Julia Extra Band 0339
und würde ihm ganz sicher nicht um des lieben Friedens willen in allem zustimmen.
Adan runzelte die Stirn. Noch immer wusste er nicht, warum Isabella damals einfach gegangen war. Würde sie Rafiks Wohlergehen gefährden, wenn sie bei ihm bliebe? Spielte sie die liebevolle Mutter nur, weil sie Königin werden wollte? Würde sie Rafik bei den ersten Schwierigkeiten einer Kinderfrau übergeben und sich aus der Verantwortung stehlen?
Die Antwort lautete Nein, davon war Adan aus tiefster Seele überzeugt. Isabella war ganz anders als seine Mutter. Er hatte sie heimlich beobachtet, als sie Rafiks Windeln gewechselt hatte. Sie war etwas ungeübt gewesen, aber unendlich liebevoll.
Ja, Isabella liebte ihr gemeinsames Kind. Und Adan hatte festgestellt, dass es ihm eigentlich doch nichts ausmachte, Rafik und dessen Zuneigung mit ihr zu teilen.
Dennoch wog er die ganze Fahrt über Pro und Kontra gegeneinander ab. Bei der Ankunft in Port Jahfar wusste er, dass es nur eine richtige Entscheidung gab.
Als Adan ausstieg, wurde er von Mahmud mit einer tiefen Verbeugung empfangen. „Herzlich willkommen, Hoheit.“
Mahmud ließ den Blick zu Isabella gleiten, dann sah er Adan bedeutungsvoll an. „Ein Gentleman, den Ihr seit Eurer Rückkehr aus Amerika sprechen wollt, wartet auf Euch, Hoheit.“
10. KAPITEL
Isabella hatte Rafik gerade zum Mittagsschlaf ins Bett gebracht. Dann ging sie in den Wohnbereich zwischen Kinderzimmer und Adans Räumen und schaltete einen Laptop ein, der dort auf einem Beistelltisch stand.
Da sie seit ihrer Ankunft in Jahfar vor fast zwei Wochen nicht mehr im Internet gewesen war, quoll ihr Postfach geradezu über. Sie las die Mails ihrer Freunde und lächelte über die vielen Ausrufezeichen in der Nachricht ihres Gitarristen Kurt, der ihr mitteilte, wie dringend sie gebraucht wurde.
Es klopfte an der Tür. Als kein Diener eintrat, stand Isabella auf und öffnete.
„Baba?“
Auf dem pausbäckigen Gesicht ihres Vaters spiegelten sich Kummer – und Angst. Doch wovor?
Schnell vergaß Isabella ihre Besorgnis und wurde wütend. Schließlich hatte ihr Vater sie angelogen. Sie ließ ihn eintreten und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hast du Adan erzählt, was er wissen wollte?“, fragte sie beherrscht.
Hassan Maro tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn trocken. „Ich habe ihm genug gesagt.“
„Vielleicht könntest du mir ja dann verraten, was damals wirklich mit mir passiert ist“, sagte Isabella äußerst kühl.
Überrascht blickte ihr Vater sie an. Diesen Ton war er von seiner früher so braven, folgsamen Tochter nicht gewohnt. „Ich wollte dich doch nur beschützen!“
„Wovor? Und wage es ja nicht, mich noch einmal anzulügen!“
Als er sich mit zitternden Händen eine Zigarre anzündete, ging Isabella wegen des Rauchs auf Abstand. Ihr Vater wirkte aufgewühlt: Offenbar hatte Adan ihn nicht gerade sanft zur Rechenschaft gezogen, wie sie zufrieden feststellte.
„Du warst krank“, sagte er. „Nach der Geburt des Babys warst du nicht mehr du selbst.“
Plötzlich wurde ihr kalt. Sie wandte sich um und fragte: „Was meinst du damit?“
„Du hattest eine postnatale Depression, wie die Ärzte sagten. Du warst sehr distanziert und hattest keinen rechten Bezug zu deinem Baby. Und du hast von Selbstmord gesprochen.“
„Das glaube ich dir nicht“, brachte Isabella mühsam hervor, denn plötzlich war ihre Kehle wie zugeschnürt. „Adan hat nie etwas davon gesagt, dass ich depressiv war.“
Das Gesicht ihres Vaters zuckte. „Er wusste ja auch nichts davon – weil ich dafür gesorgt habe, dass er es nicht erfuhr“, fuhr er sie an. „Das Risiko konnte ich einfach nicht eingehen. Adan hätte dich für verrückt erklären und sich dann von dir scheiden lassen.“
Wieder wurde ihr kalt vor Angst. Ob das stimmte? Doch dann schüttelte sie den Kopf. Adan hätte mir geholfen, dachte sie. Er hätte gewollt, dass ich wieder gesund werde.
„Er sollte also lieber glauben, ich sei tot?“ Nur mit Mühe konnte sie ihre Wut zügeln.
„Es war für alle besser so.“
Entsetzt und fassungslos blickte Isabella ihren Vater an, dem sein Ansehen und seine Geschäftsinteressen wichtiger gewesen waren als seine Tochter. Denn was er mit „Das Risiko konnte ich nicht eingehen“ meinte, war ja sonnenklar: Hätte ein Prinz sich von seiner Tochter scheiden lassen, wäre das schlecht fürs Geschäft gewesen, denn man hätte ihn als Vater weniger respektiert.
„Wie hast du es geschafft,
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