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Julia Extra Band 0349

Julia Extra Band 0349

Titel: Julia Extra Band 0349 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Kim Lawrence , Sandra Marton , Nikki Logan
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dachte er an die Reise, die er als Siebzehnjähriger quer durch Patagonien unternommen hatte. Sein klappriger Jeep hatte in regelmäßigen Abständen den Geist aufgegeben, bis er schließlich in tosenden Wassermassen versank.
    Wer hätte denn auch ahnen können, dass die vermeintliche Piste ein ausgetrocknetes Flussbett war, das sich bei Regen in einen reißenden Strom verwandelte?
    Rafael war es gerade noch gelungen, die verklemmte Tür zu öffnen und sich ans Ufer zu retten, bevor die Wassermassen den Wagen fortspülten.
    Bei der Erinnerung lächelte Rafael breit, wurde dann jedoch schlagartig ernst, als er plötzlich eine seltsame Empfindung spürte, die sich beinah wie Wehmut anfühlte.
    Oder war es Unzufriedenheit?
    Verstimmt runzelte er die Stirn. Sowohl Wehmut als auch Unzufriedenheit waren für einen Mann wie ihn keine angemessenen Empfindungen. Nicht nach allem, was er im Leben erreicht hatte!
    Normalerweise dachte er wenig über seine seelische Verfassung nach. Dass er jetzt dazu neigte, lag zum Teil wahrscheinlich an dem gestrigen Treffen.
    Es wäre nicht wirklich nötig gewesen. Er hätte Philip Marchant nicht zu sehen brauchen, aber Rafaels Meinung nach gab es Dinge, die man von Angesicht zu Angesicht sagen sollte. Auch einem so unfähigen Menschen! Dass jemand kurz davor stand, seine Firma und sein Zuhause zu verlieren, zählte auf jeden Fall dazu.
    Dass es nicht angenehm sein würde, war Rafael klar gewesen, aber es traf ihn doch unerwartet, als Marchant bei der Hiobsbotschaft in Tränen ausbrach.
    Obwohl es außer Frage stand, dass der Mann für seinen Niedergang selbst verantwortlich war, empfand Rafael kurz Schuldgefühle, als er sich verabschiedete.
    Die verflogen allerdings augenblicklich, als Marchant ihm nachrief: „Wenn Sie mein Sohn wären …“
    „Dann hätte ich Sie in den Ruhestand geschickt, bevor Sie die Firma in den Ruin treiben und noch dazu den Familiensitz verlieren konnten“, unterbrach Rafael ihn gleichmütig.
    „Hoffentlich verlieren Sie eines Tages auch alles, woran Ihr Herz hängt“, erwiderte der Ältere mit mehr Gehässigkeit, als man so einem Weichling zugetraut hätte. „Und dann möchte ich dabei sein und zusehen können.“
    Ob mir die Worte deswegen nicht aus dem Kopf gehen, weil dieser Fluch mir eigentlich nichts anhaben kann? überlegte Rafael jetzt. Er hatte den einzigen Menschen, der ihm jemals wichtig gewesen war, schon vor langer Zeit verloren: seine Mutter. Seither hatte er sein Herz an nichts mehr gehängt.
    Es gab niemand, den er liebte, und nichts, auf das er nicht genauso gut verzichten könnte. Sollte er sein gesamtes Vermögen verlieren, würde ihm das nichts ausmachen. Tatsächlich hätte er dann eine neue Herausforderung …
    Mit dreißig Jahren hatte er alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Und mehr. Welche Ziele konnte er sich jetzt noch setzen? Wie sollte er sich weiter motivieren?
    Genügte es ihm nicht, ein herrliches Leben zu führen?
    Ja, es ist so herrlich, dass ich den siebzehnjährigen Jungen beneide, der ich mal war, dachte er spöttisch. Damals hatte er von der Hand in den Mund gelebt, sein Wohl hatte von seiner Intelligenz und seiner Gerissenheit abgehangen.
    Vielleicht gab es ja so etwas wie zu viel Erfolg?
    Rafael schaltete einen Gang herunter, weil er auf eine besonders enge Kurve zusteuerte.
    „Also, was brauchst du denn, um glücklich zu sein, Rafael Alejandro?“, fragte er sich laut und fluchte gleich darauf wild.
    Wie aus dem Nichts aufgetaucht, stand plötzlich eine Person auf der Straße. Eine fast geisterhafte Erscheinung, die sich aus dem Zwielicht materialisiert hatte.
    Flüchtig bemerkte er eine zierliche Figur und rote Haare, die sich um ein blasses Gesicht bauschten. Zu mehr blieb ihm keine Zeit, denn er hatte alle Hände voll zu tun, einen Zusammenstoß mit diesem Wesen zu vermeiden.
    Trotz seiner Bemühungen schien sich ein schreckliches Unglück nicht mehr verhindern zu lassen.
    Allerdings hatte Rafael sich dem scheinbar Unvermeidlichen noch nie still gefügt. Er war mit den Reflexen einer Katze gesegnet und bewahrte auch bei Gefahr einen kühlen Kopf. Natürlich war auch immer das Glück auf seiner Seite gewesen.
    Damit ist es möglicherweise jetzt vorbei, dachte er, als er den Baum vor sich sah.
    Doch sein Glück war ihm treu.
    Obwohl es an ein Wunder grenzte, konnte Rafael sowohl der selbstmörderischen Rothaarigen als auch dem Baum ausweichen. Wie genau er das geschafft hatte, war ihm später nie klar. Ein

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