Julia Extra Band 348
bedankt. Ich hätte schon früher …“
„Hätten Sie“, fiel er ihr ins Wort.
„Also …“ Sie schnaubte empört.
Er lachte. „Ich wollte Sie nur ein wenig ärgern. Ich habe überreagiert, als Sie mich zuerst ansprachen. Sagen wir doch einfach, dass wir quitt sind.“
Jetzt lachte sie auch. „Sie sind nicht zufällig Anwalt?“
„ Dio, nein. Wie kommen Sie darauf?“
„Weil Sie gut mit Worten umgehen.“
„Das ist es, was ich tue – ich bin ein Mittler“, erwiderte er mit einem Lächeln. Gab es eine bessere Beschreibung für die Verhandlungen, die er ständig führte und die ihm dann Millionen von Dollar und Euro einbrachten? „Waffenstillstand?“
Er bot ihr die Hand, Anna schlug ein – und zuckte zurück, als ein Stromschlag sie traf.
„Statische Elektrizität“, murmelte sie hastig.
„Muss wohl …“
Ihre Blicke verhakten sich ineinander. Seine Augen waren dunkel und undurchdringlich, und Annas Herz setzte einen Schlag lang aus.
„Möchten Sie die Weinkarte haben?“ Die Stewardess stand plötzlich neben ihnen, ein freundliches Lächeln auf den perfekt geschminkten Lippen.
„Champagner“, sagte Draco, ohne Annas Hand loszulassen oder die Augen von ihrem Gesicht zu wenden. „Oder möchten Sie etwas anderes trinken?“
„Nein, Champagner wäre großartig.“
„Großartig“, wiederholte er. Anna fragte sich, warum sie ihn je für kalt und arrogant gehalten hatte.
Er bestellte außerdem Dinner für sie beide. Normalerweise hätte Anna lautstark dagegen protestiert, dass ein Mann bestimmte, was sie aß, doch heute erschien es ihr richtig.
Überhaupt schien alles richtig zu sein. Sie tranken Champagner aus Kristallkelchen und aßen von Porzellantellern, die Servietten waren aus echtem Leinen. Nein, die Erste Klasse war wirklich nicht übel. Und es war auch nicht übel, neben einem fantastisch aussehenden Fremden zu sitzen.
Ihre Konversation floss entspannt und anregend dahin, ohne dass sie dem anderen ihren Namen genannt hätten. Auch das fühlte sich richtig an. Es war aufregend, hoch am Himmel durch die Nacht zu fliegen und bei einem gemeinsamen Dinner zu reden und zu lachen.
Alles ist möglich mit einem Mann, den ich nicht kenne und den ich nie wiedersehen werde, dachte Anna.
Als das Geschirr abgeräumt und die Kabine verdunkelt wurde, überlief sie ein kleiner Schauer.
„Ist Ihnen kalt?“, erkundigte Draco sich.
„Nein“, sagte sie hastig.
„Dann müssen Sie müde sein.“
„Nein, nicht wirklich.“
„Natürlich sind Sie müde. Ihr Tag war bestimmt genauso lang wie meiner. Also, ich werde jetzt meinen Sitz nach hinten stellen. Tun Sie das auch.“
Die so leicht dahingesagte Anweisung ließ sie auflachen. „Fragen Sie auch manchmal, was eine Frau möchte, oder sagen Sie es ihr einfach?“
Ihre Blicke trafen aufeinander. Annas Herzschlag stolperte.
„Manchmal braucht man nicht zu fragen“, antwortete er leise.
Steh auf und geh zu deinem Platz zurück, dachte sie. Und tat es doch nicht.
Er lehnte sich über sie, um den Knopf zu drücken, der ihren Sitz nach hinten gleiten ließ. „Schließen Sie die Augen, bellissima “, flüsterte er, „und schlafen Sie ein wenig.“
Sie nickte stumm. Warum sich die Mühe machen und ihm erklären, dass sie im Flugzeug nie schlafen konnte?
Anna wachte auf. In der Kabine war es fast komplett dunkel. Sie war eingehüllt in männliche Wärme und lag in den Armen des Fremden, den Kopf an seine Schulter gebettet. Jemand hatte eine weiche Decke über sie beide gebreitet. Er schlief, sie hörte es an seinen regelmäßigen Atemzügen.
Beweg dich! Herrgott, Anna, rück von ihm ab!
Doch stattdessen schmiegte sie sich noch enger an ihn. Sie sog seinen Duft ein – nach Mann, herb, sauber … Ihre Hand hob sich wie von allein und fuhr über die Stoppeln an seiner Wange.
Seine Atemzüge änderten sich, wurden schneller. Ihr Herzschlag auch.
„Hallo“, flüsterte er.
„Hallo“, flüsterte sie zurück.
Seine Arme hielten sie fester. Er drehte den Kopf und drückte einen Kuss in ihre Handfläche. „Ich habe geträumt, dass ich dich in meinen Armen halte.“ Ganz leicht knabberte er an ihrem Daumenballen. „Und als ich aufgewacht bin, habe ich dich tatsächlich umarmt.“
Anna hörte ein leises Stöhnen und merkte, dass es von ihr gekommen war. Im nächsten Moment spürte sie ein leichtes Beben und wusste nicht, ob sie zitterte oder er. Unwichtig. Wichtig war nur, dass sie beide einander begehrten. Sein Herzschlag
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