ihrem Vater die wunderbare Neuigkeit berichten, dass sie als eine der Solistinnen für das Collegekonzert im nächsten Monat ausgesucht worden war. Im Kopf ging sie das Repertoire durch. Die beiden Werke von Chopin waren relativ einfach, aber Liszt war grauenhaft! Doch mit viel Übung konnte sie auch diesen Komponisten perfekt spielen.
    Zu schade, dass sie den neuen Konzertflügel nicht bekam, den Julies Vater ihr vor einigen Monaten zum Geburtstag versprochen hatte. Aber der jetzige tat auch seinen Dienst, und sie wollte nicht gierig sein.
    Ein leichtes Stirnrunzeln trübte ihre Miene. Es sah ihrem Vater gar nicht ähnlich, sich in Bezug auf ihre Musik geizig zu geben. Schließlich war er grundsätzlich ihr enthusiastischster Unterstützer, angefangen von dem Tag, als Julies Musiklehrer dringend außerschulische Klavierstunden empfahl. Von da an zahlte ihr Vater bereitwillig alles, was das Talent seiner Tochter zu fördern vermochte.
    Dabei war sie bei Weitem kein musikalisches Genie. Julie wusste das und nahm es hin. Es gab nur wenige Ausnahmemusiker, und wenn man bedachte, dass es selbst für diese schwer war, von ihrer Kunst zu leben, beneidete sie niemanden um seine Gabe. Nein, ihr reichte es, außergewöhnliches Talent zu besitzen und eine hingebungsvolle Amateurin zu bleiben.
    Außerdem, das musste sie zugeben, befand sie sich in der privilegierten Position, sich ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen zu müssen. Auch wenn sie das College verließ, konnte sie sich bedenkenlos weiter ihrer Musik widmen, ohne an Geld auch nur denken zu müssen. Julie wollte zum eigenen Gefallen spielen – und damit hoffentlich auch anderen Menschen eine Freude bereiten.
    Ihr Vater liebte es jedenfalls, ihr zuzuhören. Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. Er mochte ihr größter Fan sein, aber mit einem musikalischen Ohr war er nicht gerade gesegnet.
    „Ach, Daddy, das ist doch Händel, nicht Bach.“
    Die Erinnerung an jenen Tag entlockte ihr ein leises Lachen.
    „Was immer du sagst, Julie, Liebes, was immer du sagst“ , hatte Edward Granton nachsichtig erwidert.
    Nachsichtigkeit war definitiv die Überschrift, wenn man sein Verhalten seiner einzigen Tochter gegenüber beschreiben sollte. Doch obwohl er sie stets wie seinen Augapfel behütete, hatte sie sein Wohlwollen niemals ausgenutzt, höchstens für ihre Musik. Denn schließlich wusste sie, warum er sie derart verwöhnte.
    Traurig blinzelte sie ein paar Mal.
    Ich bin alles, was ihm noch bleibt, überlegte Julie.
    Ihre Erinnerungen an ihre Mutter waren entweder verschwommen oder gar nicht vorhanden. Manchmal konnte Julie sie noch singen hören, mit tiefer, klarer Stimme, denn so hatte ihre Mutter sie früher zu Bett gebracht.
    „ Von ihr hast du deinen Hang zur Musik“ , sagte ihr Vater oft. „Von deiner wundervollen, lieben Mutter.“ Dann seufzte er schwer, und Julie brach es fast das Herz.
    Also ließ sie sich verwöhnen, weil es ihrem Vater viel bedeutete, seinem kleinen Mädchen jeden Wunsch zu erfüllen. Julie bemühte sich, zu verhindern, dass ihr Charakter von dieser umsichtigen Behandlung Schaden

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