Julia Extra Band 0342
grauenhaft.“ Serena zuckte die Achseln. „Aber das machte es für mich nur umso reizvoller“, gab sie zu.
„Und was haben deine Freundinnen dazu gesagt?“, fragte er.
Serena lachte voller Zuneigung. Ihre Freundinnen waren ebenfalls anders als sie. Trotzdem hatte es sofort klick gemacht, als sie einander vor fünf Jahren über einen Buchklub kennengelernt hatten. Seitdem waren sie immer füreinander da.
„Molly hat am entsetztesten reagiert. Trotzdem hat sie mir dabei geholfen, meine Wurzeln nachzufärben.“
Jonas nahm eine Hand vom Lenkrad und zupfte spielerisch an Serenas Haar. Als er sie wieder wegnahm, streifte er versehentlich ihre Schulter.
Eine flüchtige Berührung, von der Serena jedoch wieder schlagartig heiß wurde.
„Die jetzige Farbe gefällt mir.“
„Dann magst du anscheinend mein wahres Ich.“ Serena kam sich seltsam entblößt vor, als sie das sagte.
„Da hast du recht.“
„Du kennst mein wahres Ich doch gar nicht.“
„Nicht?“
„Wir sind praktisch Fremde, Jonas, Ehevertrag hin oder her.“
Er zuckte die Achseln. „Aber was ich bisher kennengelernt habe, gefällt mir.“
Dito, dachte Serena. Jonas gefiel ihr ebenfalls. Etwas zu gut für ihren Geschmack. „Was passiert eigentlich, wenn die Medien ein Foto von mir aus alten Tagen in die Hände kriegen?“, fragte sie unvermittelt.
Zu ihrer Überraschung breitete sich ein Grinsen über Jonas’ Gesicht. „Ich mache mir weniger Sorgen über die Reaktion der Medien als über die meiner Mutter.“
„Dann hast du wohl noch nie jemanden wie mich mit nach Hause gebracht, oder?“
Er wurde ernst. „Nein, das habe ich nicht. Genauso wenig wie eine Ehefrau.“
Nach einer kurzen Gesprächspause zwinkerte er ihr zu. „Mach dir mal keine Sorgen. Las Vegas ist ziemlich unkonventionell, auch wenn mein Wahlkampfmanager das Gegenteil behauptet. Dein Rebellenimage kommt vielleicht sogar ganz gut an.“
War das wirklich sein Ernst? Wenn Las Vegas wirklich so unkonventionell wäre, müsste er schließlich nicht die Ehe mit einer Frau vortäuschen, die er kaum kannte. Aber was das Rebellenimage anging, hatte er recht.
Serenas wilde Experimente mit Haarfarben waren wirklich eine Art Rebellion gewesen. Ihre Freundinnen hatten ihr die Augen dafür geöffnet und ihr dabei geholfen, sich endlich so zu akzeptieren, wie sie war – etwas, das ihre Eltern anscheinend nicht konnten oder wollten.
„Du bist ja so still“, riss Jonas sie aus ihren Gedanken.
„Ich musste nur gerade an meine Freundinnen denken.“
„Sie können uns jederzeit besuchen kommen.“
„Danke.“
„Ich will, dass du glücklich bist, Serena.“
Das wollte Serena auch. Doch als Jonas den SUV in die Tiefgarage seines Hochhauses fuhr, war sie vor allem nervös – so sehr, dass ihr fast schlecht war.
Jonas nahm vorerst nur die beiden Koffer mit und ging mit Serena zum Fahrstuhl. Die Fahrt darin kam ihr endlos lang vor.
Vor seiner Wohnungstür stellte Jonas den Kleiderkoffer ab, um die Tür aufzuschließen, und stieß sie weit auf. „Da wären wir also“, sagte er.
In der Wohnung brannte kein Licht, doch durch das große Fenster an der Rückseite drang der Schein der Neonreklame. Als Serena einen Schritt vortrat, ließ Jonas den Koffer mit ihren Toilettenartikeln fallen und griff nach ihrem Arm. „Warte!“
„Was … was ist?“
„Sollte ich nicht …?“
„Was denn?“
Einen Moment lang wirkte er etwas unschlüssig, schien dann jedoch eine Entscheidung zu treffen. Das freche Lächeln, das sich über sein Gesicht breitete, brachte Serenas Hormone schlagartig in Wallung. Zu ihrer Verblüffung hob er sie hoch und trat mit ihr über die Schwelle.
„Willkommen in deinem neuen Zuhause, Mrs Benjamin“, sagte er fröhlich, doch sein Lächeln erlosch, als sein Blick an ihren Lippen hängen blieb.
Bitte küss mich nicht, flehte Serena im Stillen, war jedoch bitter enttäuscht, als er sie abrupt absetzte und ein paar Schritte auf Abstand ging.
„Tut mir leid“, sagte er und schob die Hände in die Hosentaschen. „Ich habe mich anscheinend hinreißen lassen.“
Wie immer, wenn wir zusammen sind, dachte Serena. Einer von ihnen handelte dann grundsätzlich impulsiv.
„Ich dachte nur … wo es doch Tradition ist, dass der Bräutigam die Braut über die Schwelle trägt …“
„Bist du denn so traditionell?“
Er nickte.
Serena nicht. Und soweit sie sehen konnte, auch nicht ihre Ehe. „Ich sollte dir bei dieser Gelegenheit vielleicht mitteilen,
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