Julia Extra Band 0332
sie. Du musst ebenfalls dringend deine Garderobe aufbessern.“
„Also, das ist …“
Er ließ sie nicht ausreden. „Jogginganzüge sind praktisch, und das kleine Schwarze, das du in den letzten fünf Jahren bei jedem offiziellen Anlass getragen hast, ist ein Klassiker, aber wenn ich dich der Welt als meine Frau präsentiere, möchte ich doch, dass du ein bisschen mehr Klasse zeigst – modisch, meine ich. Das bin ich meiner gesellschaftlichen Stellung schuldig.“
May atmete tief durch, bevor sie antwortete. „Vielleicht solltest du dir besser eine andere Frau suchen. Frag doch mal eine von den mageren Blondinen, die du offensichtlich bevorzugst, ob sie auf Nancie aufpasst.“
Wütend stand sie so schnell auf, dass sie beinah ihren Stuhl umgeworfen hätte.
Adam fasste sie bei der Hand. „Ich wollte nur anregen – auf meine übliche ungeschickte Art“, begann er besänftigend, „dass du dir vielleicht einige hübsche Kleider gönnst, wo doch Weihnachten mit all den Partys vor der Tür steht, zu denen du mich dann begleiten sollst.“
„Weihnachtsfeiern sollten das Letzte sein, was dir Sorgen macht“, erwiderte May, nicht bereit, sich ihm einfach unterzuordnen. „Hast du eigentlich schon etwas unternommen, um Saffy aufzuspüren?“
„Ja, ich habe einen Freund, der einen Sicherheitsdienst betreibt, gebeten, nach ihr zu suchen und zu checken, was es mit diesem Claude auf sich hat.“
„Oh! Tut mir leid, dass ich dich angefaucht habe“, entschuldigte sie sich zerknirscht.
„Schon gut.“ Er drückte ihr kurz die Hand und ließ dann los. „Es ist für uns beide kein leichter Tag.“
„Wirst du deinem Assistenten erzählen, dass ich … du … wir …“ Sie brachte das Wort einfach nicht über die Lippen.
„Ja, ich werde Jake nachher sagen, dass ich … du … wir …heiraten.“ Er lächelte, und zwar keineswegs spöttisch. „Er muss doch alles arrangieren.“
„Was denn? Ich dachte, wir beschränken uns auf eine ganz einfache Trauung, die in zehn Minuten vorbei ist.“
„Und ich denke mittlerweile, vielleicht gönnen wir uns doch etwas Aufregenderes als nur das Standesamt.“
„Ich bin auch so schon aufgeregt genug, das kann ich dir sagen, Adam!“
Er lachte. „Na gut, dann sagen wir etwas Festlicheres. Zum Beispiel einen Empfang, bei dem ich dich meinen Direktoren und ihren Frauen vorstelle.“
May öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, aber sie schloss sie gleich wieder. Gegen Adam kam sie ohnehin nicht an.
„Keine Sorge, May! Jake kümmert sich um alles. Blumen, Fotografen, Hochzeitsanzeigen … eine Feier für meine Angestellten.“
„Du hast inzwischen ja gründlich darüber nachgedacht.“
„Ich musste mich auch nicht um ein Baby kümmern“, erwiderte er gelassen.
„Richtig. Es ist nur so, dass ich dachte … also, ich habe vermutet …“ Sie wusste nicht, wie sie es ihm beibringen sollte.
Adam wusste – ganz wie früher – genau, was ihr durch den Kopf ging.
Sie versuchte, sich mit der Vorstellung abzufinden, nicht nur seine Frau zu werden, sondern diese Rolle auch in aller Öffentlichkeit zu spielen. Nicht mehr May Coleridge zu sein, sondern ganz offiziell Mrs. Wavell.
„Hattest du angenommen, wir könnten unsere Ehe weitgehend geheim halten?“, fragte er spöttisch, ließ sich aber ansonsten nicht anmerken, wie gekränkt er war.
„Ich … ja“, gab sie ehrlich zu. „Sie wird doch nur auf dem Papier bestehen! Deshalb habe ich nicht so einen Aufwand erwartet. So eine Show.“
„Die muss sein“, erklärte er sanft. „Oder willst du, dass die Staatsbehörden dir unterstellen, nur zum Schein geheiratet zu haben, um ihnen Coleridge House vorzuenthalten?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Ich muss jetzt los, May. Soll ich dir ein Taxi bestellen?“
„Nein, danke, ich gehe mit Nancie zu Fuß. Frische Luft tut uns gut.“
„Richtig. Ich sehe dich dann später. Allerdings weiß ich nicht, wie lange es dauert“, warnte er sie.
Ganz unerwartet lächelte sie ihn strahlend an. „Wenn es spät wird, spiele ich die brave Ehefrau und stelle dir dein Essen warm“, versprach sie.
Das wäre schön, dachte er sehnsüchtig. Seine Mutter hatte bestenfalls Fisch und Fritten oder Pizza geholt, und heutzutage ging er meist in Restaurants. In Begleitung schöner Frauen, die ihm dann am nächsten Morgen Frühstück ans Bett servierten …
„Wann isst du denn üblicherweise?“, erkundigte Adam sich.
„Gegen sieben, aber wir nehmen es nicht so genau. Falls du
Weitere Kostenlose Bücher