Julia Extra Band 359
werden.
„Ich weiß es zu schätzen, aber du musst das nicht tun. Ich kann das auch machen, oder wir warten damit, bis wir wieder in den Staaten sind.“
Bewusst hielt sie ihren Blick weiter auf den Bildschirm gerichtet. „Es macht mir nichts aus. Außerdem gehört das zu meinem Job.“
„Nicht unbedingt. Jedenfalls ist es nicht das, was ich von dir haben will.“
Die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich, als sie ihn ansah. „Und was genau … brauchst du von mir?“
Ein paar Tage im Bett, dachte er. Völlig ungestört, sodass sie die Welt für eine Weile vergessen könnten. Doch diese Idee war so verlockend wie verboten.
Die ungestillte Begierde ließ seine Stimme rauer klingen als beabsichtigt. „Was wir zu Anfang besprochen hatten. Meine Prioritäten haben sich nicht geändert. Deine vermutlich auch nicht.“
Sie wandte den Blick ab. „Nein.“
„Gut.“ Er nahm ihr gegenüber Platz. „Gestern Nacht …“
„Ich weiß, was das war.“
Er sah sie fragend an. Er selbst war sich darüber schließlich gar nicht im Klaren.
„Es besteht eine gewisse Spannung zwischen uns, alles andere wäre gelogen. Also haben wir die Spannung … nur abgebaut.“
„Sicher, ich fühle mich schon viel entspannter“, erwiderte er und hätte zum Beweis am liebsten seine Schultermuskeln gelockert.
„Ich auch.“
„Lügnerin.“
Erneut sah sie ihn an. „Du warst derjenige, der … aufgehört hat.“
„Und das war richtig so, Noelle.“
„Ich weiß.“
„Ach ja?“
Sie nickte. „Natürlich. Sex bringt nur Komplikationen, vor allem zwischen uns. Ich bin froh, dass wenigstens einer von uns nüchtern geblieben ist. Denn ich möchte diese Sache einfach nur hinter mich bringen und mein Haus bekommen. Mehr will ich wirklich nicht von dir.“
Ethan war sich sicher, dass sie am Abend zuvor anders gedacht hatte.
„Keine Sorge, ich bin durchaus in der Lage, der Presse weiter etwas vorzuspielen. Was geschehen ist, ist geschehen, aber es hat sich nichts geändert deswegen. Vor allem nicht meine Erwartungen. Und selbst wenn, würde ich meine Rolle weiterspielen. Darin war ich schon immer gut.“
„Du warst Musikerin, keine Schauspielerin.“
Ihr Blick ging ins Leere. „Doch, ich war auch Schauspielerin. Auf der Bühne hat nie jemand etwas davon gesehen, welche Qualen ich zuvor durchgemacht hatte. Ich habe dem Publikum viel vorgespielt, besser, als jede Hollywoodschauspielerin es gekonnt hätte.“
Sie stand auf und schloss den Laptop. „Ich muss jetzt duschen.“
Er griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie einen Moment fest. „Es war nicht richtig, was man mit dir gemacht hat. Nicht normal.“
Die letzten Tage hatten ihm gezeigt, dass Noelle nicht ihrer Mutter glich. Doch ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr sie unter deren Kontrolle gestanden hatte.
Langsam nickte Noelle. „Ich weiß, so sollte es nicht sein. Aber mir ist nicht recht klar, wie mein Leben eigentlich aussehen sollte.“
Damit wandte sie sich ab und ging hinein.
„Gab es eine bestimmte Sache, die dir nicht erlaubt worden ist?“
Erschrocken zuckte Noelle zusammen, als Ethan in den Wohnraum schlenderte. Nach dem, was passiert war, fühlte sie sich befangen. Sie wusste nicht einmal, ob sie davonlaufen oder sich ihm an den Hals werfen sollte.
„Als ich jünger war?“
Er nickte. „Gab es da etwas, das deine Mutter dir nie erlaubt hätte? Etwas Alltägliches, das nichts mit deinem Klavierspiel und deinen Auftritten zu tun hatte.“
Vieles fiel ihr dazu ein. Einkaufsbummel. Kino. Verabredungen.
Was sie wieder zur vergangenen Nacht brachte und Hitze in ihr aufsteigen ließ. Doch er hatte sie zurückgewiesen. Sie als Person, nicht als Sexobjekt.
Wenn sie nur wüsste, warum. Und gleichzeitig wollte sie es nicht wissen.
„Nichts“, erwiderte sie schließlich.
„Es gab nichts, das man dir verboten hätte?“
„Nein. Ich wollte damit sagen, dass mir nie erlaubt war, einfach nichts zu tun. Selbst jetzt übe ich noch fleißig. Und wofür? Für Konzerte, die ich nie geben werde? Ich hatte nie einen Tag für mich. Es ging immer nur um die Interessen meiner Mutter. Deshalb sind wir zum Beispiel auch nie an den Strand gegangen, weil sie es hasste, Sand in den Schuhen zu haben.“
„Dann machen wir genau das heute.“
„Wie bitte?“
„Nichts und alles. Wir machen, was du willst.“
Und damit beschwor er Bilder in ihr herauf – seine Hände auf ihrem Körper, seine Lippen auf ihren. Warum wollte sie das noch immer, obwohl er
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