Julia Extra Band 361
Abschleppwagen?“
„Nein. Der Mann am Telefon meinte, dass die Straßen nicht befahrbar seien. Außerdem hatte er schon ein Dutzend anderer Anfragen. Er meinte, er könne frühestens am Montag kommen und mein Auto in die Werkstatt bringen.“
Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit, als sie fragte: „Gibt es keine andere Werkstatt, bei der ich es versuchen kann?“
„Ich fürchte, dass Sie überall die gleiche Antwort bekommen werden“, sagte Jake.
Sie nickte bedrückt.
„Machen Sie sich keine Sorgen. Sie können gern bei uns bleiben“, sagte Doreen. „Sie schlafen in Jakes Zimmer.“
„Nein, wirklich, das kann ich nicht annehmen.“ Caro war es sichtlich peinlich.
„Er schläft dann auf der Couch“, sagte Doreen.
Als er Caros zweifelnden Blick sah, fügte Jake hinzu: „Doch wirklich. Dann müssen meine Mutter und Bonnie nicht noch ein weiteres Gästezimmer herrichten.“
Sie lächelte. „Wenn das so ist …“
„Sie wollen jetzt bestimmt erst einmal heiß duschen“, sagte Doreen. „Jake, zeig ihr doch bitte, wo alles ist. Bonnie und ich suchen derweil Caro etwas zum Anziehen heraus.“
Jake verließ das Wohnzimmer. Caro folgte ihm. Obwohl sie hinter ihm ging, meinte er, ihren sexy Duft wahrnehmen zu können.
3. KAPITEL
Caro folgte Jake die Treppe hinauf, die gleich hinter dem Empfangstresen in die obere Etage führte. Das Treppengeländer wackelte, und die Stufen unter dem dunkelroten, abgetretenen Teppich knarrten bei jedem Schritt.
Oben angekommen wandte Jake sich nach rechts, ließ zwei Türen hinter sich und öffnete die dritte.
„Hier ist es“, sagte er und machte einen Schritt zur Seite, damit Caro eintreten konnte.
Da Caro angenommen hatte, er würde zuerst hineingehen, stieß sie mit ihm zusammen. Jake strauchelte kurz, streifte mit dem Fuß Caros Zeh und berührte mit dem Ellenbogen leicht ihre Brust.
„Oh, das tut mir leid.“
„Entschuldigung!“, rief sie.
Sie hatten gleichzeitig gesprochen.
„Habe ich Ihnen wehgetan?“, fragte er.
„Nein, zum Glück haben Sie ja die Stiefel ausgezogen.“ Auf die Berührung mit dem Ellenbogen ging Caro nicht näher ein.
Dann traten sie nacheinander ins Zimmer.
Der Raum war gut geschnitten, in der Dachgaube hatte ein Schreibtisch Platz, und zwei Lehnsessel standen vor dem Kamin. Über den Sesseln hingen Kleidungsstücke, zum Sitzen benutzte Jake sie offensichtlich nicht. Den Kamin schien er hingegen zu benutzen, darin lag ein angekohltes Holzscheit.
Caro wünschte, ein Feuer würde im Kamin brennen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr niemals wieder warm würde. Dennoch bat sie Jake nicht, ein Feuer zu machen. Sie hatte ihm schon zu viel Mühe bereitet.
Das Bett erregte nun ihre Aufmerksamkeit. Das alte Gestell aus Messing gehörte vermutlich zur Originaleinrichtung des Gasthofes. Sie machte ein paar Schritte darauf zu, um sich das fein gearbeitete Kopfende anzusehen. Als sie eine Hand auf das kalte Metall legte, fiel ihr Blick auf das zerwühlte Laken. Caro kannte das aus eigener Erfahrung. Sie stellte sich vor, wie Jake im Bett lag und sich unruhig von einer Seite auf die andere warf. Schnell verdrängte sie den Gedanken.
Jake räusperte sich. Er stand hinter ihr, und Caro drehte sich zu ihm.
„Sie schlafen sehr unruhig“, sagte sie gedankenlos.
Jake zog die Augenbrauen hoch.
„Das Laken ist zerwühlt.“ Sie wies mit der Hand zum Bett.
„Ich hätte mein Bett wohl gemacht, wenn ich gewusst hätte, dass jemand anderes heute Nacht darin schläft. Ich hatte nicht mit Gesellschaft gerechnet.“
„Das sollte kein Vorwurf sein“, entschuldigte Caro sich. „In meinem Bett sieht es morgens auch immer so aus.“
Er sah sie wieder fragend an. Caro kam sich albern vor. Deshalb fügte sie hinzu: „Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie mir Ihr Bett überlassen. Das Zimmer ist sehr gemütlich.“
Er lachte laut, was ihm gleich einen viel freundlicheren Ausdruck verlieh.
„Caro, das Zimmer ist ein Loch. Das ganze Hotel ist heruntergekommen.“ Er wurde wieder ernst. „Das war es nicht immer, und wenn ich einmal fertig bin, wird es in neuem Glanz erstrahlen. Ich schaffe das!“
Caro wusste nicht, was sie auf diese entschlossen vorgebrachte Erklärung antworten sollte. Aber Jake wandte sich ohnehin den praktischen Fragen zu.
„Es gibt im ganzen Haus nur drei funktionstüchtige Badezimmer. Das eine ist im Erdgeschoss, gleich neben dem ehemaligen Zimmer des Hausmeisters. Die anderen beiden befinden sich auf dieser
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