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Julia Extra Band 348

Julia Extra Band 348

Titel: Julia Extra Band 348 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Lynn Raye Harris , Sandra Marton
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bis auf diesen schier unbezähmbaren sexuellen Hunger, der sie beide zu überraschen schien.
    Sie zuckte die Schultern. „Na ja … keine Ahnung“, erwiderte sie zögernd, während sie ihre kühle Handfläche an ihre heiße Wange legte. „Irgendwie kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass du an Small Talk interessiert bist“, fügte sie freimütig hinzu.
    Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln. „Wirklich sehr rücksichtsvoll von dir“, murmelte er. „Aber vielleicht bist du ja auch raffinierter, als ich dachte, und weißt um die Wirkung vorenthaltener Informationen.“
    „Das klingt ja fast nach einer Geheimwaffe in einem nicht erklärten Krieg“, erwiderte sie leicht unbehaglich.
    „Spricht man nicht vom Krieg der Geschlechter?“
    Sie blies behutsam einen Marienkäfer von ihrem Arm. „Das ist zu hoch für mich, Nikolai. Ich bin nämlich eigentlich ganz unkompliziert.“
    Er legte sich so hin, dass er sie noch besser sehen konnte. „Und was bist du sonst noch, außer, dass du eigentlich ganz unkompliziert bist, Zara? Wie kommt’s, dass eine intelligente Frau wie du fremde Menschen bedient?“
    Sie schaute zu, wie der Marienkäfer seine glänzenden gepunkteten Flügel ausbreitete und davonflog, bevor sie ihren Blick wieder auf Nikolai richtete. „Was du da sagst, ist wirklich diskriminierend, ist dir das eigentlich klar? Als Kellnerin zu arbeiten ist doch keine Schande.“
    „Es lag mir fern, irgendwen zu diskriminieren. Aber du könntest trotzdem etwas Anspruchsvolleres tun. Hast du dir noch nie überlegt, ob du dich wirklich dein ganzes Leben lang damit zufriedengeben willst, in Geld schwimmenden, völlig verwöhnten Menschen Teller mit exquisiten Schnittchen zu reichen?“
    Zara lächelte, weil er in gewisser Weise ja auch sich selbst beschrieb. „Natürlich habe ich nicht vor, diese Arbeit auf Dauer zu machen“, räumte sie ein. „Aber manchmal gibt es eben gewisse Durststrecken im Leben, und im Moment bin ich eigentlich ganz zufrieden damit, wie es ist.“
    Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und musterte Zara eingehend. „Du hast bisher noch nichts anderes gemacht?“, wollte er wissen.
    „Oh doch, aber das war in einem früheren Leben. Da habe ich Agrarwirtschaft studiert.“
    Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Eine ungewöhnliche Wahl“, bemerkte er. „Gibt es dafür einen Grund?“
    „Höchstens den, dass ich mich in die Natur verliebt habe.“ Sie zuckte die Schultern. „Das passierte, als wir eines Tages mit der Schule einen Ausflug auf einen Bauernhof machten. Da ich als Großstadtkind so etwas überhaupt nicht kannte, war ich zutiefst beeindruckt. Von dem Moment an habe ich mich richtig angestrengt, weil ich unbedingt aufs College wollte.“
    „Und was hat dich veranlasst, deine Pläne zu ändern?“
    Sie schob ihre Sonnenbrille über die Stirn hoch und blickte ihn an. „Meine Patentante wurde krank, und ich brauchte mehr freie Zeit, um sie zu pflegen.“
    „Wie edel“, bemerkte er.
    „Ich finde es überhaupt nicht edel“, entgegnete sie scharf, weil sie sich eingebildet hatte, in seiner Stimme leise Ironie mitschwingen zu hören. Sie schluckte. „Meine Patentante hatte niemanden außer mir. Nachdem meine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen waren, hat sie mich bei sich aufgenommen und großgezogen. Ich habe sie geliebt, und ich war ihr dankbar. Aber nach ihrem Tod …“ Sie beendete ihren Satz nicht.
    Wieder einmal musterte er sie eindringlich. „Was war da?“, drängte er sie.
    Zara legte sich anders hin. „Na ja, da scheine ich wohl irgendwie den Anschluss an mein Studium verpasst zu haben. Es war, als ob ich zu lange ein anderes Dasein geführt hätte, deshalb habe ich erst mal einfach so weitergemacht. Und in der Zwischenzeit wollte ich mir überlegen, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen möchte.“
    Aber Nikolai war sich nicht sicher, ob sie ihm wirklich alles erzählt hatte. „Und was ist, wenn du nach London zurückkommst? Wartet da schon der nächste Auftrag auf dich?“
    Mit dieser Frage erinnerte er Zara schlagartig an die tiefe Kluft, die zwischen ihnen bestand. Zwei Menschen aus zwei extrem unterschiedlichen Welten. Diese beiden Welten hatten sich an einem Wochenende flüchtig berührt, und das war alles, nicht mehr und nicht weniger. Morgen würde Zara nach Hause zurückkehren, und alles würde so sein wie immer. Deshalb war es das Wichtigste, dass sie ihre Würde behielt. Nikolai sollte nie, aber auch wirklich nie

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