Julia Extra Band 0339
reden.“
Nates Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen.
„Mrs Weston hat vier Dutzend Mandelplätzchen geschickt, die alle unterschiedlich glasiert sind. Von Mrs Campbell kamen drei Dutzend in weiße Schokolade getauchte Schneemänner. Sharon McKinley hat ihr berühmtes Shortbread in Kugelform gebacken und mit Bändern aus Zuckerguss verziert, und Mrs Bonnabel …“
„Schon gut“, unterbrach Nate sie, bevor sie ihm noch in allen Einzelheiten beschrieb, was die restlichen achtzehn Mütter gebacken hatten. „Für mich hört sich das an, als hättest du genug Kekse, um einen Großhandel aufzumachen.“
„Das dürfte kaum der Punkt sein, Nate Hathoway.“
„Und was ist der Punkt?“
„Der Punkt ist der, dass alle außer dir sich die Mühe gemacht haben, etwas Selbstgebackenes beizusteuern, während du einfach in den Supermarkt gegangen bist und eine Schachtel langweilige Butterkekse besorgt hast.“
„Schön, dann bitte ich Molly eben, ein Blech braune Schneemänner zu backen. Mit Bändern um den Hals und individuell verzierten Geschenken in der Hand.“
„Es überrascht mich, dass du mir so gut zugehört hast.“
Tatsächlich hatte Nate jedes ihrer Worte förmlich in sich aufgesogen, aber es gab keinen Grund, sich so darüber zu freuen, dass sie es bemerkt hatte. Vermutlich würde ihr nächster Satz mit dem Wort „trotzdem“ beginnen.
„Trotzdem finde ich es nicht fair, wenn Molly den Beitrag zu unserem Klassenprojekt leistet.“
„Aber ich habe keinen Schimmer, wie man Kekse backt.“
„Nun, dagegen kann man etwas tun, oder? Ich zum Beispiel wusste bis vor Kurzem nicht, wie man einen Kleiderhaken an der Wand befestigt.“
„Und du glaubst, dass du das jetzt mit links hinbekommst?“
„Wahrscheinlich nicht.“
Es klang, als sei sie insgeheim überzeugt davon. Nate nahm sich vor, ihr schleunigst einen geeigneten Hammer zu besorgen, bevor sie mit ihrem Blue Maxx noch ihr ganzes Haus in Schutt und Asche legte.
„Aber darum geht es gar nicht“, fuhr Morgan fort, „sondern darum, ob man bereit ist, etwas Neues zu lernen. Wenn du also heute nach der Schule mit Ace vorbeikommen willst, bringe ich dir gern bei, wie man Plätzchen backt.“
Nate war sicher, dass es ein echtes Erlebnis wäre, sich von ihr in die Kunst der Weihnachtsbäckerei einführen zu lassen, aber es ging einfach nicht.
Wegen der vielen freiwilligen Arbeitsstunden, die er für den Weihnachtsengel geleistet hatte, war er mit seinen anstehenden Aufträgen stark in Verzug geraten, sodass er schon aus rein zeitlichen Gründen absagen musste. Außerdem wäre es sträflicher Leichtsinn, sie in ihrem Haus zu besuchen, bevor er genug innere Kraft gesammelt hatte, um ihren verführerischen Lippen und dem sanften Drängen in ihren Augen zu widerstehen. Diese Frau besaß ein geradezu unheimliches Gespür für seine Schwachstellen. Scheinbar mühelos hatte sie Wünsche und Begehrlichkeiten in ihm zutage befördert, die er seit zwei Jahren erfolgreich verleugnete. Ja, sie hatte ihn sogar dazu gebracht, ihr von Cindy und David zu erzählen.
Er würde ihr sagen, dass er ihr Angebot sehr zu schätzen wisse, es aber leider nicht annehmen könne.
Andererseits musste es sie viel Überwindung gekostet haben, diesen Schritt auf ihn zuzumachen, nachdem tagelang Funkstille zwischen ihnen geherrscht hatte. Wenn er sie jetzt abblitzen ließ, würde er ihr damit unweigerlich wehtun, und das wollte Nate auf keinen Fall. Er hatte den Eindruck, dass Morgan McGuire in ihrem Leben schon zu viele Verletzungen einstecken musste.
Die Vernunft sagte ihm, dass es besser wäre, sie jetzt ein bisschen zu verletzen als später sehr tief. Nur war ihm in diesem Moment nicht danach, vernünftig zu sein. Ganz abgesehen davon, dass er inzwischen ohnehin nicht mehr wusste, was eigentlich vernünftig war.
„Gute Idee“, sagte er lässig. „Wann sollen wir da sein?“
7. KAPITEL
Wie sich herausstellte, hatten die Westons Ace eingeladen, mit ihnen nach Greenville zu fahren, um Weihnachtsgeschenke einzukaufen.
Als Ace es ihrem Vater mitteilte, ließ sie durchblicken, dass sie noch immer kein Geschenk für ihn hatte und es daher ungünstig wäre, wenn er mitkäme. Sie war so aufgeregt wegen dieser Unternehmung mit ihrer neuen Freundin Brenda, dass Nate nicht das Herz hatte, ihr von Morgans Vorschlag zu erzählen. Sich zwischen zwei so attraktiven Angeboten entscheiden zu müssen hätte sie vermutlich in zwei Stücke gerissen.
Ich hätte anrufen und absagen
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