Julia Extra Band 359
möchten?“
„Pazzesco!“ Tony lachte. „Sie kennen mich zu gut.“
Sie kannte vor allem diesen Typ Mann. Tony besaß große Ähnlichkeit mit ihrem Vater, der ihre Mutter verlassen hatte, als Heidi kaum aus den Windeln war. Seitdem tauchte Griff Preston immer wieder mal im Leben seiner Töchter auf, um sie mit Geschenken zu überschütten. Ein dürftiger Ersatz für seinen Mangel an Zeit und Zuneigung.
„Woran haben Sie gedacht? Eine Kette? Vielleicht ein Armband? Oder Ohrringe?“
Tony kaufte niemals einen Ring. Er fand, dass da zu viel hineininterpretiert werden könnte.
„Ich würde sagen, eine Kette. Astrid hat einen wunderschönen Hals. Das wäre ein passender Hintergrund für eines Ihrer Schmuckstücke.“
Rachel holte einen Papierblock hervor, um sich ein paar Notizen zu machen. Ihr schossen bereits einige Ideen durch den Kopf. Diesen Teil des Design-Prozesses liebte sie besonders.
„Dann zum Stil. Wenn Sie ihren Hals betonen wollen, wäre vielleicht ein Choker das Beste. Etwas Zartes, Feminines. Vielleicht drei oder vier Reihen Perlen mit Silberdraht.“
Doch Tony schüttelte den Kopf. „Ein Choker sitzt zu weit oben.“ Er berührte Rachels Hals. „Ich möchte etwas Längeres, das ungefähr bis hierher reicht.“ Langsam ließ er seinen Zeigefinger von der Mulde an ihrem Hals bis zu dem tiefsten Punkt gleiten, der in dem V-Ausschnitt ihrer Bluse noch sichtbar war.
Unwillkürlich stockte ihr der Atem. „Ah, also mehr eine Art Anhänger“, brachte sie mühsam hervor.
„Ja. Etwas, das die Aufmerksamkeit auf ihre anderen Vorzüge lenkt.“
„Erzählen Sie mir doch ein bisschen von Astrid.“ Weitere Informationen halfen Rachel dabei, ihr Design zu entwerfen. Außerdem machte es sie immer neugierig, mit welch glamourösen Frauen Tony sich traf.
Nachdenklich rieb er sich das Kinn mit dem dunklen Bartschatten. „Sie interessiert sich sehr für Astrologie, Numerologie und Tarotkarten.“
„Und ihr Sternzeichen?“, fragte sie nach.
„Fische.“
„Wie sieht sie sonst aus, abgesehen davon, dass sie umwerfend attraktiv ist?“
„Nun ja, sie ist Schwedin. Heller, cremefarbener Teint.“
„Blond?“
„Ja, und Augen, die beinahe so blau sind wie Ihre. Allerdings sind ihre Wimpern nicht ganz so lang und dicht.“
Er hatte ihre Augen bemerkt? Rachel war erstaunt. „Und wie alt ist sie?“
„Dreiundzwanzig.“
Ein Jahr jünger als Matthews Sekretärin.
„Sie modelt seit ihrem vierzehnten Lebensjahr“, fuhr Tony fort.
„Hm. Wo bleiben die Gesetze gegen Kinderarbeit, wenn man sie braucht?“
„Sie glauben, dass sie zu jung für mich ist“, meinte er belustigt.
„Darüber erlaube ich mir kein Urteil.“ Kopfschüttelnd fügte sie hinzu: „Zumindest sollte ich das nicht. Ich meine, wer bin ich, dass ich über die Beziehung von jemand anders urteilen könnte?“
„Es tut mir leid, carina .“
Sein mitfühlender Ausdruck machte sie verlegen. Daher kehrte sie rasch zum Thema zurück. „Hat Astrid einen Lieblingsedelstein?“
„Diamanten.“ Er lachte. „Aber ich denke, ein farbiger Stein würde ihr besser stehen.“
Tony verschenkte niemals Diamanten, aus demselben Grund, aus dem er keine Ringe verschenkte.
Rachel schloss die Vitrine auf und nahm einen mit schwarzem Samt ausgeschlagenen Kasten aus dem untersten Fach. Edelsteine in verschiedenen Größen, Farben und Schliffen funkelten im Lichtschein.
„Sehen Sie hier irgendetwas, das Ihnen gefällt? Achten Sie nicht auf Schliff oder Größe. Ich kann alles verändern. Im Moment geht es nur um den Stein an sich.“
Tony wählte einen Aquamarin, Astrids Geburtsstein, mit einem dreieckigen Schliff, der in Platin gefasst werden sollte. Mindestens drei Karat. Alles andere überließ er Rachel, die an etwas dachte, das Astrids Interesse für Astrologie widerspiegelte. Sie freute sich, dass er ihrem künstlerischen Urteil vertraute.
Sie notierte sich die Bestellung. „Wann möchten Sie die Kette abholen?“
„Ich werde in den nächsten paar Wochen in Rochester sein. Astrid kommt Ende November für ein Mode-Shooting nach New York. Wäre das lange genug?“
Rachel überlegte. „Das dürfte kein Problem sein. Vielleicht am Mittwoch vor Thanksgiving?“
Tony nickte und stand auf. „Perfekt. Ich kann es gar nicht abwarten, Ihr Design zu sehen.“
Lächelnd erwiderte sie: „Ich freue mich schon auf die Arbeit.“
„Dann bis zum nächsten Mal, bella .“
„Ja, bis dahin.“
2. KAPITEL
Draußen schlug Tony erneut
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