Julia Extra Band 0332
Vermutung, meine liebe Schwester wäre ganz in der Nähe. Kann ich mit ihr reden? Oder will sie weiterhin nichts mit mir zu tun haben?“
„Sie ist jetzt im Bad. Danach bekommt sie Frühstück, dann stecke ich sie ins Bett“, erklärte May.
„Das heißt, ich kann Saffy nicht sprechen“, schloss Adam.
Darüber durfte er sich nicht wundern, nachdem er seine Schwester seit Jahren auf Abstand hielt! Trotzdem konnte er ihr helfen.
Er versprach May, Jake mit der Einschaltung eines Anwalts zu betrauen, aber sie war dagegen.
Zum einen war ohnehin Wochenende, zum anderen wollte sie selber sehen, was sich für Saffy tun ließ. Das bedeutete natürlich, zuerst einmal mit ihr zu reden und herauszufinden, was wirklich los war.
Adam erklärte sich widerstrebend einverstanden. „Sag ihr, sie muss auf jeden Fall bei dir bleiben, bis ich wieder bei euch bin.“
„Das funktioniert bestimmt“, meinte May sarkastisch.
„Ich mache mir wirklich Sorgen um Saffy. Sei so lieb und bitte sie, bei dir zu bleiben.“
„Das klingt schon besser!“
„Bist du neuerdings auch Familientherapeutin?“, fragte er gereizt. Sie schwieg. „Und sag ihr, dass ich nicht wütend auf sie bin, okay? Dass ich mich freue, dass sie bei dir in Sicherheit ist.“
„Toll!“
„Sarkasmus passt nicht zu dir, May.“
„Ach, du meinst, der steht nur dir zu?“, konterte sie schnippisch.
Fand sie ihn wirklich so schlimm? Plötzlich wurde ihm alles zu viel.
„Mach doch, was du willst“, rief er heftig und legte auf.
Adam seufzte. Die vielen Menschen in der Abflugshalle erinnerten ihn daran, wie allein er im Grunde war. Er hatte nur seine Mutter und seine Schwester, die er aber seit Jahren außer Sichtweite hielt, um nicht ständig an sie denken zu müssen.
Und jetzt hatte er May …
Die durfte er nicht gegen sich aufbringen.
Nach kurzem Überlegen wählte er ihre Nummer.
„Adam?“
Ihr eifriger Tonfall ließ ihn vermuten, dass sie ihr Handy gar nicht aus der Hand gelegt, sondern auf seinen Anruf gewartet hatte. War er so leicht zu durchschauen?
Der Gedanke machte ihn zunächst wütend, dann sagte er sich, dass May vielleicht die Einzige war, die ihn wirklich verstand.
Was hätten sie für eine wundervolle Beziehung haben können, wenn ihr Großvater damals nicht alles zunichte gemacht hätte!
„Ja, May, ich bin’s noch mal. Sag meiner Schwester bitte, dass sie – egal, was passiert – auf mich zählen kann. Dass ich alles tue, damit sie Nancie behalten kann.“
„Und dass du sie auf keinen Fall anbrüllst?“
„Du bist eine echt zähe Verhandlungspartnerin, Supermaus! Würdest du vielleicht gern für mich arbeiten? Leute wie dich kann ich immer brauchen.“
„Als Kindermädchen bin ich ja jetzt arbeitslos“, überlegte sie laut.
„Da täusch dich mal nicht“, warnte Adam sie. „Es ist eher so, dass du jetzt noch ein großes Baby dazubekommen hast.“
Das schien sie nicht so witzig zu finden wie er.
„Gut, May, dann ist so weit alles klar, oder? Ich muss jetzt zum Flugsteig.“
„Ja, alles klar. Pass auf dich auf, Adam.“
„Das tue ich. Ach, May …“ Er hätte ihr gern noch so viel gesagt! Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. „Ich rufe dich morgen wieder an. Bis dann.“
9. KAPITEL
May überließ ihr Zimmer Saffy, damit diese bei ihrem Baby sein konnte. Dann ließ sie die Freundin tagsüber in Ruhe und widmete sich ihren üblichen Aufgaben.
Abends hatte Saffy sich so weit gefangen, dass sie sich zu einem ausführlichen Gespräch in der Lage fühlte.
„Ich liebe Claude wirklich“, erklärte sie, nachdem sie mit dem Bericht fertig war, wie sie ihn kennengelernt hatte. „Er ist so attraktiv – und so romantisch. Seine Mutter ist das Problem. Sie ist ein grässlicher Snob und findet, ich wäre nicht gut genug für ihn. Von Anfang an hat sie versucht, uns auseinanderzubringen, und als das nicht klappte, hat sie einen Detektiv auf mich angesetzt.“
„Das ist ja wirklich ungeheuerlich“, rief May empört.
„Ja! Der hat natürlich meine Jugendsünden ausgegraben. Daraufhin meinte Claudes Mutter, ich wäre eine Gefahr für Nancie. Und dass man mir nicht trauen könnte.“
„Hat er mit dir über alles gesprochen?“
„Ja, sicher, und ich war auch ganz offen und ehrlich. Na ja, bis auf eins“, gab Saffy zu. „Dass ich beinah im Gefängnis gelandet wäre. Wenn du mich nicht gerettet hättest!“
„Du kannst dich und Nancie vor ihm nicht dauernd verstecken“, redete May ihr ins Gewissen.
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