Julia Extra Band 159
Schulter. Schon war die Erinnerung an den unendlichen Frieden, den sie in seinen Umarmungen gefunden hatte, wieder da.
Dann schob er sie leicht von sich zurück, und sie schauten sich in die Augen. Doch was sie sah, brach den Zauber. Der Schmerz war dem kühlen Blick eines Arztes, der einen schwierigen Patienten betrachtete, gewichen.
Sie machte sich aus dem Griff frei und ging zu dem Auto hinüber. „Ich kann dir unmöglich erklären, was so lustig war, du würdest es doch nicht verstehen."
Jaime setzte, sich hinter das Lenkrad und ließ den Motor an. „Beth, was auch immer du denken magst, ich wollte dich wirklich nicht verärgern."
„Schon gut, Jaime", antwortete sie leichthin. „Immerhin konnte ich herzhaft lachen."
Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu, doch sagte er nichts mehr, bis sie die Auffahrt eines eleganten Anwesens in einem der vornehmsten Viertel der Stadt hinauffuhren.
„Ich habe vorhin angerufen, damit bei deiner Ankunft alles vorbereitet ist."
„Vielen Dank", murmelte Beth.
Sie stieg aus dem Wagen und hatte das Gefühl, daß ihr die Knie weich wurden. Jaime holte währenddessen die Reisetasche aus dem Kofferraum. Überall blühten Blumen, und die Blüten der Geranien gaben der hohen Fassade ein fröhliches Aussehen. Was um alles in der Welt mache ich nur hier? fragte Beth sich. Sie folgte Jaime zu dem Haus und schaute zu, wie er das Eisengitter aufschloß, um die Eingangstür zu öffnen.
Die Halle war beeindruckend. Das leicht getönte Weiß der Wände stand im Gegensatz zu dem dunklen Holz des Bodens. Eine weit geschwungene Treppe führte in den ersten Stock hinauf.
„Ich zeige dir erst dein Zimmer", sagte Jaime, während er zu der Treppe ging.
Beth folgte ihm hinauf in den ersten Stock, wo eine Galerie um die Eingangshalle herumführte. Und plötzlich wurde ihr bewußt, warum es Rosita so wichtig gewesen war,. daß sie hier bei Jaime und nicht in einem Hotel übernachtete. Natürlich wollte sie sichergehen, daß er nicht zu weit weg war, wenn sie sich endlich entscheiden würde, ihm die Wahrheit über Jacey einzugestehen. Ich werde nicht mehr lange Zeit kneifen können, sagte Beth sich, als Jaime eine der fein geschnitzten Holztüren öffnete.
„Es gibt ein Badezimmer gleich nebenan”, bemerkte er und stellte die Reisetasche in dem Zimmer ab. „Es müßte alles bereitliegen, aber wenn etwas fehlt, laß es mich gleich wissen." Mitgefühl lag in seinem Blick, als er sie anschaute. „Der heutige Tag muß sehr anstrengend für dich gewesen sein. Wie wäre es mit einem Bad oder einer Dusche zur Entspannung? Danach kommst du vielleicht nach unten, um noch eine heiße Schokolade zu trinken. Ich schaue mir so lange den Bericht über deinen Sohn an, falls du noch Fragen hast."
„Vielen Dank für alles", sagte Beth. Sie hatte beschlossen, ihm noch heute abend die Wahrheit einzugestehen. Schon machte sie einige Schritte auf die Tür zu, doch dann zögerte sie und drehte sich zu ihm: „Danke, daß ich bleiben kann."
„Beth, du bist hier immer willkommen", sagte er. „Und ich meine das wirklich so."
Bevor sie noch etwas antworten konnte, hatte er die Tür geschlossen. Beth war allein. Das Zimmer war groß und freundlich, die Möbel aus Rosenholz von schlichter Eleganz. Die Wände waren auch hier weiß, auf dem Fußboden lagen dicke Teppiche. Sie schloß wenige Sekunden lang die Augen. Je schneller sie duschen würde, desto rascher wäre sie bei Jaime, um ihm die Wahrheit über seinen Sohn zu eröffnen. Entschlossen hob sie die Reisetasche auf und legte sie auf einen Beistelltisch.
Wenige Augenblicke nachdem sie das Badezimmer verlassen hatte, klopfte es an der Tür. Beth zog sich rasch ein Kleid über und öffnete.
Jaime hielt ein Tablett in der Hand.
„Ich fürchte, es gibt ein Problem in der Klinik", sagte er. „Ich muß sofort dorthin fahren. Deshalb bringe ich dir die heiße Schokolade vorbei."
„Das ist sehr nett von dir", sagte Beth und nahm das Tablett. „Fühle dich ganz wie zu Hause", sagte Jaime höflich und distanziert. „Und wenn du etwas brauchst, bediene dich. Ich hätte dir gern alles selbst gezeigt, aber ich habe leider keine Zeit." Wieder schloß er die Tür, bevor Beth antworten konnte.
Sie ging zum Bett hinüber, stellte das Tablett auf den Nachttisch und setzte sich. Es war, als hätte sie einen Schlag in den Magen erhalten. Zunächst war sie unendlich erleichtert gewesen, doch jetzt wurde ihr klar, wie dumm diese Reaktion, gewesen war. Allein
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