Julia Extra Band 348
Zimmer. Sie hatte ihn erst vor einer halben Stunde verlassen. Vielleicht lag sie schon im Bett, aber er war überzeugt, dass sie noch nicht schlief. Leise klopfte er an die Tür.
Als sie keine Antwort gab, klopfte er etwas lauter. Wieder nichts.
Sein Herz begann zu rasen. Sie konnte nicht fort sein. Das Anwesen lag weitab von anderen Häusern, außerdem ließ er das gesamte Grundstück bewachen. Er hatte ihr zwar das Gefühl gegeben, dass sie sich frei bewegen könne, hatte aber natürlich dennoch Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Entschlossen trat er ins Zimmer. Die Tür zur Terrasse stand weit offen, die weißen Gardinen bewegten sich im Wind. Veronica war weder in ihrem Bett noch im Bad. Er ging auf die Terrasse, die sich auf der anderen Seite des Hauses befand als die, auf der sie zu Abend gegessen hatten. Auch hier keine Spur von Veronica.
Sicherlich befand sie sich noch auf dem Grundstück, sonst hätten die Wachmänner Alarm geschlagen. Dann fiel sein Blick auf den schmalen Pfad, der zum Strand führte, und er wusste, wo er sie suchen musste.
Im Laufschritt legte er den Weg zurück. Veronica würde doch nicht etwa davonlaufen wollen? Womöglich verletzte sie sich bei dem Versuch. Nie würde er es sich verzeihen, wenn ihr etwas zustieß.
Am Fuß des Hügels begann der Strand. Er spähte nach rechts und nach links, meinte den Umriss eines Menschen zu erkennen und lief darauf zu.
Als er bis auf wenige Meter herangekommen war, hörte er plötzlich Veronica singen. Der Mond kam hinter einer Wolke hervor und hüllte Veronicas blondes Haar in ein fahles Licht.
Er sprach sie an, und sie hörte auf zu singen.
„Ich konnte nicht schlafen“, sagte sie und drehte sich zu ihm um. Die Arme hielt sie schützend um den Oberkörper geschlungen.
Am liebsten hätte er vor Erleichterung aufgelacht und sie in seine Arme genommen. „Du trägst immer noch das Abendkleid“, stellte er fest, als sie einen Schritt auf ihn zu machte und der Schlitz ihres Kleides sich ein wenig öffnete. Ihre Beine waren lang und makellos. Zu gut erinnerte er sich daran, dass sich diese erst vor zwei Nächten um seine Taille geschlungen hatten und gezittert hatten, als er Veronica zum Orgasmus gebracht hatte. Sofort regte sich der Wunsch, es wieder zu tun.
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen“, sagte er, denn das war ja der eigentliche Grund, warum er sie gesucht hatte.
„Wofür?“ Ihre Stimme zitterte, als bemühte Veronica sich, keine Gefühle zu zeigen.
„Dafür, dass ich dich hergebracht habe, dass ich mit dir geschlafen habe …“
Ihr Lachen klang bitter. „Natürlich. Du wolltest es ja gar nicht. Ich war es, die dich verführt hat …“
„Hör auf!“, unterbrach er sie schroff. „Ich habe mit dir geschlafen, weil ich es so wollte. Ich hätte nicht schwach werden dürfen, sondern der Versuchung widerstehen müssen.“
„Natürlich.“ Sie drehte sich zum Meer, aber er hatte die einsame Träne auf ihrer Wange gesehen. „Ich bin keine Frau, der ein Mann widerstehen kann. Aber hinterher bereut er es.“
„Ich bereue nichts“, murmelte er. Aber sie hatte recht, er bereute es. Bereute, dass er schwach geworden war und sie verletzt hatte.
„Du bist mir keine Erklärung schuldig. Ich verstehe schon.“
Er streckte eine Hand nach ihr aus und umfasste ihren nackten Oberarm. Sie wirkte so zart, dass er Angst hatte, sie zu zerbrechen.
„Du verstehst gar nichts“, verkündete er und drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste.
Sie hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, dabei strich sie ihm mit den Fingern leicht über’s Kinn. Unter ihrer Berührung begann seine Haut vor Verlangen zu brennen.
„Ich bin so wütend auf dich!“, rief sie. „Und dennoch kann ich nicht aufhören, dich zu begehren. Warum bloß kann ich dir nicht widerstehen?“
Das Geständnis versetzte ihn in Erregung. Er nahm eine ihrer Hände und küsste die Innenfläche. Sie ließ es geschehen. Doch in ihren blauen Augen glänzten Tränen.
Ganz gleich, wie sehr er sie begehrte, er durfte nicht zulassen, dass sie seinetwegen weinte. Denn am Ende würde er fortgehen müssen, und sie würde weinen.
Er musste die Stärke finden, sie jetzt gehen zu lassen, bevor alles noch komplizierter wurde, als es ohnehin schon war.
„Ich will nur das Beste für dich“, sagte er. „Wenn du nach Aliz geflogen wärst und dir etwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das niemals verziehen.“
„Himmel, du klingst genau wie mein Vater.“ Sie ließ die
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