Julia Extra Band 358
durfte ihr Verhältnis nicht über eine berufliche Zusammenarbeit hinausgehen, dafür musste er einfach sorgen.
Im Grunde hatte Laura nur das getan, wofür sie engagiert worden war und großzügig bezahlt wurde. Vasilii musste nicht in Dankbarkeit ausbrechen, nur weil sie ihn und die Firma nach Kräften unterstützte. Und er hatte gut daran getan, ihrem intimen Intermezzo rechtzeitig Einhalt zu gebieten. Relativ rechtzeitig! Immerhin konnte er seitdem kaum an etwas anderes denken als ihr Beisammensein, und er hatte das unbestimmte Gefühl, mit Laura schon viel zu weit gegangen zu sein.
Was wollte er eigentlich wirklich? Laura in seinen Armen und in seinem Bett? Nein. Unmöglich!
10. KAPITEL
Um exakt acht Uhr Ortszeit landete das Flugzeug nach einer fast zwölfstündigen Reise in der chinesischen Shandong-Provinz. Vasilii und Laura wurden wie Ehrengäste behandelt, und nun lag ihr Zielort endlich in greifbarer Nähe: das Nanwang-Tal, in dem das Weingut lag.
Laura war sicher, dass niemand sich der imposanten Schönheit dieser Umgebung entziehen könnte. Die Weinberge befanden sich ein paar Meilen außerhalb der alten Stadt, umgeben von Steinmauern der Ming-Dynastie.
„Mein Cousin bestand darauf, das Haupthaus im Stil eines traditionellen französischen Châteaus zu erbauen“, erklärte Wu Ying, als sie später zu Fuß den riesigen Weinberg bestiegen. „Es sollte nicht wie ein gewöhnliches Winzerhaus aussehen. Nächstes Jahr wollen wir zwei neue Sorten einführen, Syrah und Viognier.“
Das Gebäude war in der Tat ein ungewöhnliches Konstrukt inmitten dieser fremdartigen Landschaft. Traditionelle französische Bauweise gepaart mit märchenhaften Türmchen und geschwungenen Dächern, umgeben von einem idyllischen See. Auf ihrem Weg zum Haus hatten sie bereits eine kleine Brücke passiert und Blumenfelder und wild wuchernde Haine durchquert.
„Mein Cousin und ich haben ziemlich viel über die Gestaltung dieses Anwesens diskutiert“, verriet Wu Ying, als sie im Innenhof angekommen waren. „Mir hätte etwas im alten chinesischen Stil besser gefallen, aber er hat mich davon überzeugt, dass ein internationales Flair unseren Weinen eher gerecht wird.“
„Das ist alles sehr beeindruckend“, lobte Vasilii ehrfürchtig.
Ein elegant gekleideter Majordomus nahm sie in einer Eingangshalle in Empfang, die eher zum Schloss von Versailles gepasst hätte.
„Für morgen habe ich einen Ausflug mit Ihnen beiden geplant. Nicht nur tief in unsere Weinberge, sondern auch zu den Häfen an der Küste, die während der Opiumkriege von den Briten erbaut wurden. Die werden von vielen englischen Touristen besichtigt, und mein Cousin hält sie für ideale Standorte, um Hotelkomplexe wie den in Montenegro zu errichten. Aber zuerst wird Chan Ihnen Ihr Gästezimmer zeigen. Sie bekommen das große Turmzimmer. Es ist unheimlich romantisch“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. „Es ist gut, dass Sie im gleichen Zimmer wohnen, weil wir hier schon zu wenig Platz haben, um die Entourage meines Cousins unterzubringen.“
Gerade hatte Laura ihren Mund geöffnet, um nach einem eigenen Schlafzimmer zu verlangen, da fing sie Vasiliis eindringlichen Blick auf. Er schüttelte unmerklich den Kopf, und sie verstand sofort. Es würde Wu Ying in Verlegenheit bringen, wenn sie jetzt zugaben, gar kein Liebespaar zu sein. Besonders nachdem sie ihnen anvertraut hatte, schon länger eine romantische Atmosphäre zwischen ihnen gewittert zu haben.
Aber ich kann doch nicht im selben Zimmer mit ihm wohnen! dachte Laura mit hämmerndem Herzen. Im Moment blieb ihr allerdings nichts anderes übrig, als dem Majordomus Chan zu folgen, der auf einen hinter der breiten Treppe versteckten Lift zusteuerte.
Gemeinsam fuhren sie in eines der oberen Stockwerke und traten in eine kreisrunde Halle, die aus diversen großen Fenstern den Blick auf die überwältigende Umgebung erlaubte. Von dort aus führten mehrere kleine Korridore zu den Gästequartieren. Entlang des Korridors, der Vasilii und Laura gezeigt wurde, waren auf der gesamten Länge kleine Erker eingearbeitet, dekoriert mit chinesischen Kunstwerken.
Laura hätte gern einen genaueren Blick darauf geworfen, aber Chan legte ein erbarmungsloses Tempo vor. Schließlich erreichten sie eine mit Schnitzereien verzierte hölzerne Doppeltür, hinter denen sich das Schlafzimmer befand, das sie beide nutzen sollten. Galant ließ Vasilii ihr den Vortritt, und Laura setzte zögernd einen Fuß vor den
Weitere Kostenlose Bücher