Julia Extra Band 0331
musst die Tabletten nehmen, die der Arzt dir gegeben hat.“
Kelly zuckte vor Schmerz zusammen. „Ich kann sie nicht nehmen.“
„Warum nicht?“
„Weil ich keine Tabletten nehmen kann. Frag nicht, warum.“
„Aber dann hören die Kopfschmerzen auf.“ Alekos klang verwirrt. „Du schluckst sie einfach. Das kann doch nicht so schwer sein.“
„Ich will sie nicht nehmen.“
„Warum nicht?“
„Bitte frag nicht, warum.“
„Nimm sie bitte, Kelly.“
„Nein, ich will nichts nehmen, was dem Baby schaden könnte!“ Die Worte brachen aus ihr hervor. Sofort ärgerte sie sich – über sich selbst und über Alekos. „Ich wollte es dir noch nicht sagen! Ich habe dich gebeten, nicht nachzufragen, aber du hast immer weiter gebohrt.“
Alekos sah aus, als wäre er vom Blitz getroffen worden. „Dem Baby?“
„Ich bin schwanger! Ich erwarte ein Kind von dir“, schrie Kelly. „Das Baby, das du nicht willst. Wir sind uns wohl einig, dass wir ziemlich in der Klemme sitzen.“
Zitternd stieg Alekos in seinen Ferrari, ließ den Motor an und trat das Gaspedal durch.
Baby?
Das Wort geisterte durch seinen Kopf. Ein Kind, das auf ihn angewiesen war. Ein Kind, dessen Glück allein in seinen Händen lag.
Er fluchte auf Griechisch, während er wie ein Rennfahrer die engen Kurven nahm.
Erst als er eine Hupe hörte, kam er zur Vernunft.
Er trat die Bremse und hielt das Auto auf einem Hügel an. Hinter den Olivenhainen konnte er seine Villa sehen.
Kelly war da unten, wahrscheinlich packte sie gerade die Koffer.
Und weinte sich die Augen aus.
Alekos fluchte.
Ein Baby? Sein ganzes Leben lang hatte er versucht, das zu vermeiden.
Warum war er bloß so unvorsichtig gewesen?
Aber er kannte die Antwort. Wenn er Kelly ansah, war sein Kopf zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. In ihrer Nähe handelte er immer gegen jede Vernunft.
Warum ausgerechnet Kelly? Sie wollte vier Kinder!
Alekos brach der Schweiß aus. Du solltest dich für den Anfang erst einmal an eines gewöhnen, sagte er sich.
Ein Baby. Ein Baby, das auf ihn angewiesen war. Ein Baby, dessen Glück allein in seinen Händen lag.
Alekos wischte sich über die Stirn. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Angst.
Angst, dass er das Kind im Stich lassen würde.
Angst, dass er Kelly im Stich lassen würde.
Wenn er jetzt versagte, dann würde ein Kind leiden. Und er wusste nur zu genau, wie das war.
„ Thee mou , warum bist du aufgestanden? Du sollst dich doch ausruhen.“ Alekos stand in der Tür, und Kelly wischte sich hastig die Tränen von den Wangen. Sie war erleichtert, dass ihm nichts passiert war.
Er war nicht mit dem Auto einen Abhang hinuntergestürzt. Er lebte; sie trug keine Schuld an seinem Tod. Jetzt konnte sie wieder böse auf ihn sein, ohne sich Sorgen zu machen.
Sie hörte mit dem Kofferpacken auf und drehte sich zu ihm um.
Alekos sah aus, als hätte er sich mit letzter Kraft aus einem Autowrack gerettet.
Ängstlich musterte sie ihn, ob er verletzt war. Vielleicht war er mit dem Auto einen Abhang hinuntergestürzt?
Sie hatte sich zwar den Kopf gestoßen, aber er war in einem deutlich schlechteren Zustand. In dem Moment, als sie ihm eröffnet hatte, dass sie schwanger war, war er davongelaufen, als sei der Teufel hinter ihm her.
Jetzt war er zurück und wirkte sehr mitgenommen.
Sein Haar war zerzaust, sein Hemd zerknittert. Allerdings sah er dadurch noch männlicher aus, ihr Herz fing wie wild an zu schlagen.
Kelly unterdrückte das Verlangen, ihn trösten zu wollen. Das würde alles nur noch schlimmer machen.
Sie hasste sich dafür, dass er sie so anzog. Immerhin hatte dieser Mann sie an ihrem Hochzeitstag sitzen lassen und ihr gesagt, dass er keine Kinder wollte.
Warum also wollte sie ihn so gern in den Arm nehmen?
„Ich hatte nicht so früh mit dir gerechnet. Normalerweise brauchst du ja vier Jahre, bis du wieder auftauchst“, sagte Kelly schnippisch und wandte sich wieder ihrem Koffer zu. „Jannis sagte, du wärst mit dem Ferrari weggefahren.“ Sie biss sich auf die Zunge; zu spät erinnerte sie sich daran, dass sie ihm eigentlich nicht zeigen wollte, dass sie sich seinetwegen Sorgen gemacht hatte. „Was willst du?“
„Ich wohne hier.“ Er schloss die Tür hinter sich und ging langsam auf Kelly zu. „Was das Baby angeht …“
„ Mein Baby, nicht das Baby.“ Kellys Herz raste; sie versuchte einen Schuh in den Koffer zu stopfen. „Warum passt das nicht alles hinein?“
„Weil du nicht sorgfältig gepackt
Weitere Kostenlose Bücher