Julia Extra Band 0332
„Er hat als Vater doch auch Rechte. Du hast dich selbst ins Unrecht gesetzt. Bestimmt ist er außer sich vor Sorge – und nicht nur wegen Nancie.“
„Ich hatte solche Angst“, erklärte Saffy kläglich.
„Kein Wunder! Meinst du, es würde vielleicht helfen, wenn ich Claude anrufe und ihm alles erkläre?“, bot May an.
Es dauerte ein bisschen, bis sie ihre Freundin überzeugt hatte, aber schließlich stimmte die zu. Und keine ganze Stunde später hielt Saffy das Telefon in der Hand und erklärte ihrem Claude, wie sehr sie ihn liebte.
Adam rief erst am folgenden Vormittag gegen zehn Uhr an. May hatte in dem ungewohnten Bett schlecht geschlafen. Wenigstens hatte Jake am Vorabend noch angerufen und ihr mitgeteilt, dass Adam gut in Südamerika angekommen war.
Schon mehrmals hatte das Telefon geklingelt, aber es waren entweder Anfragen bezüglich verschiedener Kurse – oder Claude, der sich bereits zwei Mal gemeldet hatte. Saffy hatte zwar ihr eigenes Handy mit, aber bei der überstürzten Flucht hatte sie verständlicherweise nicht daran gedacht, das Ladegerät mitzunehmen. Also war sie auf Mays Festnetztelefon angewiesen.
„Ich habe es vorhin schon mal versucht, aber es war immer besetzt“, beklagte Adam sich, nachdem er sich zuerst erkundigte hatte, wie es May ging.
„Das war Claude, der Saffy süße Nichtigkeiten ins Ohr flüstern wollte“, erklärte sie humorvoll.
„Ach, die beiden reden wieder miteinander?“
„Ja, endlos! Ich habe Claude vorgeschlagen, zu uns zu kommen, aber er ziert sich. Ich glaube, er hat seinen Eltern noch nicht gestanden, dass er sich mit Saffy versöhnt hat. Seine Mutter scheint ein wahrer Drachen zu sein.“
„Es gibt Schlimmeres als überfürsorgliche Mütter“, meinte Adam.
„Wie wahr!“
„Richtig, du hattest ja gar keine. Entschuldige, May, mein Kommentar war unüberlegt.“
„Vergiss es“, empfahl sie ihm.
Dann unterhielten sie sich kurz über seinen ereignislosen Flug, er informierte sie über seinen Terminplan und verabschiedete sich von ihr mit dem Versprechen, sich abends wieder zu melden.
Und so hielten sie es in den folgenden Tagen. Vormittags rief Adam an und redete mit ihr und häufig auch mit Saffy über sachliche Themen. Und wenn May im Bett lag, rief er nochmals an, dann unterhielten sie sich über alles Mögliche.
Wichtig war nicht, was er sagte, wichtig war nur, seine Stimme zu hören.
May steckte bis über die Ohren in Vorbereitungen für die Gäste, die demnächst eintreffen würden, als das Telefon klingelte.
„Ja, bitte?“, meldete sie sich gereizt.
„Oha! Anscheinend habe ich einen schlechten Moment erwischt“, meldete Adam sich.
Und plötzlich war der grässliche Morgen wie verwandelt.
„Nein, nein, ich freue mich, dich zu hören“, versicherte sie ganz ehrlich. „Ich bin nur ein bisschen im Stress, weil Claude mit seinen Eltern heute Nachmittag eintrifft.“
„Mit seinen Eltern?“, hakte Adam nach.
„Ja, du hast richtig gehört. Es war meine Idee, sie einzuladen. Er hat seiner Mutter inzwischen gestanden, sich mit Saffy versöhnt zu haben – und sie heiraten zu wollen.“
„Das wurde auch höchste Zeit“, meinte Adam, ganz das Familienoberhaupt.
„Claudes Mutter findet immer noch, Saffy wäre ein hinterhältiges Flittchen, das nicht wert ist, ihrem Goldjungen die Schuhe zu putzen, geschweige denn, seine Tochter großzuziehen. Also werde ich alles daran setzen, sie vom Gegenteil zu überzeugen.“
„Wie willst du das anstellen, Supermaus?“
„Indem ich ihr zeige, dass die Wavells Verbindungen zu den besten Kreisen haben. Saffy und Claude sind momentan dabei, das Familiensilber zu polieren.“
„Ich verstehe. Du wirst seinen Eltern das ganze britische Landadelprogramm bieten.“
„Richtig, Adam. Der Tisch wird mit dem besten Kristall und dem feinen Royal-Doulton-Porzellan gedeckt, Robbie wird beim Servieren eine weiße Schürze tragen. Und ich werde mir den Verlobungsring meiner Großmutter anstecken, um zu verdeutlichen, dass Saffy demnächst meine Schwägerin wird.“
Es gab eine kurze Pause, und May fürchtete schon, die Verbindung wäre unterbrochen.
„Deine Mutter hat diesen Ring also nicht verkauft?“, fragte Adam jedoch gleich darauf.
„Richtig. Er ist nämlich ein Familienerbstück. Auch Jane Coleridge hatte ihn schon, wie man auf ihrem Porträt deutlich sieht, und worauf ich natürlich extra hinweisen werde, wenn ich Claudes Eltern die Ahnengalerie zeige.“
„Hoffentlich denken sie
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