Julia Extra Band 159
einmal überlegt hast, oder?" fragte sie. „Ich meine, ob du vielleicht doch in Zukunft ..."
„Nein." Seine Antwort kam knapp und endgültig.
Cass brütete eine Weile schweigend vor sich hin. „Willst du in diesen Shorts ins Eden ?" fragte sie dann. „Es wäre das erste Mal, daß du hier kurze Hosen trägst. Und wenn es auch noch so warm und feucht war, du hattest bisher immer Jeans an."
„So?" Er knirschte mit den Zähnen.
„Du trägst lange Hosen, um dein Bein zu verbergen."
„Es ist wohl meine Sache, was ich anziehe", fuhr er sie an.
„Wenn die Leute dein schlimmes Bein merkwürdig finden, dann ist das wohl ihr Problem und nicht deines. So eine leichte Behinderung ist schließlich kein achtes Weltwunder. Hat sich Jack daran gestört?"
Er sah sie ungeduldig an. „Natürlich nicht."„Dann sollte es dich auch nicht stören. Und du solltest keine große Sache daraus machen, daß du humpelst und zum Gehen einen Stock benötigst."
„Du meinst, wie ein Krüppel?" Er keuchte.
„Nun, bis zu einem gewissen Grad bist du doch einer."
Er preßte die Lippen aufeinander. „Danke, daß du soviel Anteil an meinem Schicksal nimmst", meinte er ironisch, und seine grauen Augen funkelten sie an.
Entschlossen hielt Cass seinem eisigen Blick stand. Sie würde in dieser Angelegenheit keinen Millimeter nachgeben. Es war offensichtlich, daß Gifford sich noch nicht mit seiner Behinderung abgefunden hatte und Hilfe brauchte.
„Gifford", fing sie behutsam an, „du denkst wahrscheinlich, daß du bald wieder ganz der alte sein wirst. Aber Tatsache ist, daß du einige Sportarten, zum Beispiel Skifahren, nie wieder wie früher ausüben können wirst. Und du machst auch hier keinen Urlaub, sondern bist auf diese Insel gekommen, um dich vor dir selbst zu verstecken. Du weigerst dich immer noch, deine neue, veränderte ... Situation zur Kenntnis zu nehmen."
Sie sah, wie sich seine Finger um den Plastiklöffel krampften. „Was du nicht sagst!"
„Du mußt endlich akzeptieren, daß du niemals mehr in der Lage sein wirst, ganz normale Dinge zu tun, die du vor deinem Unfall gemacht hast. Das", sie wies auf sein Bein, „ist jetzt normal."
„Du versuchst es wohl auf die ganz harte Tour, nicht wahr?"
„Doch mit der Zeit", fuhr sie fort, als hätte sie ihn nicht gehört, „wird dein Bein kräftiger werden. Dann wirst du auch wieder Sport treiben können." Ja, es ist hart, dachte sie, es ist verdammt hart, dich zu lieben!
„Woher hast du eigentlich diese Weisheiten?" fragte er sarkastisch.
„Ich weiß eben, daß du tief in deinem Innern über genug Hingabe und Entschlossenheit verfügst, die dir bei deiner Genesung helfen werden. Aber du mußt dir schon die Mühe machen zu kämpfen und dir diese Eigenschaften wieder ins Gedächtnis rufen."
Er sah sie spöttisch an. „Du wirst bestimmt erleichtert sein zu hören, daß ich sehr wohl weiß, daß es Leute gibt, die viel schlimmer dran sind als ich, und daß ich dankbar sein muß."
„Ich finde nur, daß du aber auch den Tatsachen ins Auge sehen solltest. Bestimmt hast du immer noch Schmerzen und eine gewaltige Wut im Bauch, aber du mußt die Geister der Vergangenheit endlich ruhen lassen und nach vorn schauen", sagte Cass ernst.„Und ich finde, du hörst jetzt endlich mit deinem Gerede auf." Obwohl er äußerlich ruhig schien, wußte sie, daß er innerlich kochte und daß nur Jacks Gegenwart Gifford abhielt, ihr in scharfen Worten Kontra zu geben oder gar den Raum zu verlassen.
Nachdem das Baby den Kürbisbrei aufgegessen hatte, schob Gifford ihm den ersten Löffel mit Mangopüree in den Mund. Jack verzog das Gesicht, als hätte er eine Wespe verschluckt, und spuckte alles wieder aus.
Cass wischte ihm den Mund ab und das Tablett sauber, das auch etwas abbekommen hatte. „Komisch, normalerweise liebt Jack Mangos."
„Komm, Popcorn, wir versuchen es noch einmal." Gifford gab ihm einen Löffel voll, und diesmal schluckte Jack das Fruchtpüree brav hinunter.
„Wenn du Jack die Flasche gibst, könnte ich inzwischen ein wenig trainieren", schlug sie vor, um das Thema zu wechseln. „Geh schon", meinte er.
An der Tür drehte sich Cass noch einmal um. „Edith hat den Vorschlag gemacht, daß ich dich heute nachmittag zu einer Rundfahrt über die Insel einladen sollte. Aber.
„Prima, ich würde gern die Insel ansehen. Wann möchtest du losfahren?"
„Eh ...", machte Cass, völlig aus dem Konzept 'gebracht. Sie war sicher gewesen, er würde ihre Einladung strikt
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