Julia Extra Band 361
Entscheidungen zu treffen – auch als sie damals einfach mit dem Auto losgefahren war, um Royce zu entkommen.
Sie nickte. „Ich gebe dir recht. Es ist tatsächlich besser, mit dem Kopf zu denken und nicht mit dem Herzen.“
Der Tag der Anhörung vor Gericht nahte viel zu rasch. Es war ein Wiedereintritt in die Realität, auf den sie beide gerne noch etwas länger verzichtet hätten. Aber Royce war stolz auf Shara – wie sie mit erhobenem Kopf den Saal betrat, bereit zu kämpfen.
Auch ihr Verhalten vor Gericht war beispielhaft. Als sie vom Richter befragt wurde, folgte sie buchstabengetreu den Anweisungen von Jackson, ihrem Anwalt.
„Beantworten Sie jede Frage einfach und direkt, ohne Umschweife“, hatte er sie angewiesen. „Bleiben Sie ruhig und präzise. Und lassen Sie sich unter keinen Umständen von Steve provozieren.“
Nach der Verhandlung zog Royce sie an seine Brust. „Das müssen wir feiern.“
Sie lachte. Die Anspannung war von ihrem Gesicht gewichen. „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“
„Aber ja doch.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ganz im Ernst – nein. Mit dir an meiner Seite habe ich mich einfach sicher gefühlt.“
Eine Bewegung hinter Shara zog Royce’ Aufmerksamkeit auf sich – Brady !
Schnell trat Royce hinter sie und verstellte ihr den Blick. Steve Brady im Gericht zu sehen, unter den Augen des Richters und vieler Zeugen, war etwas anderes, als ihn zufällig auf dem Flur anzutreffen. Das wollte er Shara ersparen.
Royce legte den Arm um sie und zog sie in die entgegengesetzte Richtung. „Du neigst dazu, dich zu unterschätzen“, sagte er und nahm sie an der Hand. „Komm, ich kenne da ein schönes Plätzchen.“
Vom Restaurant aus, in das Royce sie gebracht hatte, konnte man Balmoral Beach überblicken.
Shara entschied sich für gebratene Königsmakrele mit Roter Bete und jungem Spinat. Royce wählte knusprig gebratenen Red Snapper mit asiatischem Gemüse und einer köstlichen Soße.
Nachdem der Ober ihnen eingeschenkt hatte, hob Royce ihr das Champagnerglas entgegen. „Worauf sollen wir trinken?“
Ihr lag auf der Zunge, „Auf uns!“ vorzuschlagen. Doch sie unterließ es. Es hätte nach etwas Beständigem, Dauerhaftem geklungen. Und das wünschten sie sich beide vorerst nicht.
Oder doch?
Sie war sich nicht mehr sicher. Irgendwie waren ihre Gefühle viel tiefer geworden als sie je beabsichtigt hatte.
Royce war etwas Besonderes. Er hatte die Frau aus ihr gemacht, die sie immer schon sein wollte. Von ihm wurde sie so behandelt, wie es noch kein Mann vor ihm jemals getan hatte.
Wie eine Prinzessin.
Sie hob ihr Glas und sah ihm in die Augen. „Wie wär’s einfach mit dem Leben?“
„Das gefällt mir.“ Royce stieß mit ihr an. „Auf das Leben.“
„Auf das Leben“, wiederholte Shara.
„Lass uns auf noch etwas trinken! Ich fühle mich so großartig, Shara. Warum trinken wir nicht auf alles, was es unter der Sonne gibt?“
Shara lächelte ihn an. In dieser Stimmung war Royce unwiderstehlich. Gleich darauf kam ihr ein anderer Gedanke. Royce war immer unwiderstehlich.
„Nun?“, forderte er sie heraus.
Shara schob ihren Stuhl zurück. „Schau mich nicht so an. Ich habe als Erste einen Toast ausgebracht. Jetzt bist du dran.“
„Na schön.“ Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Dann hob er sein Glas. „Auf unendliche Möglichkeiten!“
„Unendlich, wie? Hier spricht der ewige Optimist.“ Sie stießen an. „Auf unendliche Möglichkeiten.“
Dann stellte Shara ihr Glas vor sich hin und hob abwehrend die Hände. „Wir sollten nicht so schnell trinken, sonst bekomme ich noch einen Schwips.“
Royce nickte. Er schob ihr ein Glas eisgekühltes Wasser zu und nahm sein eigenes auf. „Hier, damit wirst du nüchtern bleiben. Worauf können wir noch anstoßen?“
Shara dachte nach. „Auf uns!“ lag ihr noch immer auf der Zunge, doch es schien in dieser Minute nicht passender als vorhin.
Sie hielt das Glas mit Wasser empor. „Auf einen Neubeginn.“
Sie hatte erwartet, dass Royce lächeln würde. Doch stattdessen setzte er sein Glas ab. „Denk bitte nicht an Brady. Er hat bei unserer Feier nichts zu suchen.“
„Ich habe dabei nicht an Steve gedacht. Ich dachte an …“
Sie hielt inne und senkte die Lider.
„Woran hast du gedacht?“, fragte er.
An dich.
Für einen Augenblick glaubte sie beinahe, laut gesprochen zu haben. Sie hatte an ihn gedacht, als sie den Toast ausgesprochen hatte. Es sollte ihrer beider Neubeginn
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