Julia Extra Band 362
dass sie erst einmal innehielt. Wenn sie und Keir am Ende tatsächlich nicht mehr wussten, wohin, würde sie ihrem Sohn zuliebe die Zähne zusammenbeißen und zusagen, bevor sie auf der Straße landeten.
„Ich, äh – nein, natürlich wäre das kein Problem. Ich danke Ihnen“, brachte sie hervor.
„Dann schlage ich vor, dass Sie ernsthaft über meinen Vorschlag nachdenken. Sandy und Joe würden Ihnen bestimmt auch ihre Gastfreundschaft anbieten. Doch das wäre weder für Sie noch für die Tanners auf Dauer eine Lösung.“
„Nein“, gab sie zu. „Das denke ich auch …“ Ihre Stimme verlor sich. Verzweifelt suchte sie nach einer passenden Lösung, nur um zu erkennen, dass sie gar keine Wahl hatte. Obwohl sie sich in die Enge getrieben fühlte, gab sie schließlich auf.
„Also gut – ich nehme Ihr freundliches Angebot an und werde ein paar Tage bleiben, bis ich etwas Dauerhaftes gefunden habe.“
Irgendetwas. Sie würde alles akzeptieren!
Sehr zufrieden wirkte er nicht. „Fein. Aber bitte ersparen Sie mir zukünftig Ihr ständiges Dankeschön. Ich mag das nicht.“
In diesem Moment summte ihr Handy, und Marisa zog es aus der Tasche. Tracey war am anderen Ende. Im Hintergrund hörte sie Keir – mit herzzerreißendem Weinen.
„Könntest du bitte herkommen?“, flehte Tracey sie an. „Er weint die ganze Zeit und will wissen, ob es dir gut geht.“
„Wir sind gleich da“, rief sie ins Handy und schaltete ab. Während sie schon unterwegs zum Wagen war, erklärte sie Rafe, was los war.
Ein weinender, schniefender Keir flog seiner Mutter in die Arme.
Mrs Tanner sah ihre Tochter stirnrunzelnd an. „Ich fürchte, er hat mitgehört, als Tracey mit einer Freundin über den Brand gesprochen hat. Das hat ihm alles wieder in Erinnerung gebracht, und er hat Angst bekommen, dass seine Mutter noch immer in Gefahr ist.“
Tracey wurde rot. Sie bekannte sich schuldig. „Es tut mir so leid – ich hätte aufpassen sollen, dass er nicht zuhört.“
„Keir, alles ist gut. Hör auf zu weinen, Mummy geht’s gut“, flüsterte Marisa.
Rafe klang gelassen und zuversichtlich. „Das wird bald vorbei sein. Jetzt, da er weiß, dass seine Mutter in Sicherheit ist, wird alles wieder gut. Nicht wahr, Keir?“
Der Kleine schluchzte an Marisas Brust und nickte. Mannhaft versuchte er, die Tränen zurückzudrängen. Doch immer wieder erschütterte ein Beben den kleinen Körper.
Rafe sah ihn aufmunternd an. „Und der größte Teil deines Spielzeugs ist gerettet.“
Marisa, die den neugierigen Blick der Tanners bemerkte, erklärte: „Keir, Mr Peveril hat mir geholfen, deine Kleider und Spielsachen aus dem Haus zu holen. Und was sagt man da zu ihm?“
Nach einem heftigen Schluckauf löste sich Keir aus der Umarmung seiner Mutter. „Danke, Mr Pev’ril. Und was ist mit meinem Bulldozer?“
„Schon gut“, ging Marisa dazwischen, bevor Keir all seine Spielsachen aufzählen konnte. „Und was sagst du zu Mr und Mrs Tanner und Tracey und den Jungs?“
Keir bedankte sich brav und fügte noch hinzu: „Und vielen Dank für die leckere Schokolade, Tracey.“
„Bitte schön“, sagte das Mädchen. Sie fuhr ihm durchs Haar, bevor sie seine letzten Tränen trocknete.
Ehe sie sich zum Gehen wandte, erkundigte sich Sandy mit besorgter Stimme: „Marisa, was willst du denn jetzt machen? Kann ich noch irgendetwas für euch tun?“
Bevor Marisa antworten konnte, mischte sich Rafe ein. „Ich habe ihr angeboten, mit Keir auf Manuwai zu wohnen, bis sie etwas Dauerhaftes gefunden haben.“
Als sie Sandys überraschten Seitenblick bemerkte, mischte Marisa sich schnell in die Unterhaltung ein. „Rafe war so freundlich, uns vorübergehend Räume zur Verfügung zu stellen. Aber solltest du hören, dass es in der Nähe etwas für mich zu mieten gibt, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir Bescheid gibst.“
„Ich werde mich umhören“, sagte Sandy und nickte. Sie tauschte einen Blick mit Rafe und ergänzte: „Ich fürchte, es wird nicht leicht werden.“
„Rafe hat mich auch schon gewarnt.“
Je mehr Menschen davon wussten, dass sie eine Wohnung suchte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, eine zu finden. Morgen – oder besser noch, sobald sie auf Manuwai angekommen waren – würde sie zusätzlich noch jeden Makler im Ort anrufen.
„Direkt nach Hause?“, fragte Rafe den Jungen, als sie wenig später in seinem Wagen Platz genommen hatten.
Marisa nickte. „Sie haben mir das Wort aus dem Mund
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