Julia Extra Band 0332
spät kommst, solltest du einen eigenen Schlüssel haben.“ Sie holte einen üppig bestückten Bund aus der Tasche und löste einen großen Schlüssel davon ab. „Der ist für die Vordertür.“
7. KAPITEL
Jake war ein so perfekter Assistent, dass er nicht einmal die Brauen hochzog, als Adam ihm seine Heiratspläne verkündete. Er hörte zu, machte sich Notizen und kehrte eine Stunde später mit einer Liste über Hotels für den Empfang, einer Gästeliste und einem Entwurf für die Heiratsanzeige in der Times zurück.
Adam las den Entwurf rasch durch und nickte. „In Ordnung. Übrigens, May wird Sie demnächst anrufen und Ihnen sagen, was sie für das Baby braucht.“
„Ist bereits erledigt“, informierte Jake ihn. „Ich habe mit Miss Coleridge telefoniert, weil ich für die Annonce ihren vollen Namen brauchte. Ich konnte Sie ja nicht fragen, weil Sie gerade eine Konferenzschaltung hatten.“
„Ja, ja, schon gut.“ Gereizt stellte Adam fest, dass er ihre Vornamen ohnehin nicht gewusst hätte.
Jetzt erst erfuhr er, dass sie gar nicht May hieß, sondern Mary Louise! Das war viel eindrucksvoller – aber ihm gefiel die Kurzform besser.
„Zeigen Sie mir die Liste mit den Sachen für Nancie“, verlangte er kurz angebunden.
„Die enthält nur das Nötigste. Ich habe mir erlaubt, noch das ein oder andere vorzuschlagen, aber Miss Coleridge war sich absolut sicher, nicht mehr zu brauchen.“
Wahrscheinlich hatte sie tatsächlich alles an Kindermöbeln, weil die schon – wie die Wiege – seit Generationen im Besitz der Familie waren. Aber bestimmt gab es nichts Neues, Modernes, Buntes.
Und das würde er beschaffen! Nicht nur, weil es für seine Nichte war. Er wollte dem Haus seinen Stempel aufdrücken, ein sichtbares Zeichen setzen, dass er jetzt das Sagen hatte.
„Vergessen Sie diese Liste“, wies Adam seinen Assistenten an. „Rufen Sie in dem Baby-Shop im Einkaufszentrum an, und sagen Sie dem Manager, er soll alles zusammenstellen, wovon eine junge Mutter heutzutage träumt. Sachen zum Anziehen und Spielzeug inklusive. Das alles soll bis spätestens fünf Uhr ins Coleridge House geliefert werden.“
„Das wird knapp“, meinte Jake nach einem Blick auf seine Armbanduhr.
„Wenn Sie meinen Namen erwähnen, wird es bestimmt klappen.“
„Das glaube ich gern. Ich habe übrigens auch eine Kreditkarte für Miss Coleridge beantragt“, berichtete Jake. „Die müsste am Montag fertig sein. Ich bringe sie ihr dann persönlich vorbei.“
„Nicht nötig“, entgegnete Adam. So knapp war sie nicht bei Kasse. „Es reicht, wenn Sie die Karte per Einschreiben schicken.“
„Es wäre kein Umweg für mich“, versicherte Jake hilfsbereit. „Dann könnte ich mich auch überzeugen, dass Miss Coleridge alles hat, was sie braucht. Sie kam mir nicht wie jemand vor, der einfach zum Telefon greift und um etwas bittet.“
„Da haben Sie recht! Es wäre übrigens nicht schlecht, wenn Sie sich vertrauensvoll an die Haushälterin Mrs. Robson wenden. Die ist da nicht so empfindlich.“
Nachdem Jake das Büro verlassen hatte, lehnte Adam sich zurück und blickte durchs Fenster in den Park.
Jake hatte Mays Wesen sofort erfasst. Sie bat tatsächlich nie um etwas. Das hatte sie nie getan und würde es noch immer nicht. Und wenn Saffy ihn nicht veranlasst hätte, May um Hilfe wegen des Babys zu bitten, hätte er nicht erfahren, wie es um sie stand. Dann hätte er erst etwas von den Problemen gemerkt, wenn das „Zu Verkaufen“-Schild vor dem Haus gestanden hätte.
Er hätte dann das Haus erwerben und seinen Firmensitz darin einrichten können. Den Hof asphaltieren, diesen Schauplatz seiner Demütigung, und einen Parkplatz daraus machen.
Es wäre als Rache nicht schlecht gewesen, aber nicht halb so befriedigend wie das, was tatsächlich geschah.
In weniger als drei Wochen würde er aus James Coleridges Enkelin Mrs. Mary Louise Wavell machen.
Verzweifelt suchte May das Handy, das irgendwo unter dem Wust der Verpackungen lag und läutete. Endlich fand sie es.
„Ja, bitte?“, fragte sie kurz angebunden.
„Du klingst, als wärst du außer Atem, Supermaus!“
„Ach … Adam! Ich hätte nicht erwartet, dass du anrufst.“ Seine Stimme zu hören brachte sie noch mehr außer Atem.
„Du übernimmst dich doch nicht, oder?“, erkundigte er sich besorgt.
„Natürlich tue ich das!“, erwiderte sie schnippisch und blies sich eine Locke aus dem Gesicht. Die Hände hatte sie nicht frei, denn sie musste das eine
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