Julia Extra Band 348
vergiss es einfach. Bitte.“ Sie hörte ihn seufzen und stellte sich vor, wie er sich in seinen weichen Ledersessel sinken ließ.
Wenn er sich mit dem Sessel drehte, hatte er durch die großen Fenster, die zum Park hinausgingen, einen atemberaubenden Blick auf die Stadt. Seine Wohnung war dreimal so groß wie ihre eigene und musste ihn ein hübsches Sümmchen gekostet haben.
Chloe beschloss, ihre Strategie zu ändern. „Ich überlege, etwas bei Fuwang zu bestellen.“ Dort bekam man das beste chinesische Essen in ganz Manhattan. „Willst du vorbeikommen? Ich bezahle.“
So hätte sie Gelegenheit, vielleicht doch noch ein wenig über die geheimnisvolle Frau herauszufinden und den Rest dieses albernen neuen Interesses, das sie plötzlich für ihn hegte, loszuwerden.
„Was ist mit deiner Diät?“, fragte Simon.
„Oh! Ja, die … Ich kann es mir erlauben. Ich habe heute nur leichte Kost zu mir genommen.“
„Wie leicht? Chloe, ich warne dich, du kippst noch um, wenn du so wenig isst. Denk an das, was ich dir über gesunde Snacks gesagt habe.“
Seine Sorge um ihr Wohlergehen war rührend. Ihrem Boss war es egal, wie es ihr ging, solange es ihre Produktivität nicht beeinträchtigte. Olga von Filigree hatte nichts anderes im Sinn, als so viele Bagels wie möglich zu verkaufen. Chloes Eltern hofften, dass sie einen Mann kennenlernen und mit ihm eine Familie gründen würde, um ihnen mehr Enkelkinder zu schenken. Und dann war da noch Frannie.
Wann immer Chloe in der letzten Zeit mit ihrer Schwester gesprochen hatte, war das Einzige, was Frannie interessierte, wie viel Chloe abgenommen hatte. Und das wusste Chloe nicht. Denn sie wollte es gar nicht wissen, da der Blick auf die Waage immer so enttäuschend war, dass sie danach aus Frust aß. Also ging sie danach, wie ihre Kleidung passte. Und die saß auf jeden Fall ein wenig lockerer als vorher. Gestern zum Beispiel hatte sie sich nicht mehr auf ihr Bett legen müssen, um ihre Lieblingsjeans anzuziehen. Das war ein messbarer Erfolg.
„Also – Chinesisch?“
„Klingt verlockend.“
„Aber?“
„Ich bin müde, Chloe.“
„Oh.“ Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Dann eben ein anderes Mal.“
5. KAPITEL
Bester Körper
Es gelang Simon, Chloe den Rest der Woche aus dem Weg zu gehen. Sie nicht zu sehen war eine Qual, aber sie zu sehen ebenfalls … nach diesem flüchtigen Kuss.
Er musste sicher sein, dass er seine aus dem Ruder gelaufenen Gefühle wieder unter Kontrolle bekam, bevor sie sich das nächste Mal trafen. Also hatte er ein paar Verabredungen zum Joggen unter dem Vorwand abgesagt, er habe so viel im Büro zu tun.
Doch jetzt war Wochenende, und es fielen ihm keine Ausreden mehr ein. Außerdem fehlte sie ihm.
Als er an ihrem Treffpunkt im Park ankam, war sie gerade dabei, einige Dehnübungen zu machen. Eine graue kurze Sporthose aus Jersey spannte sich über Chloes Po, während sie ihre Beine lockerte. Ihr Hinterteil war definitiv knackiger als früher.
Sein Seufzen ließ sie aufhorchen. Sie drehte sich um und lächelte zaghaft. Vor einer Woche hätte sie gestrahlt. Nun standen sie verlegen schweigend eine Armeslänge voneinander entfernt. Und das war genau das, was Simon nicht wollte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie es zwischen ihm und seiner Stiefmutter gewesen war, nachdem sie ihm gesagt hatte, dass sie und sein Vater sich scheiden lassen würden.
„Zwischen uns wird sich nichts ändern“, hatte sie ihm versprochen.
Doch nachdem die Scheidung rechtskräftig war, wurde ihr Verhältnis zueinander immer unentspannter. Sie liebte Simons Vater noch immer, und da dieser bereits mit seiner zukünftigen dritten Ehefrau zusammen war, kam Clarissa immer seltener und schließlich gar nicht mehr. Damals war Simon quasi schon erwachsen, aber er hatte sie vermisst. Er durfte nicht riskieren, dass irgendeine Verliebtheit die Freundschaft zwischen ihm und Chloe zerstörte.
„Ich hatte schon Angst, dass du es heute schon wieder nicht schaffst“, sagte sie.
„Ich bin heute Morgen ein bisschen spät dran“, log er. „Entschuldige bitte.“
„Macht nichts. Ich bin noch dabei, mich aufzuwärmen.“
„Ja, das habe ich gesehen.“ Er räusperte sich und sagte das Erstbeste, das ihm einfiel. „Großartiges Wetter zum Joggen.“
Sie runzelte die Stirn – kein Wunder. Obwohl es nicht einmal neun Uhr war, mussten es mindestens 25 Grad sein, und es war schwül.
„Das war nur ein Witz“, sagte er und lachte gezwungen. „Bist du
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